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www.rhetorik.ch aktuell: (10. Dez. 2000)


Nachtrag zu: Wer in Medien auftritt, muss wissen, was er nicht sagt

oder: Medienauftritte sind immer eine Chance


Thomas Borer, Photo: Markus Senn 
   http://www.markussenn.ch Nachdem Botschafter Borer bei einem Medienauftritt ins Fettnäpfchen getreten war, wusste das Ehepaar Borer-Fielding in Thomas Gottschalks Samstagabendshow "Wetten, dass...?" vom 9. Dezember die Chance zu nutzen. Der untadelige Auftritt - wohl vorbereitet - und bis in alle Details antizipiert, bewirkte eine Korrektur des Images wie sie effizienter nicht hätte sein können.

Medienauftritte sind immer eine Chance. Wer sie zu nutzen weiss, profitiert enorm.

Thomas Gottschalk, Bildquelle www.zdf.de Botschafter Borer überlegte sich lange, ob er den Auftritt wagen sollte. Gewiss erkannte der Botschafter, dass die Möglichkeit, das Image bei so einem grossen Medienanlass mit so hoher Einschaltquote aufzupolieren, einmalig ist.

Die wenigsten wissen, dass 30 Sekunden Sendezeit - verglichen mit den Werbezeiten sehr kostbar sind:

Bei RTL kosten beispielsweise 30 Sekunden nachts um vier Uhr (wenn kaum jemand schaut) 180 Mark. Aber bei grossen Sportanlässen zwischen 150 und 170 Tausend Mark.

Borer nutzte die kostbaren Sekunden. Er platzierte eine glaubwürdige aber trockene Grundsatzerklärung und zudem einem unbezahlbaren Werbespot für die Schweiz.

Vor der Sendung klärte er mit dem Moderator bis ins Detail die Gesprächsinhalte. Kritische Fragen verbat er sich. Jeder Laie spürte die gekonnte Inszenierung.

Seiner sonst so unkontrollierbaren Frau war kein Fauxpas möglich. Die freizügige Texanerin trug ein Burberry-Top, schwarze Lederhosen und beim Photographieren hielt Borer seine Frau sogar an, die Stola über die Schulter zu ziehen.

Wobei der Botschafter vorher noch grosszügig verkündet hatte: "Kein Mann, der vernünftig ist, macht seiner Frau Vorschriften." Dass aber vor dem Auftritt Vorschriften festgelegt worden waren, war offensichtlich:

Die Gattin sprach wenig, schaute immer artig die jeweils sprechende Person an, nickte zustimmend und schenkte dem Mann ab und zu ein Lächeln. Ganz so, wie es unter Botschaftern üblich ist.

Wetten, dass zu Hause die Spielregeln (Kleidung, Verhalten usw) klar abgesprochen worden waren?

Das Ehepaar wusste ganz genau, um was es ging. Denn nur wenige Tage nach dem Schwulen-spruch in "Viktors Spätprogramm" und der Schelte von Bundesrat Deiss, kam der Auftritt einem Eiertanz gleich.

Obschon Borer angespannt wirkte, meisterte er den Auftritt mit Bravour.

Weshalb? Weil er jetzt wusste: Medien sind immer auch eine Chance. Und beide Ehepartner sitzen in einem Boot. Extravertiertes Verhalten ist tabu.

Vielleicht hat Borer etwas Wichtiges gelernt: Jeder Auftritt muss gut geklärt und geplant sein. Der Small Talk auf Gottschalks Sofa war somit für alle ein Lehrstück. Es zeigt:

Medienauftritte können meist bis ins Detail vorbereitet werden.





Fazit: Wer mit Medien zu tun hat, hat immer auch eine Chance. Aber diese Chance gilt es zu nutzen. Am Samstagabend schaffte dies Botschafter Borer mit seiner Frau.


Fortsetzung

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