Leidet das Inselspital unter einem Paparazzi-Trauma?
Im Gegensatz zum Universitätsspital Innsbruck informierte das
Inselspital über den Genesungszustand das Skiweltmeisters Daniel
Albrecht immer erstaunlich karg.
Offensichtlich hält sich das Inselspital in Bern mit
Medienauskünften seit der Ueberweisung erstaunlich bedeckt. Das
Verhalten könnte aus meiner Sicht auf ein Paparazzi-Trauma
zurückzuführen sein.
(Bundesrat Merz wurde bei der Einlieferung fotographiert).
Daniel Albrecht wurde im Inselspital Bern jedenfalls von der
Öffentlichkeit bis heute äusserst streng abgeschottet. Das
Spital hatte wiederholt kommuniziert:
"Es werden keine weiteren Auskünfte erteilt und in dieser
Angelegenheit keine Medienbesuche auf dem Inselareal toleriert. Anzeigen
wegen Verletzung des Art. 186 StGB [Hausfriedensbruch] bleiben
vorbehalten."
Auch das Universitätsspital Innsbruck hätte eigentlich
allen Grund gehabt, nach einem eigenen Paparazzi Erlebnis zu
überreagieren. Denn dieses Spital hatte auch eine Paparazzi
Attacke erlebt. Damals, als die Aerzte den slowakischen Präsidenten
behandelt hatten, sind Fotografen aufs Dach gestiegen und versuchten ins
Krankenzimmer hinein zu fotografieren. Doch die Innsbrucker hatten nach
diesem Vorfall kein nachhaltiges Medientrauma.
Zur Situation in Bern:
Das Inselspital Bern hielt konsequent weiter an seiner kargen
Informationspolitik fest.
Das Inselspital Bern hatte - wie angekündigt - eine Medienmitteilung
veröffentlicht. Dieser sind jedoch keine neuen Informationen zum
Gesundheitszustand von Daniel Albrecht zu entnehmen.
Der 25-jährige Walliser befindet sich nach wie vor im Inselspital
(Universitätsspital Bern) hiess es trocken. "Die komplexen
Verletzungen, die er erlitten hat, erfordern weiterhin eine
hochspezialisierte medizinische Betreuung", so das Inselspital.
Der Patient benötige weiterhin äusserste Ruhe. Die
Besuchserlaubnis bleibe auf seine nächste Umgebung beschränkt.
Das Inselspital unterliess es nicht, vorgängig erneut drohend zu
kommunizieren, dass man nicht kommunizieren wolle.
"Es werden keine weiteren Auskünfte erteilt und in dieser
Angelegenheit keine Medienbesuche auf dem Inselareal toleriert. Anzeigen
wegen Verletzung des Art. 186 StGB [Hausfriedensbruch] bleiben
vorbehalten."
"Informiert" werde erst wieder am Freitag, den 27. Februar, mittags.
In der NZZ fand ich eine Stellungnahme zur kargen Informationspraxis
des Kommunikationschefs des Spitals mit dem Kommunikationschef
Markus Hächler arbeitet in der Fachstelle
Kommunikation und Medien des Inselspitals Bern:
NZZ online:
Herr Hächler, das Inselspital hat in der Angelegenheit Albrechts
die Medien wiederholt aufgefordert, das Inselareal nicht zu betreten,
und bei Zuwiderhandlung juristische Schritte angedroht. Was hat das
Spital zu dieser drastischen Massnahme veranlasst?
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Markus Hächler:
Als Bundesrat Merz bei uns behandelt wurde, bemerkten wir einen Paparazzo
auf einem Hausdach. Unser Sicherheitsdienst konnte ihn zwar vertreiben; es
erschien keine Foto aus dem Krankenzimmer. Wir wollen aber sicherstellen,
dass diese Szene sich nicht wiederholt. Die Androhung einer Klage im
Falle eines Hausfriedensbruchs gibt uns die unmissverständliche
rechtliche Grundlage dazu.
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NZZ online:
Haben die Medien Ihre Massnahme geachtet?
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Hächler:
Ja, sie haben sich absolut korrekt verhalten.
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NZZ Online:
Und doch hat sich ein Medienhaus einen Informationsvorsprung vor den
anderen verschafft. Hat Ihre Massnahme richtig gewirkt?
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Hächler:
Es überrascht mich nicht, dass Medienanfragen an Giusep Fry gelangen,
den engen Freund und Manager des Rekonvaleszenten. Wir bleiben aber im
Interesse des Patienten bei unserer zurückhaltenden Information. Wir
müssen im Inselspital stets die Güter Schutz des Patienten
und Information der Öffentlichkeit abwägen.
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NZZ Online:
Können Sie Frys Aussagen zu Albrecht bestätigen?
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Hächler:
Wir werden am Freitagmittag informieren.
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NZZ Online:
Die Universitätsklinik Innsbruck hatte noch umfassend informiert.
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Hächler:
Die Schreckensbilder des Sturzes gingen um die Welt. Das
Informationsbedürftnis war in dieser Akutphase entsprechend
höher.
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Das Interview macht bewusst, dass das Inselspital unter einen
Paparazzi-Trauma gelitten hat. Man verzichtet in Bern immer auf
eine proaktive Informationspolitik. Die "zu zurückhaltende
Informationspraxis" führte verständlicherweise dazu, dass
die Medien auf andere Quellen auswichen, die dann vom Spital nicht mehr
beeinflusst werden konnten. Hächler hat gemerkt, dass er auf die
Frage nach der Richtigkeit von Frys Antworten nicht eingehen durfte. Er
gab keine Antwort. Die Frage war eine JA/NEIN Falle. Hätte er
die Frage bejaht, wäre dies fürs Spital ebenso peinlich
gewesen, wie wenn die Aussage falsch gewesen wäre. Er war
auch vorsichtig, als es der Vergleich mit der offenen Kommunikation
der Innsbrucker Aerzte und die karge Informationspraxis des Berner
Spitals angesprochen wurde. Anstatt den Innsbrucker Arzten die Schuld
zuzuschieben, beispielsweise mit einem feinen Seitenhieb (Innsbruck
habe leider zu optimistisch oder zu offen informiert), differenzierte
Mächler die Frage mit dem geschickten Hinweis, dass eben am Anfang
das Informationsbedürftnis grösser gewesen sei. Wenn wir jedoch
die Informationen genau zurückverfolgen, so stellen wir fest: Es
gibt einen klaren Schnitt hinsichtlich der Information aus Bern. Bern
hätte nämlich laut These Hächlers am Anfang ebenefalls
offener informieren müssen als heute. Doch können wir allen
Bulletins entnehmen: Das Inselspital informierte von Anfang weg immer
zu karg und nur tröpfchenweise. Der Grund liegt für mich heute
auf dem Tisch: Das Inselspital muss unter einem Paparazzi-Trauma gelitten
haben, das es zu jenem Zeitpunkt noch nicht verarbeiten konnte.
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