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www.rhetorik.ch aktuell: (14. Juli 2002)


Borer und die Medien


Tagesschau vom 14. Juli Der ehemalige Schweizer Botschafter Thomas Borer in Berlin, und der Ringier Verlag haben ihren Streit um die Diskreditierungskampagne in einem aussergerichtlichen Vergleich beigelegt. Der Verleger Michael Ringier entschuldigt sich bei Borer und zahlt ein Schmerzensgeld. Die Geschichte hatte für Ringier intern den Rücktritt des Chefredaktors des "Sonntags-Blicks" Mathias Nolte zur Folge. Es hatte sich auch herausgestellt, dass die im "Sonntags-Blick" von Würzbach veröffentlichen Nacktfotos von der deutschen Zeitschrift "Super-Illu" widerrechtlich erworben worden sind.
Wir hatten Borers Medienverhalten ausführlich in diesen Aktuellbeiträgen beschrieben und kommentiert:
1) 19.Nov/2000 2) 10.Dez/2000 3) 6.Mai/2001 4) 27.Mai/2001 5) 3.Febr/2002 6) 1.April/2002
Michael Ringier Eine Skandalgeschichte kostete bekanntlich Botschafter Borer seinen Job. Der Botschafter hatte nun den Medienriesen zu einer Entschuldigung und Vergleichszahlungen gezwungen. Ex-Botschafter Borer, der harte Verhandlungen aus der Zeit als Chef der "Task-Force Schweiz-Zweiter Weltkrieg" gewohnt ist, weiss genau, wie man verhandelt.
Es kam nun zu einer aussergerichtlichen Einigung mit dem Ringierverlag. Für den Verlag war bis heute viel zu viel publizistischer und finanzieller Schaden angerichtet worden. Nur mit einer rasche Flurbereinigung konnte weiterer Schaden verhindert werden.
Michael Ringier entschuldigte sich öffentlich im Sonntagsblick vom 14. Juli und ist sogar bereit, für den finanziellen Schaden aufzukommen, den das Ehepaar Borer durch journalistische Fehlverhalten erlitten hatte.
Ringier bedauert auch den Ausdruck "Lügenbotschafter". Die Bezahlung der Redaktion von 10'000 Euro an die Visagistin könne der Verlag nicht akzeptieren. Man habe nach Bekanntwerden aller internen Mängel sofort die personellen Konsequenzen gezogen.
Auch der Boulevardpresse seien Leitplanken gesetzt. Umgekehrt klagt Ringier nicht gegen die unberechtigte Behauptung Borers, das Ehepaar Ringier habe persönlich die Skandalgeschichte inszeniert. Ueber die Höhe der Vergleichszahlung wurde Stillschweigen vereinbart.
Frank A Meyer Nach "NZZ am Sonntag" vom 14. Juli ging der Chefpublizist Frank A. Meyer trotz dem neuen Wirbel auf Tauchstation. Meyer befindet sich trotz der grössten Krise des Verlages im Ausland.

Verschiedene Beiträge über Krisenkommunikation machen uns bewusst, dass Chefs in Krisensituationen immer "auf Deck" gehören.

Roger Schawinski Meyer war mitverantwortlich für die Einstellung jener Leute, welche die heisse Borergeschichte fabriziert hatten. Nach unsererm Dafürhalten wird Frank A. Meyer noch mehr unter Druck kommen.
Roger Schawinski forderte Michael Ringier in einem offenen Brief im Tages Anzeiger vom 13. Juli auf, sich von Frank A. Meyer zu trennen. Er riet:
"Er hat Dir viele Millionen gekostet und jetzt Deinen Ruf sehr geschädigt. Und gefährdet schliesslich Deinen ganzen Verlag."
Ringier im Sonntagsblick vom 14. Juli 2002:
Liebe Leserinnen und Leser
Blick Entschuldigung Fehler passieren. Sie zu beheben, dauert manchmal länger. Eigene Fehlleistungen haben wir - sicherlich zu spät - in den letzten Tagen aufgeklärt und daraus die Konsequenzen gezogen. Wir sind bei unserer Aufarbeitung auf Tatsachen gestossen, die wir nicht akzeptieren können. So hat sich erstens herausgestellt, dass Djamile Rowe ein Informationshonorar von 10 000 Euro bekommen hat. Zweitens musste die oberste Konzernspitze zur Kenntnis nehmen, dass Fotos von Frau Rowe unter einem Vorwand beschafft worden sind.
Beide Vorfälle stellen Verstösse gegen die journalistische Sorgfaltspflicht dar, die wir im Hause Ringier nicht dulden können. Dafür möchte ich mich auch im Namen der Redaktion bei unseren geschätzten Leserinnen und Lesern entschuldigen. Deswegen habe ich den Rücktritt von zwei Verantwortlichen sofort akzeptiert.
Auch Herrn Dr. Thomas Borer und seiner Frau stand eine Entschuldigung zu. Sie haben beide Ungemach erlitten, was ich bedaure. Wir haben uns bei ihnen entschuldigt. Ringier hatte sich wohl zu sehr auf die eidesstattliche Aussage von Frau Rowe verlassen, welche bekanntlich von ihr vor kurzem in der gleichen Form widerrufen wurde. Dies war ein Fehler.
Wir haben uns auch verpflichtet, für den finanziellen Schaden, welcher dem Ehepaar Borer-Fielding entstanden ist, aufzukommen. In langen Gesprächen konnte auf dieser Basis eine einvernehmliche Lösung im Interesse aller Beteiligten gefunden werden. Auf langwierige gerichtliche Auseinandersetzungen wurde damit verzichtet.
Mit Geld lässt sich vieles, aber nicht alles wieder gutmachen. Wir wissen das und wollen deshalb aus der Angelegenheit auch unsere Lehren ziehen. Im Wettbewerb um Aufmerksamkeit droht gutes journalistisches Handwerk verdrängt zu werden. Dieser Gefahr wollen wir mit erhöhter Wachsamkeit und mit Sorgfalt begegnen. Auch dem Boulevardjournalismus sind Leitplanken gesetzt, die er nicht übersehen darf.
Eine Rückbesinnung auf Grundwerte des Anstandes und der Fairness ist notwendig. Sie hat mit den bereits getroffenen Massnahmen begonnen und wird im Hause Ringier konsequent weiterverfolgt.
Nicht zum Nachteil der Attraktivität unserer Zeitungen. Wohl aber zum Vorteil unserer eigenen Glaubwürdigkeit.
Mit freundlichen Grüssen
Michael Ringier
Kurt Imhof Soziologe Kurt Imhof meint zur Ringier Krise:

"Der Ringier Verlag ist in der grössten Krise seit seinem Bestehen."

Nach Imhof hätte Ringier viel früher aktiv kommunizieren müssen. Imhof schreibt in der Sonntagszeitung:

"Durch die scheibchenweise Entlarvung der fragwürdigen journalistischen Methoden, wurde Ringier zum Opfer jener Skandalierungslogik, die den Erfolg seiner Boulevardzeitungen ausmachen."



Imhof erinnert an die gefälschten Hitlertagebücher, die 1983 als angeblich heimliche Tagebücher im Stern veröffentlicht und nachträglich als Fälschung entlarvt worden waren. Der Ruf des "Stern" war damals auf Jahre hinaus ruiniert.
Wir fragen uns, wie sich die Borer Geschichte nun für Ringier auswirken wird. Immerhin forderte dieser Fall - im Gegensatz zu der "Stern" Geschichte - auch soziale Opfer.
Auslöser der jüngsten Bereinigungsaktion war der eidesstattliche Widerruf der Sexgeschichte durch die Kronzeugin Djamile Rowe. Ringier ist über die eigene Kronzeugin gestolpert.
Bei dieser Geschichte interessierte uns in erster Linie die Auswirkung der Medienberichte und das Verhalten während der Krisensituation:
  • einerseits, das Verhalten Borers während der Beschuldigungen,
  • andererseits das Verhalten der Verlagsleitung in der heutigen Situation.

Nachtrag: Borer und Bundesrat Deiss
Dass Bundesrat Deiss nach dem Widerruf der früheren eidesstattlichen Erklärungen von Rowe unter Druck geraten musste, ist verständlich. Die SVP hat Deiss wegen der per Vergleich beigelegten Borer-Affäre erneut angegriffen: Deiss habe sich von einer Lügengeschichte manipulieren lassen. Ein Aussenminister, der sich von Boulevard-Kampagnen leiten lasse, werde nicht mehr ernst genommen. Deiss werde so zum Sicherheitsrisiko und sei dadurch untragbar geworden.
Wer den Fall Borer nicht detailliert verfolgen konnte, musste tatsächlich annehmen, ein Bundesrat habe sich von der Boulevardpresse leiten lassen. In einem Interview in der NZZ am Sonntag vom 14. Juli relativierte Deiss die Geschichte Borers.
Die Kernbotschaft des Aussenministers lautete:

"Thomas Borers Privatleben war nicht relevant für die Versetzung. Er folgte den Instruktionen nicht."


Ausschnitt aus dem NZZ Interview von Luzi Bernet mit Bundesrat Joseph Deiss vom 14. Juli, 2002:
NZZ am Sonntag: Mittlerweile dringen neue Fakten an die Öffentlichkeit, mit denen Borers Illoyalität und mangelnde Disziplin belegt werden. Warum hat das EDA dies nicht früher ins Feld geführt?

Deiss:Es sind eben nicht neue, sondern alte Fakten. Aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes gegenüber Herrn Borer habe ich diese aber im vertraulichen Rahmen der Aussenpolitischen Kommissionen besprochen. Und auf Grund dieser Angaben sind auch beide Kommissionen zum Schluss gekommen, dass der Bundesrat richtig entschieden hatte, Herrn Borer nach Bern zu versetzen.

NZZ am Sonntag:Wie beurteilen Sie das Verhalten der Ringier-Presse heute?

Deiss: Ich habe die journalistischen Methoden, welche bei dieser Angelegenheit angewendet wurden, bereits vor dem Bekanntwerden neuer Aussagen verurteilt. Was hier gemacht worden ist, war nicht korrekt. Ich hoffe aber gleichzeitig, dass dies eine heilsame Wirkung auf den Journalismus in der Schweiz hat.

NZZ am Sonntag:Wie wollen Sie der Öffentlichkeit klar machen, dass nicht die Geschichte im "Sonntags-Blick", sondern Borers allgemeines Verhalten entscheidend war für die Versetzung?

Deiss:Der Bundesrat hat seinen Entscheid auf Grund einer Reihe von Elementen gefällt, die dazu führten, dass Herr Borer einfach nicht mehr in der Lage war, seine Aufgabe im Sinne der Interessen der Schweiz wahrzunehmen. Sein Privatleben, insbesondere die angebliche Beziehung zu einer anderen Frau, waren dabei nicht relevant. Es handelte sich nicht um den ersten Vorfall. Nehmen Sie die Diskussion um Frau Borer auf dem Pferd in der Botschaft oder seinen Auftritt in "Viktors Spätprogramm". Ich hatte ihn bereits mehrmals warnen müssen, er solle Privatleben und Beruf besser trennen. Auch beim letzten Vorfall hat Herr Borer unprofessionell reagiert.

NZZ am Sonntag:Was haben Sie ihm konkret gesagt?

Deiss:Wir haben ihn aufgefordert, sofort zu klagen, damit das Departement und er erklären können, die Angelegenheit werde auf dem Rechtsweg ausgetragen, der Rest sei Privatsache. Er hat sich dieser Strategie nicht anschliessen können. Darüber hinaus hat er ohne Rücksprache mit dem Departement und zum Teil gegen meine ausdrückliche Instruktion Stellungnahmen an die Presse abgegeben, die nicht akzeptabel waren. Gleichzeitig ist bekannt geworden, dass er die Verhandlungsstrategie des Bundesrates für den Abschluss eines Luftverkehrsabkommens mit Deutschland öffentlich kritisiert hat. Das ist nicht die Aufgabe eines Botschafters. Die Diplomaten müssen die Politik der Landesregierung umsetzen und nicht öffentlich in Frage stellen. Trotz allem habe ich ihm einen Transfer auf einen anderen guten Posten im Herbst dieses Jahres in Aussicht gestellt, denselben Transfer, den er ohnehin etwas später hätte vollziehen müssen. Er hätte ja nicht für immer in Berlin bleiben können. Ich habe den Vorschlag eben auch deshalb gemacht, weil ich mit den Methoden der "Sonntags- Blick"-Journalisten, dem Eingriff ins Privatleben, nicht einverstanden war. Herr Borer hat dies abgelehnt. Schliesslich ist festzuhalten, dass Herr Borer nicht entlassen worden ist, wie dies zum Teil gesagt wird. Herr Borer hat von sich aus gekündigt, obwohl wir ihm einen guten Posten in Bern angeboten haben. Diese Kündigung hatte er im Übrigen gegenüber Medienvertretern erläutert, bevor er mich Samstagnacht mit einem Zweizeiler davon informierte.



Nachtrag vom 19. Juli, 2002
Nach längerem Stillschweigen hat de Ringier-Chefpublizist Fank A. Meyer in verschiedenen Interviews auf die heftige Kritik an seiner Person reagiert. "Wir sind uns einig, dass viele Fehler gemacht wurden", gibt er zu und fügte noch bei, er sei für einen Teil davon mitverantwortlich. Dies betreffe vor allem die Ernennung von Mathias Note zum Chefredaktor des "Sonntags-Blicks". Die Kampagnen gegen Borer führte er auf eine journalistische Kampfstimmung im Hause Ringer zurück, die nach den Angriffen Borers auf das Ehepaar Ringier auch ihn erfasst habe. Er wisse heute, dass es auch irregeleitete Kämpfe gebe. Wir fragen uns: Genügt dieses verspätete Eingeständnis als Befreiungsschlag?

Nachtrag vom 21. Juli, 2002: Wird Borer TV- Moderator? Der Exbotschafter Thomar Borer gibt ein Gastspiel als Fernsehmoderator. Er wird jedenfalls zwei Folgen der NDR Talkschow "Talk vor Mitternacht spezial" moderierieren.


Nachtrag vom 23. Juli, 2002. Exbotschafter-Gattin wechselt die Bühne
Die ehemalige Miss Texas wechselt von der Bühne der Botschaft zur Theaterbühne. Ab 14. November soll sie im "Theater am Westen" in "Vom Geist der Weihnacht", einem Musical nach Charles Dickens als Gaststar ihr Debüt versuchen. Damit muss Shawne Fielding in der neuen Residenz nicht unter Celebrity Entzugserscheinungen leiden. Der Karierreschritt kommt auch nicht ganz unerwartet, ist sie es doch gewohnt, sich selbst darzustellen.


Juli 24, 2002, Nachtrag zu Frank A. Meyer
Der Ringier Chefpublizist Frank A. Meyer äusserte sich im Tagi-Magazin zu den gegen ihn aufgeworfenen Vorwürfen zur Borer-Story. Er sei sich mit Michael Ringier darüber einig, dass Fehler begangen worden seien. Das betreffe vor allem die Ernennung von Mathias Nolte zum Chefredaktor des Sonntagsblicks: "Diese Berufung hat zur verhängisvollen Borer-Geschichte geführt. Die Mitverantwortung trage ich und sie quält mich." Meyer dementiert die Behauptung Schawinski's, er habe die Borer-Story von hinten auf die Frontseite befördert: "Das ist infam und frei erfunden." Im Hause Ringier habe nach der Borer-Story eine Art "Kampfstimmung" geherrscht mit einem fehlgeleiteten "feu sacré". Er habe in diesem Fall lernen müssen, das es auch irregeleitete Kämpfe gebe. Meyer zu einem Rücktritt: "Schon früher versuchten verschiedene Medien, mich gegen Michael Ringier auszuspielen. Das hat damals nicht funktioniert und wird heute nicht funktionieren." Meyer steht intern unter wachsendem Druck, weil auch der Ringier-Verwaltungsrat seine Rolle im Verlag untersuchen will. Da kann es dann schon mal zu einem kleineren Unfall kommen. Meyer's schwarzer Jaguar kollidierte vor dem Pressehaus mit einem Wagen der Müllabfuhr. Ein grösserer Schaden entstand nicht. Meyer habe eben -ungeduldig wie immer - die Zufahrt zur Tiefgarage erzwingen wollen. Ein Augenzeuge sprach von einem "Eiertütsch". (Quellen: www.journalists.ch, www.persoenlich.com).


Nachtrag vom 26. Juli: Kommentar zum ersten Borer-Talk
Hans Olaf Henkel Die Ringieraffaire kam am Montagabend im Norddeutschen Rundfunk (NDR) nicht zur Sprache. Borer spielte nicht den Vertreter der Berliner Spassgesellschaft. Nicht einmal das EDA hätte Grund gehabt, die Sendung zu beanstanden.
Zwischen den Moderatoren Alexandra Gerlach und Bautz Peters. sass im NDR Studio ein seriös wirkender, in dezentem Dunkelblau gekleideter Thomas Borer.
Jeweils zwei Moderatoren und ein TV Novize (am 22. Und 29 Juli ist dies Thomas Borer) führen in den Ferienwochen den NDR-Talk "Drei plus eins".
Diesmal war Hans-Olaf Henkel als Gast geladen. Er ist Thomas Borer auch als Ringier- Verwaltungsratsmitglied bekannt, der ihm in der bekannten Affäre gewaltig den Rücken gestärrkt hatte. Aber das Ringier Thema blieb konsequent ausgeklammert.
Man parlierte ueber die "Neuen Ideen fuer die Deutschland AG" d.h. welche Ideen die deutsche Regierung aus der Wirtschaft aufnehmen könnte.
Borer hatte ein leichtes Spiel. Der eloquente Gast Henkel sprach praktisch alleine. Der Novize Borer gab das Wort ungern den Komoderatoren ab. Neben dem redegewanden Schweizer hatten die beiden Moderatoren ein Schattendasein.
Borer schien sich recht wohl zu fühlen in seiner Doppelrolle als "neutraler Beobachter der Wirtschaft" und als Moderator. Ab und zu brachte er sich selbst ins Spiel. "Und nun werden noch Schweizer zu Talkmastern ausgebildet- da bleibt gar nichts mehr für die Deutschen übrig."
Ob Borer als Talkmaster prädestiniert ist? Wir wagen noch kein Urteil. Wir müssten noch weitere Sendungen sehen. Verschiedene Beaobachter waren sich immerhin einig, dass man bei diesem zahmen Beitrag weggezappt hätte, wenn nicht das Interesse an Borers Moderation gewesen wäre. Tatsächlich uns ging es auch so. Die Sendung war über weite Strecken langweilig.
Wahrscheinich gehörte der Beizug Borers ins Kalkül der Fernsehmacher. Borer garantierte Einschaltquoten. Damit hätte sich die Skandalgeschichte für den NDR und Borer insofern gelohnt: Wer lange genug in den Medien präsent ist - auch in den Negativschlagzeilen - wird medienmässig aufgewertet. Medienpräsenz gibt einer Person geichsam einen Marktwert.
Thomas Borer strebt anscheinend nicht nur eine Karriere als TV-Moderator an Der Ex-Botschafter in Berlin will sich auch unter die schreibende Zunft begeben. Seinen Einstand hier gibt er in der Weltwoche (Ausgabe 30/2002), wo er Jürgen Hogrefes Biographie vom deutschen Bundeskanzler Gerhard Schröder analysiert.


Nachtrag vom 18, August: Borers Medienpräsenz geht weiter.
Thomas Borer ist jetzt offiziell Botschafter der Fluggesellschaft "Swiss". Die Anspielung auf die Botschaftertätigkeit scheint gewollt: "Swiss Ambassador" Nach NZZ will Borer "low-key" und diskret für die Swiss tätig werden. Die Bezahlung sei gering, er sehe seinen Einsatz eher als patriotischen Akt: "Meine Aufgabe besteht vornehmlich darin, Türen zu öffnen."
Inzwischen sorgen die deutschen Medien dafür, dass das Ehepaar Borer - Fielding laufend präsent ist. In einer Homestory zeigt die Klatsch Zeitschrift "GALA" die Fieldings in der Villa Kampfmeyer in Potsdam. Einmal ist da "Borer mit Golfschläger" ein andermal wird das Publikum Zeuge von "Zärtlichkeiten zwischen blühenden Hortensien" oder wie Shawne den Yorshire-Terrier Bentley mit warmen Croissants füttert. Auch bei der Schweizer Illustrierten vom Ringier Verlag werden die Borers nächste Woche auf der Titelseite prangen. Borer macht auch mit Schreiben von sich reden. Nach einer Buchrezension für die "Weltwoche" bestreitet er ab September für ein halbes Jahr eine Kolumne für die Männerzeitschrift "Gentleman's Quarterly".


Fortsetzung


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