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www.rhetorik.ch aktuell: (29. Jan, 2024)

Schweigen oder offen informieren?

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:
Kommunikationsverantwortliche sind nach heiklen Ereignissen oft stark gefordert. Soll offen informiert oder geschwiegen werden? Aus Erfahrung riet ich Betroffenen, die Information in der Hand zu behalten, d.h. situationsgerecht und offen zu informieren.

Im Beispiel vom schweren Skiunfall von Michael Schumacher, hätte man offen informieren müssen, aber nur mit konkreten Fakten. Dies, weil im im Umgang mit Medien sich das Abschotten rächt. Wenn wichtige Sachverhalte verheimlicht werden, finden Journalisten meist Wege (manchmal auch illegale), um Informationen zu erhalten.

Schumacher

Es ist auch heute noch erstaunlich, wie die Familie Schumacher es fertig brachte, die Informationssperre so lange aufrecht zu erhalten. Es zeigte sich überraschenderweise, dass absolutes Schweigen erfolgreich durchgesetzt werden konnte. Das Abschotten kostete sicher viel Geld. Die Liegenschaft Schumachers wurde bis heute hermetisch abgeschirmt. Es gibt keine Bilder, die Schumis aktuellen Zustand zeigten. Die Familie hielt dicht. Sabine Kehm, die Managerin von Michael Schumacher meinte: ``Die Entscheidung, die Privatsphäre vor der Öffentlichkeit zu schützen, ist im Interesse von Michael getroffen worden. Es ist das Recht der Familie, damit so umzugehen, wie es für sie am besten ist. Die Gesundheit Schumachers ist kein öffentliches Thema". Wir wissen heute, dass es trotz des konsequenten Schweigens dennoch immer wieder Versuche gab, Informationen zu beschaffen, auch illegale. Das Verheimlichen wird in der modernen Zeit immer schwieriger. So wollte sich ein als Priester verkleideter Journalist Zutritt zu Schumacher auf der Intensivstation verschaffen, eine andere Person gab sich als Michaels Vater aus. Es gab jedenfalls "viele abstruse Fälle" , ergänzt Kehm, die ins Haus eindringen wollten.
Heute, 10 Jahre nach dem Unfall - wird in den Medien die Geschichte des verunfallten Autorennfahrers wieder aufgewärmt. Blick: Schumi: Zehn Jahre im eigenen Körper gefangen. Jde kleinste Aeusserung von Freunden und Angehörigen wird interpretieren. Das Abschotten wurde aber von der Oeffentlichkeit mehr oder weniger akzeptiert. Nach dem Motto: "Lasst endlich die Familie in Ruhe."

Albrecht

Im Jahre, 2009, als der bekannte Schweizer Skirennfahrer Dani Albrecht in Oesterreich schwer gestürzt war und im Universitätsspital ins künstliche Komma versetzt werden musste, entschied sich die Spitalleitung , die Medien täglich über den Krankheitszustand kurz zu informieren. Die Kommunikation wurde von einem Kernteam rund um die Uhr geführt. Bei den Verlautbarungen wurden stets nur Fakten beschrieben. . z.B. "Heute mussten wir bei Dani Albrecht eine Lungenentzündung behandeln. Wir verabreichten ihm Antibiotika." Auf Mutmassungen und Hypothesen ging man nie ein. Das Aerzteteam war im Umgang mit Medien geschult. Das informierende Team wusste: Wer Informationen verweigert oder schweigt, muss damit rechnen dass die Journalisten diese von anderen, evt. unzuverlässigen Quellen beziehen und so Gerüchte geschürt werden können. Die offene Kommunikation hat sich im Spital Innsbruck gelohnt. Die Medien schätzten die Informationen aus erster Hand und das Spital musste nie Falschinformationen korrigieren. Als Dani Albrecht später ins Inselspital verlegt wurde, gab sich dieses Spital bedeckt und zog es vor zu schweigen. Die Mitarbeitenden hatten früher bei der Einlieferung eines Magistraten mit den Paparazzis schlechte Erfahrungen gemacht. Und gebrannte Kinder scheuen bekanntlich das Feuer. Weil geschwiegen wurde, holten sich die Medien ihre Informationen aus anderen Quellen (Familienmitgliedern) und es kam immer wieder zu Mutmassungen. Erkenntnis: - Es gibt eine Kommunikationregel in Krisensituationen, die besagt, dass man nicht alles sagen muss, was wahr ist. Dass aber alles, was man in den Medien sagt, wahr sein müsse. - Viele heikle Situationen können wir simulieren und üben. - Zur Frage: Schweigen oder offen kommunizieren? gibt es keine allgemeingültige Antwort. Entscheidend ist immer die jeweilige Situation.

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