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Was soll man gegen rhetorische Provokationsmethoden wie Destabilisierungstricks auf nonverbaler Ebene, Unterbrechungen, Kompetenzangriffen tun? |
Destabilisierungs Spielchen auf nonverbaler Ebene. |
Es ist ein Leichtes, einen Redner zu verwirren und aus der
Fassung zu bringen mit all den zahlreichen plumpen Gags aus
der Trickkiste der Körpersprache. Beispielsweise,
während des Redens mit einem:
Beispiel einer Reaktionen, die das Spiel stoppen können:
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Das Spiel mit dem "Thema wechseln". |
Wenn sich ein Redner auf dem "dicken Eis" bewegt, so ist es
ein beliebtes Spiel, den Sprechenden auf das "dünnere
Eisfeld" zu bewegen. Denn der "Gegner möchte sich
als Experte darstellen und dies ist führ ihn nur möglich,
wenn er sein Feld wählen kann. Der Trick:
Bevor wir es merken, ist das Thema schon gewechselt. Uns wurde blitzschnell das Heft aus der Hand genommen. Deshalb: Sofort mitspielen: z.B.
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Das "Unterbrechungsspiel" |
tönt gleichsam höflich. Die Unterbrechung ist jedoch eine Störung und schneidet den Gedankenfluss ab. Das Unterbrechungsspiel irritiert und bringt uns meist aus dem Konzept. Mit der Gegenreaktion:
lassen wir mit diesem Verhalten das Unterbrechen gleichsam zu. Deshalb müssen wir trotz des Irritationsspieles den roten Faden raschmöglichst wieder aufnehmen. Wenn jemand Spiele spielt, haben wir gewiss auch ein Recht, mitzuspielen. Möglich wäre beim Unterbrechungsspiel unter Umständen auch die harte Variante, ein klipp und klares
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Das "Ungläubigenspiel" |
Es kann sein, dass jemand einen Vorschlag torpedieren möchte.
Dieses Spiel wird möglicherweise mitten in den Ausführungen
gespielt, mit der unverhofften Zwischenbemerkung:
oder
Je nach Situation hilft vielleicht auch ein überraschendes Gegenspiel:
Hierauf wird weitergeredet, als ob nichts gewesen wäre. |
Sie werden provoziert - was tun? |
Wenn Ihr Partner versucht, sie rhetorisch auszubremsen, gibt es konkrete Möglichkeiten, sich durchzusetzen. | ||
Bei den zahlreichen Strategien, den Partner bewusst zu irritieren
und mit einem unverhofften "Spielchen" auszutricksen, müssen
wir in erster Linie dieses Spiel erkennen und dieses Tun so rasch
wie möglich stoppen. Schlagfertikeitstraining will in
erster Linie heissen:
Bekanntlich heisst es
In der Regel kontern die meisten Menschen Irritationen mit Rechtfertigungen und werten das inszenierte Spiel als persönlichen Angriff. Wer irritiert wird, reagiert normalerweise verunsichert, verlegen oder braust auf. |
Wenn beispielsweise die Kompetenz Ihrer Person in Frage
gestellt wird (übrigens ein beliebtes Spiel, um einen
Partner in die Ecke zu stellen), ist das erwähnte
Rechtfertigen grundfalsch. Die eigene Kompetenz
müssen wir nicht beweisen. Es gilt auch bei diesem
Irritationsversuch, die Absicht des Spieles - nämlich
die Verunsicherung des Gegenübers - sofort zu erkennen
und schnell zu kontern. Eine denkbare Antwort wäre:
Diese Frage zeigt auch eine Technik, die wir verlernt haben: die Fragetechnik. Das "Fragen statt sagen" muss neu erworben werden, weil uns bereits in der Schule oder im Elternhaus die Fragekultur gründlich ausgebrieben worden ist. "Passe besser auf, statt zu fragen!" oder "Frage nicht so blöd!" sind einige der Sätze, die uns jahrelang beeinflusst und damit auch geprägt haben. |
Rupert Lay war ordentlicher Professor an der Jesuitenhochschule St. Georgen und lehrte Naturphilosophie, Wissenschaftstheorie und Sprachphilosophie. Seit 1970 trainiert er Manager und Politiker. Am 26. Januar 2001 kam Rupert Lay nach Zürich und widmet sich in einem Exklusivseminar dem Thema "Wie lenke ich beim Fragen und Antworten?" und insbesondere dem Themenschwerpunkt "Lenken bei Provokationen". |
Alpha: "Herr Lay, Sie werden am 26. Januar in Zürich einiges zu den Lenkungsmöglichkeiten vortragen,
die es uns ermöglichen, bei Provokationen den roten Faden nicht zu verlieren." Rupert Lay: "Zuerst muss ich etwas zu den Typen der Provokationen sagen. Es wird unterschieden zwischen strategischer Provokation (als Sonderfall der politischen und sozialen Provokation) einerseits und der aggressiven Provokation anderseits. Die aktiv strategische Provokation will einen Menschen oder ein soziales System zu Reaktionen veranlassen, die ungewollt sind. Die Provozierten machen unbedachte Äusserungen oder sie verhalten sich nicht so, wie sie es wünschen. Dazu gehören Grenzverletzungen, taktlose Berührungen, Beleidigungen. Die sozialen Provokationen inszenieren bewusst abweichende Verhaltensmuster. Dies erlebten wir beispielsweise bei den Jugendunruhen. Die sogenannt reaktiv-aggressiven Provokation lösen durch Behauptungen oder durch Verletzung politischer, religiöser, kultureller, sozialer, ökonomischer Überzeugungen und Gewissheiten (Macht oder Ansehen) etwas aus. Bei einer erhöhten Aggressionsappetenz kann bereits eine Kleinigkeit zu einem aggressiven Ausbruch führen." Alpha: "Nun werden Sie auch über die lenkenden Reaktionen sprechen. Dabei geht es um das Lenken bei Provokationen in Gesprächen oder Interviews. Was können Sie dazu schon heute verraten?" Rupert Lay: "Vorerst noch ein Wort zu den lenkenden Reaktionen. Um sinnvoll auf Provokationen reagieren zu können, muss derjenige, der provoziert wird, über eine begründete Erkenntnistheorie verfügen. Diese Erkenntnistheorie darf nicht rekonstruvistisch sein, nach der wir uns selbst oder andere Menschen so erkennen, wie sie "an sich" sind. (Abbildtheorie). Alle Abbildtheorien sind widerlegt worden. Was wir im eigenen und fremden "Sosein" erkennen, ist immer ein Konstrukt unserer Grosshirnrinde. (Konstruktivismus). Dieses Konstrukt wird erzeugt durch unsere Lebenserfahrung oder durch konkrete Auslöser. Deshalb wird bei der Thematik "Lenken bei Provokationen" unsere eigene Lebenserfahrung, wie auch die konkreten Auslöser von besonderer Bedeutung sein. Wir müssen wissen, dass sich bei Provokationsprozessen die hirnphysiologischen Vorgaben unserem Lenken entziehen. Der Provokateur provoziert demnach stets sein Konstrukt, das er von einem Menschen gemacht hat." Alpha: "Die einzig sinnvolle Frage beim Lenken muss demnach lauten: Was sind die Signale, die den Provokateur dazu brachten oder bringen, sich provozierend zu verhalten?" Rupert Lay: "Wichtig ist vor allem, dass wir den Provozierenden immer ernst nehmen." |
Dieses Interview ist im Alpha im Dezember 2000 zusammen mit dem diesem Beitrag erschienen. |
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