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Wie vorhergesehen, musste man auf eine Fortsetzungsgeschichte zum
Borer Paar nicht allzu lange warten. Nach den zahlreichen Vorkommnissen rund
um Thomas Borer und seiner Frau Shawne, wird die Liste zu früheren
Geschichten wieder länger: Shawne und Thomas waren für die Medien stets dankbare Schlagzeilen-Garanten. Die Öffentlichkeit honorierte die Geschichten mit enormen Interesse. Andererseits schätzten die Medien die Einschaltquoten. Die gewagten und unkonventionellen Vorkommnisse waren stets medienwirksam. Das Ehepaar Borer hatte nicht nur Ärger mit den Medien, es profitierte selbst auch vom grossen Medienecho. Dank dem öffentlichen Interesse wurde das Ehepaar überall gefragt. Es ist deshalb nicht verwunderlich, wenn die Presse weiterhin recht genau weiterverfolgt, was sich so rund um die Botschaft in Berlin alles tut. An Ostern 2002 kam Botschafter Borer erneut in die Schlagzeilen. Auf der Frontseite des Sonntagsblicks stand gross aufgemacht:
Das Ganze war kein Aprilscherz, sondern eine heikle Geschichte für Borer. Nach Beobachtungen von Sicherheitbeamten parkte in der Nacht auf den 21. März 00 Uhr47 eine Frau 80 Meter vor der Schweizer Botschaft und Djamila Rowe stieg in die Borer-Limousine. Sie fuhr hierauf in die Tiefgarage der Botschaft. Alles wurde von Überwachungskameras aufgezeichnet. Um 2 Uhr 34 verliess dann die Frau die Botschaft und eilte zu ihrem Auto zurück. Diese angebliche Affaire um die frühere Nackttänzerin Djamila führte verständlicherweise zu einem Boulevardmedienwirbel. Auf die Frage von Journalisten, was sie nachts in der Botschaft zu schaffen hatte, antwortete Djamila keck:
Shawne war dazumal nicht zu Hause. Sie hielt ein Referat im Grandhotel Viktoria in Interlaken. Djamila die heute als Visagistin arbeitet, behauptete, Shawne habe sie nach einer Auseinandersetzung vor zwei Wochen getreten. Nachher sei sie zu einem Arzt gegangen. Brisant an der Geschichte ist der Umstand, dass der Mann des Kindes von Djamila wegen Betruges mehrfach vorbestraft ist. Der Pressechef des Aussenministers hatte keine Kenntnis von all den sonderbaren Geschichten. Das Departement wünsche keinenfalls, dass ein Botschafter erpressbar werden könne, meinte Pressechef Ruedi Christen, man wolle anderseits im Departement keine Vorverurteilung, noch ein vorschnelles Urteil abgeben. Doch Bundesrat Deiss wünsche, dass die Fakten rasch geklärt werden. Der Departements Chef wolle eine schnelle Darstellung des genauen Sachverhaltes. Auch uns geht es bei dieser Medienstory nicht um eine Vorverurteilung. Es könnte letzlich alles nur eine Bagatelle sein. Doch müssen wir trotzdem festhalten: Wer in der Öffentlichkeit steht und dauernd von sich reden macht, der muss sich nicht wundern, wenn die Medien laufend alle Details mitverfolgen. Selbst wenn bei dieser jüngsten Geschichte gar nichts Schlimmes vorliegen sollte und alles sofort geklärt werden könnte, so haben die Boulevardmedien bereits ihr Futter bekommen. Denn: die Geschichte ist
Es bleibt lediglich zu hoffen, dass die Geschichte keine echte Affaire ist.
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Nachtrag 2. April: An Ostern stellte Borer die oben geschilderte Mediengeschichte in Abrede. Hatte damit die Besucherin gelogen? Oder leidet der Botschafter an einer Gedächtnislücke? Ist die Sensationspresse einer profilierungssüchtigen Frau auf den Leim gekrochen oder haben die Medien einmal mehr ihre Kontrollfunktion wahrgenommen? Die Situation ist für Thomas Borer nach dem Wirbel noch nicht ausgestanden. Der Hinweis "Alles sei kostruiert und erlogen" genügt der politischen Zentrale in Bern noch nicht. Eigenartig: 24 Stunden nach seinem Dementi bestritt Borer vor "TeleZüri" nicht mehr, dass er die Besucherin kenne. Sie könnte schon einmal in der Botschaft gewesen sein, meinte er nun. Djamila Rowe beschrieb am 2. April in einem Interview das Treffen:
Sicherlich muss abgeklärt werden, unter welchen Umständen die Photos vor der Botschaft entstanden waren. Die Situation bleibt für den Botschafter heikel. Schon einmal wurde er vom Aussenminister gerüffelt, weil er für kompromittierenden Schlagzeilen gesorgt hatte. Der Sprecher von Deiss meinte zum tolerierbaren Mass der privater Eskapaden: "Die Botschafter dürfen in der Ausübung ihrer Funktion nicht beeinträchtigt werden. Sonst muss man Lösungen suchen." (Rhetorik Leser können sicherlich diese diplomatische Formulierung selbst interpretieren. Was heisst dies konkret?) Die Medienstory wird bestimmt noch etwas weitergehen, denn der Stoff ist ideal für Fortsetzungsgeschichten. Der Inhalt entspricht allen Anforderungen der Bouvardpresse:
Nachtrag in der Nacht vom 2. auf den 3. April: Auch das "10 vor 10" des Schweizer Fernsehens widmete sich der geschilderten Klatschgeschichte. Angeblich nicht deshalb, weil Klatsch Wohlbefinden auslöst, sondern weil der Botschafter im Nachhinein gravierende Fehler gemacht hat und seine Aussagen für ein Informationsgefäss auch sendewürdig geworden sind. Nachdem bin anhin Aussage gegen Aussage gestanden war und noch niemand sagen konnte, ob die Küsschengeschichte nur heisse Luft ist, erlebte man im "10 vor 10" einen recht ungehaltenen Thomas Borer. | ||
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Nachtrag 3. April. Eskaliert die Klatschgeschichte
doch noch zur Skandalgeschichte? Alles schien zwar bis heute völlig offen: Ein Botschafter, der von "ungeheuren Lügen" spricht. Ein EDA, das bis zum Beweis des Gegenteils keinen Grund hat, an der Aussage von Thomas Borer zu zweifeln. Dann die Sicht von Mjamile R. sowie einer Klatschpresse, die zum Gegenschlag ausholt, nachdem sie gestern von Borer angegriffen wurde.
In der Fortsetzungsgeschichte veröffentlicht "Blick" zwei eidesstattliche Erklärungen von Djamila Rowe und dem Fotojournalisten, in der beide versichern, dass Botschafter Borer tatsächlich mit Djamila Rowe in seinem Wagen in die Tiefgarage gefahren ist. Der Wirbel um den nächtlichen Besuch wird damit noch nicht so schnell abflauen, obwohl Tageszeitungen wie die NZZ die "Klatschgeschichte" bisher ausgeklammert haben. So oder So: Die Affaire um den nächtlichen Besuch brachte der Sensationspresse immerhin einige Tage Schlagzeilen. Die Geschichte liess sich gut verkaufen. Zu bedenken gibt aber:
Links zum Thema: |
Nachtrag 3. April Abend: Rundschau Interview im SF DRS: Auf dem Rundschaustuhl sitzt Bernhard Weissberg von der Konzernleitung Ringier. Der Rundschau Journalist ist Reto Brennwald. Es geht um die Borergeschichte. Statt eines hartes Briefing oder dem üblichen Hinterfragen von Sachverhalten und Widersprüchen, sahen und hörten die Zuschauer den Ringiervertreter auf der Anklagebank. Er wird beschuldigt eine Kampagne inszeniert zu haben. Weissberg konnte am Anfang des Interviews kaum einen Gedanken zu Ende bringen. Die Widersprüche bei den Aussagen des Ehepaares Borer durfte Weissberg nicht ausformulieren obwohl dies die Zuschauer auch interessiert hätte. Statt dessen sammelte Brennwald Widersprüche bei der Ringiergeschichte. Weissberg blieb trotz alledem ruhig. Als es ihm unmöglich war, den DRS Journalisten so weit zu bringen, dass er seine Gedanken ganz vermitteln konnte und alle Versuche, den Journalisten zu stoppen nichts nützen, wehrte er sich freundlich:
Erstaunlich war, dass ein Journalist so eng positioniert einen Kollegen in die Mange nehmen kann. Der ungehaltene DRS Journalist gab gewiss nicht nur uns zu denken. Weshalb diese unverständliche Überreaktion? Berufsstolz war da sicher im Spiel, wie Brennwald während des Interviews auch selbst sagte. Wir können davon ausgehen, dass aber beim Publikum der Rundschaujournalist durch seine Art wenig gepunktet hat. Weissberg gelang es noch, trotz den ständigen Unterbrechungen darauf aufmerksam zu machen, dass Borer wie auch seine Frau jetzt alles unternehmen wüden folgende Ringier - Geschichte zu verbreiten: Ringier will den Botschafter abschiessen! Shawne Fielding habe explizit verlauten lassen, Ellen und Michael Ringier würden persönlich hinter dieser Kampagne stehen. Morgen wird der "Blick" bestimmt wieder Neues bringen. Denn Weissberg verstand es, inmitten des ungewöhnlichen Wortgefechtes noch darauf aufmerksam zu machen, dass es sich lohne, morgen den Blick zu kaufen. Die Skandalgeschichte wird also noch mehr Lehrstoff abgeben. |
Nachtrag: 4. April, 2002, Bern bleibt gelassen -
trotzdem will die Geschichte kein Ende nehmen.
führte erstaunlicherweise dazu, dass die Abendtagesschau DRS diese Neuigkeit ebenfalls brachte. Dass die Klatschstory damit nicht wie üblich langsam versandet, bestätigt jetzt die Reaktion des Pressesprechers des EDA vom 4. April. Christen liess im Tagesschaubericht verlauten, die Situation sei unklar. Botschafter Borer müsse nun zeigen, dass er die Wahrheit sage. Borer selbst will ein Klage einreichen. Nach Soziologieprofessor Imhof, gibt es immerhin bei jedem Skandalierungsprozess zu beachten, dass alle Schritte gut überlegt sein müssen, damit es nie zu Überreaktionen kommt.
Der Botschafter schlug leider zu oft wild um sich. Seine Verhaltensfehler müssen noch komplettiert werden:
Hoffentlich lässt sich das Ehepaar Borer fachgerecht beraten. Vielleicht ist es noch nicht zu spät. Jeder Formfehler könnte während der Skandalierungsphase plötzlich zu einer ernsthaften Krise führen. Für uns gilt immer noch die Regel: Im Zweifel für den Angeklagten, bis das Gegenteil bewiesen ist. |
Nachtrag 5. April: Borer tappte in eine Blick-Falle. Die NZZ erwähnte die Schlammschlacht Borer tagelang mit keinem Wort. Sie klammerte die Klatschgeschichte bewusst aus. Dafür beleuchtete die NZZ nachträglich die Affaire in einem aufschlussreichen Beitrag. Die NZZ stelle ebenfalls fest: Hätte Borer nach den Insinuationen des "Sonntags Blicks" gesagt:
dann hätte die Geschichte einen völlig anderen Verlauf genommen. Jedenfalls wäre es nicht zu einer Eskalierung gekommen. Die NZZ weist ebenso deutlich darauf hin, dass ein Botschafter nicht verpflichtet ist, ein Medienspiel mitzuspielen. Niemand muss sein Privatleben gegenüber der Öffentlichkeit ausbreiten oder gar legitimieren. Der erste Beitrag des "Sonntags-Blicks" war eine unzulässige Verletzung von Borers Prvatspäre. Borer hätte damals den Ringier-Postillen nicht nur den Wind aus den Segeln nehmen können und sie einklagen können. Statt dessen tappte der Botschafter in die Blick-Falle:
Dank dem Dementi konnte sich die "Affaire" von den Ringier Blättern neu positioniert werden. Plötzlich rückt die Frage ins Zentrum, ob der Botschafter gelogen oder nicht gelogen habe. Die Angelegenheit bekam mit dem Dementi eine völlig neue Dimension. Falls nun Borer gelogen hat, so gibt es kein Entrinnen mehr. Die Rolle des Botschafters wäre auch mit einer Notlüge angeschlagen, sein privates wie auch öffentliches Ansehen tangiert. Der Skandal konnte dank dem ungeschickten Verhalten weiter in Gang gehalten werden, zumal auf beiden Seiten häppchenweise Widersprüche und Ungereimtheiten laufend für neuen Gesprächstoff sorgten. Detailfragen werden in der Öffentlichkeit diskutiert. Waren die Bilder manipuliert? Regnete es zum Zeitpunkt der Aufnahme? Darf ein Botschafter privat überhaupt photografiert werden? Wie öffentlich ist die Wohnung und die Botschaft? Heute will Borer eine Klage gegen jene nachreichen, die an der Verletzung seiner Privatsphäre beteiligt waren. Der Botschafter hofft damit, das Feuer eindämmen zu können. Diese Klage kommt jedoch recht spät. Das Verlagshaus Ringier behält sich seinerseits rechtliche Schritte gegen die wahrheitswidrigen Aussagen Borers vor. Anstelle einer Beruhigung brachte das offizellen Schweizer Fernsehen nach den jüngsten offizellen Borerbeiträgen in der Tagesschau und dem "10 vor 10" vom 4. April zudem noch in der "Arena" vom 5. April eine ausführliche öffentliche Diskussion über diese Skandalgeschichte. Thema:
Die Diskussion bestätigte viele Erkenntnisse, die wir im bisherigen Protokoll bereits ausführlich beschrieben haben. Dass die Boulevardpresse Medienopfer produzieren kann, wissen wir nicht erst seit der Paparazzigeschichte mit Diana. Es wurde in der "Arena" ebenfalls betont, dass es in den Medien eine zunehmende Tribunalisierung oder Vorverurteilung von Menschen registriert werden kann, von Menschen die gegen ihren Willen angeprangert werden, bevor Sachverhalte geklärt sind. Den Zuhörern wurde dank diesem "Arena" Beitrag bewusst:
Die Borergeschichte wurde von der einen Seite als vulgär, primitiv, ordinär, sowie als ein Machwerk "aus der untersten Schublade" qualifiziert. Es zeigte sich auch bald, dass die Ringierpresse auf der Anklagebank stand. Den beiden Vertretern des "Blicks" und "Sonntagsblicks" Jürg Lehmann und Mathias Nolte blies ein eisiger Wind entgegen. Im Grunde genommen hatten die Ringier Vertreter gegen alle anderen zu konteren. Der Moderator Reto Brennwald war jetzt erstaunlicherweise ausgewogen und moderierte aus unserer Sicht recht geschickt. Bei den Gesprächsteilnehmern erstaunte, dass Maximilian Reimann genau wusste, was wir von der Affaire Borer halten müssen, obschon er selbst die Blickgeschichte gar nicht mitverfolgt hatte. Uns erstaunte ebenfalls die Haltung von Roger Schawinski, der sich als Saubermann aufspielte: "Ich habe nie die Privatsphäre öffentlicher Personen verletzt". Er müsste selbst genau wissen, dass er den Boulvardjournalismus sehr gepflegt hatte und es mit der Verletzung der Privatspäre bei Privatpersonen nicht immer so ernst genommen hatte, denn er war nie ein Verächter von Klatschgeschichten. Die jetzige Ringier-geschichte hätte er wahrscheinlich nicht zurückgestellt. Wir wagen die Behauptung: Könnte er beim "TELE 24" heute noch Leute in die Zange nehmen: Er hätte die Klatschgeschichte Borer ebenfalls ausgeschlachtet.
Dass Borer sich ungeschickt verhalten hatte, blieb von den meisten Diskussionsteilnehmern unbestritten: Der Botschafter war der heiklen Situation, der überraschenden Provokation tatsächlich nicht gewachsen. Er wurde überrascht und provoziert . Er tappte in eine Falle und begab sich selbt ins Schlammassel. Auch wenn die Sensationspresse unfair und falsch gehandelt hat, Ein Botschafter dürfte auch in einer privaten Krisensituation die Nerven nicht verlieren. Selbst wenn er überrascht und provoziert worden ist, er hätte niemals so ungeschickt reagieren dürfen. Einige Diskussionteilnehmer meinten ferner:
Borers Behauptungen können jetzt ausführlich thematisiert werden. Die Klatschpresse erhält laufend neues "Futter". Die Angelegenheit wird nicht - wie erhofft - zum "Fall Ringier" sondern sie wird immer mehr zum "Fall Borer". Auch bei Borers Klage die zwar eine wichtige Klärung bei der zentralen Frage: - Wie weit darf die Presse gehen? - bringen könnte, muss der Botschafter bei einem Gerichtsverfahren damit rechnen, dass noch einmal alles aufgerollt und publiziert wird. Die Geister die er bekämpfen wollte, würde er vielleicht nicht mehr los!
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Nachtrag: 7. April
Dieses Verhalten entspricht den
Empfehlungen
in publizistischen Krisen. Aussagen werden erst gemacht, wenn
die Fakten auf dem Tisch lagen. Wollen die Medien mehr wissen, so wird
wenigstens informiert, wann man weiter informieren kann. Oder man
sagt, was unternommen wird. Das ist alles! Im Grunde genommen ist es erstaunlich, dass so eine private und unbedeutende Angelegenheit zu so einem grossen Wirbel führen kann. Die Geschichte ist weder ein nationales, geschweige denn ein internationales Ereignis. Die Geschichte illustriert aber, wie plötzlich eine Banalität zu einem Skandal werden kann. Dies alles nur deshalb, weil ein Botschafter sich undiplomatisch verhielt. In Krisen darf man nie Widersprüche produzieren. Borer hätte am Anfang nichts sagen, nicht dementieren dürfen. Bei Skandalierungen ist die Früerkennung das Wichtigste. Obwohl eine Geschichte beim "Blick" normalerweise nur 5-6 Tage dauert und in der Regel dann wieder ein neues Menue gekocht wird, lag es nach der "Arena" Sendung in der Luft, dass in diesem Fall die Sache etwas länger gehen würde: Am 6. April fand man auf der Titelseite von "Blick" die Schlagzeile: "Jetzt redet der Fotograf. Neuer Zeuge gegen Borer!" Der Zeuge ist ein Kellner, der Borer im Wintergarten des Berliner Kaufhauses KaDeWe mit Djamile gesehen haben will. Nachdem es nicht gelungen ist, die Affaire Borer leerlaufen zu lassen, zeigt sich bei den anderen Medien folgendes Bild:
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Nachtrag vom 8. April. Das Ende - oder schnappt die Falle doch noch zu?
Das Ehepaar Borer weilte am Wochenende noch immer auf Mauritius in den
Ferien. Schawne Fielding informierte dort die "Bild am Sonntag" über
die Sexgerüchte. Sie erzählte unter den Palmen, wie sie den
perfiden Vorwürfen ausgeliefert worden sei. Nochmals bestärkt sie
ihre Unterstützung für ihren Mann, der grosses internationales
Vertrauen geniesse. Es seien möglicherweise Geld und eine gezielte
Intrige im Spiel, meint Shawne Bild am Sonntag. Nachdenklich fügte
sie hinzu: "Wenn die Energie und das viele Geld, das für den Versuch einer Demontage meines Ehemannes ausgegeben wird, für die Kinder der SOS-Kinderdörfer investiert würden, wäre viel erreicht." Shawne Fielding-Borer konnte in der deutschen Boulevardpresse ihre Chance nutzen und ihre Botschaften wie auch all ihre positiven Taten ausführlich verkaufen:
Im Fall Ringier-Borer zeigt sich an diesem Wochenende, dass sich das Feuer auch auf andere Medien ausgebreitet hat. Das Gespräch über die Geschichte erlosch nicht so schnell wie erhofft. Auch jene Journalisten, die bewusst Zurückhaltung geübt hatten, erkannten jetzt, dass nicht mehr geschwiegen werden konnte. Es galt jetzt, die Geschichte möglichst neutral und objektiv zu analysieren. Die Affaire hat die Frist von gut einer Woche mit zunehmender Intensität überdauert. Die Sonntagszeitung und der Sonntagsblick räumten dem Fall dieses Wochenende sogar 1. Priorität ein, obschon es viel wichtigere Geschehnisse gehabt hätte. Wir fassen diese geballte Ladung (Frontseiten und ganzseitige Artikel) wie folgt zusammen: Der Sonntags-Blick beleuchtete in den 5 Seiten vor allem Borers Leben in der Partyszene. Angeblich begann die Affaire schon vor Monaten. Die Pirschgänge Borers quer durch das Berliner Nachleben wurde schon langfristig beobachtet. Dem Chefredaktor ging es darum, zu zeigen, dass ein Boulevard-Botschafter oder ein Unterhaltungs-Botschafter zur ehrenwerten Spassgesellschaft gehört. Wenn Borer und seine Frau sich in Klatschseiten zieren, so sei es auch nichts ehrenrühriges, wenn sie auch wie Bohlen, Feldbusch oder Naddel behandelt werden.
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Gegenskandalierungen (z.B. die Behauptung, die Kampagne sei gesteuert
worden) sind immer kontraproduktiv, findet auch der Mediensoziologe
Kurt Imhof:
Mediensoziologe Kurt Imhof spricht in der Sonntagzeitung Klartext: "Borers Verhalten war eine krasse kommunikative Fehlhaltung." Wir stellten uns während allen Beiträgen die Frage: Wie ist es möglich, dass eine Person, nach verschiedenen medialen Schlammschlachten - immer wieder ins Fettnäpfchen tritt? Nach so vielen negativen Erfahrungen müsste Borer heute ein Krisenroutinier sein! Die Sonntagszeitung schilderte Borer als temparamentvollen Siegertypen, der deshalb immer wieder übers Ziel hinaus schiesse. Ein Studienfreund von Borer verriet: "Wenn es um Ungerechtigkeiten geht (vor allem um seine Frau) reagiert er sehr emotional. "Ein PR-Profi, der die Schweizer Botschaft in Berlin regelmässig betreute, schrieb: "Der Diplomat ist ein Rennpferd, das immer im vollem Gang aus den Boxen springt." Links zum Thema: |
Nachtrag 8.-9. April, 2002. Ende einer Politaffaire? Wir hatten Gelegenheit, mit verschiedenen Journalisten über die Skandalierungsgeschichte Borer zu diskutieren: Ist nun die Luft draussen? Geht die Geschichte doch noch weiter? Haben die bo(h)renden Medienprodukte konkrete Auswirkungen? Wird der Medienskandal doch noch zum Politskandal? Es wäre durchaus denkbar, dass die Geschichte im Sand verläuft, weil gewiss alle an einer Beruhigung interessiert sind müssten. Das Ehepaar Borer müsste in erster Linie daran interessiert sein. Die Leser haben genug vom ellenlangen Medienwirbel. Die banale Borergeschichte langweilt zunehmend. Bundesrat Deiss wäre auch froh, wenn er aus dem Schussfeld gerät. Und die Ringierpresse könnte sich mit anderen Problemen beschäftigen. Alle müssten im Grunde genommen froh sein, wenn es zu keinen juristischen Nachspielchen kommt. Deshalb müsste eigentlich über die leide Geschichten Gras wachsen. Die Gespräche mit den Journalisten machten uns jedoch bewusst: So einfach wird es wohl kaum sein. Denn: Personen wurden verletzt und viele wollen bestimmt nicht nur ihre Wunden lecken. Es ist deshalb durchaus denkbar, dass noch weitere Aktionen folgen werden.
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Nachtrag vom 10. April (vormittag) Der "Blick" vom 10. April bleibt noch beim Thema Borer: in einer persönliche Stellungsnahme fand Michael Ringier dass Borer sich den Medienwirbel selbst eingebrockt habe. Auf die Frage, weshalb Borer sich als Opfer des Ehepaares Ringier sehe, fand Ringer: Vielleicht habe das Ehepaar Borer einen schlechten Berater gehabt, der ihnen diesen Floh ins Ohr gesetzt habe. Angesprochen auf die Bemerkung Ringiers, er hätte persönlich diese Story am Anfang noch nicht veröffentlicht, ergänzte Ringier: Am Anfang war die Verletzung der Privatsphäre noch zu wenig begründet. Botschafter Borer lancierte den Medienwirbel erst durch sein ungeschicktes Verhalten. Thomas Borer sei es gewesen, der die Wahrheitsfrage gestellt habe und für eine Zeitung ist die Wahrheitsfrage die wichtigste überhaupt. Ringier musste beweisen, dass sie korrekt gehandelt haben. Die vielen Geschichten habe sich Borer selbst eingebrockt. Ob die Geschichte noch weitergehe? Ringier antwortete mit der Bemerkung, dass die Zeitung nicht weiter machen wolle. Doch wenn Borer weiter darauf bestehe, dann können sie schon noch weitere Beweise liefern. In einem zweiten Beitrag "Jetzt haben die Deutschen genug von Thomas Borer" wollte die "Blick" Redaktion wissen, was die Deutschen über den Botschafter denken. Es folgten kritischen Stimmen: "Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ)" stellte klar: "Eine Botschaft ist keine Bar." Die "Bunte" habe ein verheerendes Bild des hochgejubelten Botschafters gezeichnet. Auch der "Spiegel" räumte der Borer-Affaire fast zwei Seiten ein. Die Reaktion des Diplomaten: "Die Dame war nie in meinen Privaträumen" klinge im Zusammenhang mit den anderen Widersprüchen wenig glaubwürdig. |
Nachtrag vom 10. April (abend): Borer wird abberufen. Am Mittwochabend den 10. April erreichte die Skandalierung ihren Höhepunkt. Die Radio Nachrichten titelten "Der Schweizer Botschafter, der in Berlin den Kopf verlor, verliert jetzt seine Stelle." Bundesrat Deiss verkündete am Radio und am Fernsehen: Botschafter Borer habe sich geweigert, nach Bern zu kommen. und damit eine Weisung missachtet. Deshalb wäre der Antrag um Versetzung Borers möglich geworden. Borer könne in einer anderen Botschaft arbeiten. Ein Anzeichen, dass Botschafter Borer ausscheiden wolle, gebe es nicht. Interessant war zu erfahren, dass Borer nun zu diesen jüngsten sensationellen Geschehnissen vorest keine Auskünfte erteilt und vorläufig mit seiner Frau in den Ferien auf Mauritius bleibt. Dass Ringier den Entscheid des Bundesrates begrüsst, war zu erwarten. Das Haus Ringier ist der Ansicht, dass der "Blick"-Bericht nicht die Ursache, sondern der Tropfen gewesen wär, der das Fass zum Überlaufen gebracht habe. In der Parteienlandschaft wird von allen Seiten mit Ausnahme der SVP Vertändnis für den Entscheid des EDA signalisiert. Dies sei der logische Schritt gewesen. Dass nach dieser Skandalierung eine Ethikdiskussion stattfinden wird ist vorhersehbar. Die Diskussion um die Grenzen und die Qualitätssicherung beim Journalismus wird mit dem heutigen Entscheid verstärkt. Mediensoziologe Kurt Imhof und Medienwissenschafter Roger Blum sind sich einig: Thomas Borer habe sich aus der Perspektive des Boulevardjournalismus "ideal" verhalten. Es liege in der Logik jedes Skandals, wenn sich das Opfer wehre, denn dann könne die Geschichte weitergezogen werden. Daniel Cornu, der Leiter des Westschweizer Medienausbildungszentrums meinte aber, dass sich solche Skandale auch als Eigentor erweisen könnten. Die Medien schädigten sich langfristig ihr Image. Was unser ausführliches Protokoll eines Skandals vorläufig bewusst macht: Botschafter Borer hatte am Anfang einen gravierenden Fehler gemacht. Danach hatte er kaum mehr eine Chance. Jetzt ist er vorläufig das Opfer.
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Nachlese, 14. April, 2002
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Nachtrag 15. April, Schlusspunkt. Medienminister Leuenberger äusserte sich ebenfalls öffentlich zum Fall Borer. Er kritisierte sowohl Ringier als auch das EDA.
Nachdem nun viele Zeitungen über die Möglichkeiten, Rechte und Grenzen im Journalismus ausführlich reflektiert haben und nun die Skandalierung Borers eine politische Dimension erhält, setzen sir hier einen Schlusspunkt. Die SVP will nämlich mit einer Interpellation den "Fall Borer" zum "Fall Deiss" machen und die junge SVP verlangt in Inseraten die Wiedereinsetzung Borers als Botschafter in Berlin. Ob durch den Fall Borer, Bundesrat Deiss tatsächlich mittelfristig Schaden zugefügt werden kann, ist heute noch nicht absehbar. |
Nachtrag 8. Juni, 2002, Nachwehen. Nachdem er Schlichtungsversuch vor dem Friedensrichter zwischen Ringier und Borer geplatzt ist, klagt nun der ehemalige Botschafter Thomas Borer den "Blick" Chefredakteur ein. Es ist bekannt, dass das Verlagshaus Ringier an verschiedenen Fronten mit Nachwehen des Falles Borer zu kämpfen hat.
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Nachtrag vom 7. Juli, 2002 In einer eidesstattlichen Versicherung distanziert sich die Berlinerin Visagistin Djamila Rowe von früheren Aussagen und erhebt gleichzeitig Vorwürfe gegen Michael Ringier. Der Verleger Ringier soll ihr einen hohen Geldbetrag angeboten haben wenn sie vermeintliche sexuelle Beziehungen zu Borer eingestehe. In einer Stellungnahme weist der Ringier Verlag die Aussagen von Rowe zurück. "Sie stehen in unaufhebbarem Widerspruch zu früheren Erklärungen von Frau Rowe in zahlreichen Medien im In- und Ausland", wird Ringier zitiert. Die Aussagen stünden auch im Gegensatz zu der eidesstattlichen Versicherung, die sie Ringier gegenüber abgegeben habe, heisst es weiter. Für den Verlag sei deshalb eine juristische Klärung unausweichlich. Borer, der mittlerweile eine Beraterfirma in Berlin gegründet hatte und mit seiner Frau eine 15-Zimmer-Villa in Potsdam bezogen hatte, sagte gegenüber der "Bild" Zeitung, er habe von Anfang an von einer konstruierten Geschichte gesprochen. Er und seine Frau seien "erleichtert, dass jetzt die Wahrheit an den Tag kommt". |
Nachtrag vom 11. Juli, 2002 Die Borer-Denunizentengeschichte hat ein Nachspiel. Blick Chefredaktor Mathias Nolte und Korrespondentin Alexandra Würzbach sind zurückgetreten. Nach Tagesanzeiger soll Nolte Ringier den Rücktritt schon vor Wochen in Aussicht gestellt haben. Beide hätten das Vertrauen von Redaktion, Verlag und Öffentlichkeit nicht mehr gehabt. Dass sich die Reporterin Würzbach die Nacktbilder der Djamile Rowe illegal beschafft habe, wie Radio DRS berichtete, kam für den Verlag als letzte Bestätigung hinzu. Schon die von Ringier veranlasste Bildanalyse habe "bisher nicht den erhofften Befreiungsschlag gebracht". Borer hat kürzlich eine Klage gegen Ringier angekündigt. |
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