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Mut zum Vereinfachen

von Marcus Knill


Wer es nicht auf den Punkt bringt, hat nicht gelernt zu vereinfachen. ob im Gespräch oder bei Präsentationen, jeder Beitrag sollte eine einzige Kernaussage enthalten.

Die Kunst besteht darin, zu vereinfachen, ohne zu verfälschen! Wichtig ist die Reduktion auf das Wesentliche.
Dieser Artikel ist in Jobwinner.ch erschienen.

"Stil ist die Fähigkeit, komplizierte Dinge einfach zu sagen, nicht umgekehrt."   Jean Cocteau

Das Vereinfachen ist eine Erfolgsformel, die auch in der Alltagskommunikation hilft. Was heisst vereinfachen? Das Verb "vereinfachen" (ver - 1 - fachen) verdeutlicht mit der Zahl eins, dass es immer um die "Reduktion auf das Wesentliche" und um die Frage "Was ist wichtig?" geht. Vereinfachen heisst: Sinnvoll reduzieren. Vereinfachen ist eine Kunst. Das Weglassen darf jedoch die Aussage nie verfälschen.



Matisse Wenn Matisse mit wenigen Strichen einen Frauenkörper skizziert hatte, so war diese Vereinfachung nur deshalb möglich, weil der Künstler den Körper als Ganzes erfasst hatte. Die Kunst liegt darin, so zu vereinfachen, dass das Wesentliche trotz des Weglassens erkannt und begriffen wird. Bei Kommunikationsprozessen ist die Zahl eins ebenfalls "Eins und alles".




Fassbar argumentieren

Die Reduktion auf etwas lohnt sich in den verschiedensten Bereichen der Alltagskommunikation. Jeder Beitrag (Votum, Aussage, Vortrag, Antwort) sollte eine Kernaussage haben. Dies gilt ebenfalls bei Einwänden, Kritik-, Einzel- und Telefongesprächen, beim Argumentieren, bei Interviews sowie bei Meetings. Wer argumentiert, sollte ein Argument hervorheben und es mit einem Beispiel, einer Geschichte oder nur einem Bild fassbar - erfassbar - machen. Jedes Argument braucht nur eine konkrete Zusatzinformation. Wir bezeichnen dies als das "Fleisch am Knochen". Wird das Argument (Knochen) nur mit einem Beispiel (Fleisch) verdeutlicht, so ist damit die notwendige Kürze garantiert. Die Antworten werden meist zu lang, weil assoziativ geredet wird, weil zu viele Gedanken aneinandergekettet werden (mit Aufzählungen oder mehreren Geschichten).

Marathonbeine Ein Marathonläufer wurde nach dem Sieg vom Sportreporter gefragt, wie es ihm ergangen sei. Seine Antwort überzeugte: "Bei Kilometer 30 fühlte ich enorme Schmerzen. Ich hatte das Gefühl, eine Schmerzmauer überwinden zu müssen. Die Füsse klebten förmlich am Teer. Dann dachte ich an die schwarze Schokolade am Ziel, die ich so schätze. Plötzlich lief es wieder besser. Die Aussage "Ich litt" wurde mit der Analogie Schmerzmauer und dem Bild "die Füsse klebten am Teer" nachvollziehbar. Der Spitzensportler brachte es fertig, in wenigen Sekunden eine bildhafte, konkrete Antwort zu veranschaulichen.




Auf einen Lernpunkt beschränken

Wenige Führungskräfte haben gelernt, bei Folien und Powerpoint-Präsentationen, nur das Wesentlichste hervorzuheben und zu betonen. In der Praxis sind unzählige Charts meist überfüllt (zu viel Text, zu viele Farben)! Wer effizient lernen möchte, beschränkt sich auf nur einen Punkt. Ist dieser einzelne Lernpunkt bereinigt, folgt der nächste. Diese Methode des punktuellen Lernens hat sich im Spitzensport bewährt. Die Methode lässt sich auch auf andere Lernprozesse übertragen.

Arzt Ein Arzt hat nach dem Abschluss eines Kommunikationsseminars festgestellt, dass er verschiedene Bereiche verbessern müsste: Er unterbrach den Gesprächspartner zu oft. Es mangelte bei den Patientengesprächen am Augenkontakt. Er sprach zu oft in einem Fachchinesisch. Würde dieser Arzt alle festgestellten Defizite gleichzeitig beheben wollen, wäre der Lernerfolg in Frage gestellt. Notiert er hingegen nur einen einzigen Punkt und zwar den wichtigsten "Lernpunkt" mit einem Lernbild und arbeitet er während der folgenden Wochen nur an diesem einzigen Punkt, so ist die Chance sehr gross, dass dieser Kritikpunkt rasch und nachhaltig verbessert werden kann.




Konzentration als Erfolgsformel

Erfolgreiche Menschen können sich auf ein Ziel konzentrieren. Dieses Erfolgsprinzip macht sich immer bezahlt. Zen-Mönche beherrschen die Fähigkeit, sich voll und ganz auf ihr gegenwärtiges Tun zu konzentrieren Beispiel. Wenn wir unsere Arbeitsweise betrachten, denken wir beim Arbeiten an den Feierabend und während des Feierabends an die Arbeit. Die Erfolgsformel lautet: Was Du tust, das tue ganz (arbeiten, essen, ruhen, zuhören, reden, lieben)! Das gilt bei allen Kommunikationsprozessen. (Siehe auch den Artikel Präsent sein).

Zen Ein Zen-Mönch antwortete auf die Frage, warum er trotz seiner vielen Beschäftigungen so konzentriert arbeiten könne: "Wenn ich stehe, dann stehe ich. Wenn ich esse, dann esse ich. Wenn ich spreche, dann spreche ich." Der Fragesteller unterbrach den Mönch und sagte: "Das machen wir ja auch, was machst Du darüber hinaus?" Der Mönch sagte nochmals: "Wenn ich stehe, dann stehe ich, wenn ich esse, dann esse ich. Wenn ich spreche, dann spreche ich." Wieder entgegnete der Fragesteller: "Das tun wir ebenfalls!" "Nein", antwortete der Mönch: "Wenn ihr steht, dann lauft ihr schon, wenn ihr lauft, seid ihr schon am Ziel." Fazit: Konzentriere Dich nur auf etwas - auf das, was Du im Augenblick tust.




Weniger ist mehr

Reduzieren Sie nach der Lektüre dieses Beitrags die verschiedenen Erkenntnisse ebenfalls auf nur einen einzigen Punkt, den Sie verbessern möchten. Entscheiden Sie jetzt: Welches ist für mich auf der nächsten Lernetappe die wichtigste Erkenntnis des gelesenen Textes? Nötigenfalls überfliegen Sie nochmals die einzelnen Kapitel, bis Sie sich für einen einzigen Lernpunkt entschieden haben, der auf der nächsten Lernphase hilfreich sein könnte. Notieren Sie nun dieses Merkwort ebenfalls in einem "Lernbild" (als Lernpiktogramm). Beginnen Sie unverzüglich mit der Umsetzung dieses einzelnen Merkpunktes im Alltag. Sie werden entdecken: Das Vereinfachen ist eine taugliche Erfolgsformel. Im Alltag hören wir oft, das Einfache sei leider nicht einfach. Dank der Fokussierung auf einen Lernpunkt folgt gewiss die neue Erkenntnis: Das Einfache ist im Grunde genommen doch einfach. Die Umsetzung des Prinzips "Einfachheit" fällt uns nur deshalb so schwer, weil wir dazu neigen, immer wieder zu viel auf einmal zu tun oder zu viel sagen oder zu viel auf einmal lernen wollen. Dies erschwert den Lernprozess.




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Dieser Beitrag basiert aus Referaten bei Grossveranstaltungen (für Kunden) bei einer Kantonalbank.


Eine Kernbotschaft

So machen Sie die Kommunikation einzigartig: Sie nehmen nur eine Kernbotschaft Sie verknüpfen diese Botschaft mit nur
  • Einem Bild
  • Einer Analogie
  • Einer Geschichte
  • Einer Erzählung
  • Einem Beispiel
Reden Sie einfach und adressatengerecht, so dass Sie alle verstehen. Im Unterricht oder einer Diskussion stellen nur eine Frage. Wenn Sie vor mehreren Leuten reden, sprechen Sie immer nur mit einer Person länger als nur 5 Sekunden. Wenn Sie sich verändern und verbessern, arbeiten Sie jeweils nur an einem Lernpunkt oder Lernbild.

Sich auf einen Punkt, eine Sache konzentrieren können, bringt Erfolg. Dieses Fokussieren hat etwas mit Achtsamkeit zu tun und ist beim Zuhören wichtig.

Wenn Sie die Zahl Eins in der Kommunikation beherzigen, wird das Kommunizieren viel einfacher und Sie werden sehen: Ihr Ausdruck wird künftig einen Eindruck hinterlassen.


"Man kann gewiss nicht alles simpel sagen, aber man kann es einfach sagen. Und tut man das nicht, so ist das ein Zeichen, dass die Denkarbeit noch nicht beendet ist. Es gibt nur sehr, sehr wenige Dinge in der Welt, die sich der glasklaren Darstellung entziehen."

  - Kurt Tucholsky, 1929
"Es ist ein Beweis hoher Bildung, die grössten Dinge auf die einfachste Art zu sagen."
  - Ralph Waldo Emerson






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