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www.rhetorik.ch aktuell: (27. September, 2005)

Stefan Raab kann es nicht lassen



Stefan Raab tritt immer wieder ins Fettnäpfchen. Er lässt alles zu, um in die Schlagzeilen zu geraten. Er hat auch genügend Geld, um allfällige Bussen zu bezahlen. Für Raab geht es - wie anderen Moderatoren - vor allem um Einschaltquoten. Doch sind ihm zu diesem Zweck alle Mittel recht. Auch Gags aus der untersten Schublade. Wir kommentierten bereits einige seiner fragwürdigsten Geschichten:


Der jüngste Skandal-Auftritt im deutschen Fernsehen war wieder einmal in Stefan Raabs "TV total" zu sehen. Während des Auftrittes liess der Proll-Rocker Evil Jared Hasselhoff der US-Gruppe Bloodhound Gang die Hosen runter: Der Bassist beschäftigte sich am Reissverschluss seiner Hose und zeigte unverhofft vor der Kamera sein bestes Stück. Dann zupfte er noch einen Hoden aus seiner Hose mit der Aufschrift: "tv total".

Protokoll der "Penisattacke" nach "Bild")
Raab: Wisst ihr, was Eminem gemacht hat? Er zeigte seinen Arsch, zweimal ... Hasselhoff: Er hat nur seinen Arsch gezeigt? (...) Also ich glaube, die Bloodhound Gang sollte etwas mehr als das bringen. Hasselhoff zieht sich aus. Feixt (halb Deutsch, halb Englisch): Sorry, about the kleine Schwanz. Es war kalt hier drin.
Nach einer Werbepause fummelte der inzwischen wieder bekleidete Hasselhoff erneut an seinem Reissverschluss.
Raab: Nein, nein, wir hatten heute schon genug Penis. Doch der Musiker entblösst unter dem Gejohle des Publikums seinen Hoden, der mit dem Schriftzug "TV total" geschmückt ist.




Wir kam es dazu? Auslöser des Nackt-Auftritts waren die Auftritte von Eminem und Tommy Lee. Diese hatten ebenfalls bei Raab während einer Sendung ihren nackten Hintern gezeigt. Evil Jared schlug deshalb vor: Ich glaube, Bloodhound Gang sollte nun noch etwas mehr bringen... Raab mimte den naiven Moderator und fragte: Was plant ihr? Schon pfiff und johlte das Publikum. Während Raab nach üblicher Manier grinste, legte Evil Jared einen Strip hin: zuerst zog er die schwarzen Stiefel aus, dann sein schwarzes Hemd, sein weisses Unterhemd bis er nur noch in Socken und Boxershorts mit US-Flagge auf der Bühne stand. Dazu wackelte er mit den Hüften und schon war die Hose unten. Hierauf begab sich der Rocker zu einer goldfarbenen Bühnen-Statue und kniete davor, wie Herkules. Sein Penis war deutlich zu sehen. Raab rechtfertigte sich :

Das ist nicht meine Schuld ... Sie sehen es selbst, ich konnte es nicht mehr verhindern.


Es darf bezweifelt werden, dass Raab tatsächlich nichts gewusst hat von der Einlage. Jetzt kann er behaupten, er habe von der ganzen Geschichte nichts gewusst und ihn treffe in diesem Fall keine Schuld, obwohl er während der fragwürdigen Show ständig grinste und nonverbal signalierte: Der Gag, der Skandal ist wieder einmal gelungen! Evil Jared zog die Hose wieder an und sagte und in einem Deutsch-Englisch-Kauderwelsch:

Sorry about the "kleine Schwanz". Es war kalt hier drin.


Raab muss möglicherweise mit Konsequenzen rechnen. Doch hat geschickt vorgesorgt: Er versuchte nämlich noch schnell, die Genitalien mit einem Blatt Papier zu verstecken aber Evil Jared trixte Raab schadenfreudig aus. Doch so schadenfreudig wie Stefan Raab dabei grinste, macht das Zudecken zu einer Alibiübung. In diesem Fall wird er einmal mehr gut über die Runden kommen. Raab kann behaupten: Ich wusste nichts von der ganzen Aktiion. Ich wollte sogar die Szene retten. Er kann somit kaum noch belangt werden und das Fernsehen hat das, was geschätzt wird: die Einschaltquoten.

Wirtz von "Pro 7" machte keine Stellungsnahme auf die "Bild" Frage, ob "Pro 7" nichts dagegen hat, wenn Genitalien in Grossaufnahme über den Sender gehen. Auch Raab selbst wollte sich zum Penis-Vorfall nicht äussern.

Kommentar: Raab hatte es in der Vergangenheit wenig ausgemacht, grosse Summen für Beleidigungen zu zahlen. Für ihn ist letztlich alles Werbung. Den Job wird er nicht verlieren. Vor wenigen Tagen verdonnerte ihn zwar das Münchner Amtsgericht zu einer Geldstrafe von 150'000 Euro wegen Beleidigung. Nun legt die Staatsanwaltschaft Berufung ein, wie von einem Behördensprecher zu erfahren war. Die Berufung wird begründet: Den Anklägern ist die Strafe nicht hoch genug. Ursprünglich hatte nämlich die Staatsanwaltschaft eine Strafe von 200.000 Euro gefordert. Auch Raabs Verteidiger haben angeblich Berufung eingelegt sie wollen einen Freispruch. Ob der jüngste Vorfall den Gerichtsentscheid beeinflussen wird?


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