Auch ein Mediator ist ebenfalls ein "Helfer zur Selbsthilfe".
Aber: Er ist aber in erster Linie ein "Konfliktlotse".
Er schlichtet bewusst bei Differenzen so, dass
beide Konfliktparteien
während dem Mediationsprozess gewinnen und etwas
von der eigenen Position preisgeben müssen.
Ein ausgebildeter Mediator bringt es auch fertig, dass
letztlich beide Parteien das gemeinsame Problem selbst
lösen können.
Die Klienten übernehmen die Selbstverantwortung.
Die Rolle des Mediators:
- beurteilt Konfliktpotential
- sucht neutralen Gesprächsort
- begleitet den Prozess
- moderiert gemäss den klassischen Eskalationsstufen (Siehe Kasten)
- lenkt
- unterstützt
- gibt Impulse, Anregungen (keine Rezepte)
- trennt zwischen sachlichen und emotionalen Komponenten
- klärt Beziehungsaspekte
- macht den Parteien bewusst, falls jemand interpretiert, statt beschreibt
- sammelt Gemeinsamkeiten
- notiert Differenzen
- hilft beim Artikulieren der Probleme
- beschreibt Störungen sachlich
- verzichtet auf Interpretationen
- fragt so, dass die Beteiligten selbst die Mängel finden
- fördert die Dialogkultur
- lotet immer wieder aus, um was es geht
- weicht Fronten auf
- beseitigt Leistungs- und Motivationsblockaden
- führt die Parteien aus allfälligen Sackgassen
- ermöglicht das Aufeinanderzugehen
- versöhnt
- macht Stärken der Betroffenen bewusst
(Positives Verstärken)
- berücksichtigt die Befindlichkeit der Betroffenen
- überwacht vereinbarte Spielregeln
- schafft ein Klima der Offenheit, der Fairness,
des Zuhörens (jeder darf ausreden, jeder
hört die andere Seite an), der Transparenz (keine indirekten
Äusserungen werden zugelassen), des Vertrauens
- hilft den Konrahenten jene Ressourcen zu entdecken, die die
eigene Persönlichkeit zur Entfaltung bringen
- deckt blinde Flecken auf (spielt "Hofnarr")
- arbeitet aktions-, prozessorientiert (learning by doing)
Tun / fragen / zuhören
anstatt: Theoretisieren / reden und predigen
- sucht zusammen mit den Betroffenen nach neuen Lösungen,
die alltagstauglich sind
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Neun Stufen der Eskalation |
Aus: Friederich Glasl,
"Konfliktmanagement", Verlag Freies Geistesleben,
Stuttgart, 1997 |
1 |
Meinungsverschiedenheiten führen zu
Spannungen und Verstimmungen, aber beide
Parteien sind sicher, die atmosphärische
Störung mit Argumenten beseitigen zu
können. |
2 |
Überheblichkeit und Arroganz prägen
die Verhaltensweisen der Konfliktparteien. Jetzt
geht es um die Frage "Welches ist der bessere
Standpunkt?" (Entweder-Oder Dilemma) |
3 |
Diskussionen erscheinen plötzlich sinnlos,
nonverbale Signale und unbeherrschte Ausbrüche
belasten das Klima immer häufiger. |
4 |
"Du oder ich" heisst die Devise. Ein strahlendes
Selbstbild steht einem negativen Feindbild
gegenüber. Beide Konfliktparteien werben
nun um Verbübendete von aussen. |
5 |
Öffentliche Diskriminierungen der Gegner
und persönliche Angriffe unter die
Gürtellinie sind an der Tagesordung. Die
Kontrahenten haben den Glauben verloren, den
Konflikt alleine lösen zu können. |
6 |
Gegenseitige Drohungen und zunehmendes Misstrauen
erschweren die Kontrolle über den Konflikt. |
7 |
Ziel der Kontrahenten ist nun, die Existen des
Gegners zu erschüttern. Beide Parteien sind
sich bewusst, dass es nichts mehr zu gewinnen gibt. |
8 |
Jetzt geht es nur noch darum, Macht und Existenzgrundlage
des Gegners völlig zu vernichten. |
9 |
Die Genugtuung, im eigenen Untergang den Feind mit in den
Abgrund zu reissen, bleibt als einziger Trost. |
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