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Begriffe verstehen

von Marcus Knill


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Begriffe verstehen

Wir lesen oder hören einen Text.

Bei konkreten Begriffen fällt es leicht, das Gehörte oder Gelesene einzuordnen.

Wenn die Geschichte in einem "Bergrestaurant" spielt, so machen wir uns sofort eine Vorstellung von diesem Ort. Konkrete Begriffe erfassen wir dank unserer inneren Bilder. Wir ergänzen das Gehörte.


Abstrakte Begriffe dagegen wecken bei Nichteingeweihten kaum Assoziationen.

Spricht zum Beispiel ein Trainer von "Redundanz", so stellen wir fest, dass beim Zuhörer die Lücke zwischen dem Fachbegriff und den Vorkenntnissen recht gross ist.




Verstehen heisst, die Lücke zwischen Fachbegriffen und vorhandenem Wissen zu schliessen. Wer verstanden werden will, muss sich bemühen, sich mit dem Begriff und den damit verbundenen Details auseinanderzusetzen.



Vorwissen integrieren

Wer es versteht, Fachbegriffe zu veranschaulichen, hat erkannt, dass abstrakte Inhalte nur gut begriffen werden können, wenn Vorstellungen hervorgerufen werden. Die Integration kann mit



Beispielen Analogien
Bildern Informationen
Vereinfachungen Interpretationen


passieren.

Der Begriff "Redundanz" zum Beispiel könnte mit dem französischen Begriff "onde"=Welle verknüpft werden. Eine Welle wiederholt eine Bewegung. In der Kommunikation sind redundante Aussagen Aussagen, die leicht verständlich sind, die bereits Bekanntes verstärken.




Viele Begriffe bergen bereits Bilder in sich, die richtig verstanden werden. Beispiele: "Wissensnetz", "Vier Phasen-Modell" oder "Knotenpunkte".


Begriffe sind nach Verena Steiner, der Autorin des Bestsellers "Exploratives Lernen", geistige Werkzeuge. Sie sind abrufbare Knotenpunkte im Wissensnetz und schaffen Ordnung fürs Weiterdenken.


Übrigens: Welches Bild sehen Sie beim Begriff "exploratives Lernen"?

Man bezeichnet damit die Technik, aus einer Person mit Fragen etwas herauszuholen, was sie nicht sagen wollte.


Mitschreiben und Mitzeichnen als Lernprozess

Wer das Gehörte oder Gesagte auf einem Blatt Papier schematisch aufzeichnet und Sachverhalte vereinfacht, trägt viele zur Klärung bei. Der Schreibende kann intelligentere Fragen stellen. Zudem hilft das Aufzeichnen und Zusammenfassen komplexe Sachverhalte zu festigen. Die Notizen könnten später weggeworfen werden, sie haben das Verstehen erleichtert und den Zweck der geistigen Auseinandersetzung mit dem Stoff weitgehend erfüllt. Dank des Schreibens oder Aufzeichnens kommt es unverhofft zum Durchblick oder zum Aha-Erlebnis.



In gewissen Lehrerbildungsanstalten wurde vor Jahren begonnen, auf Tische zu verzichten um das dialogische Lernen zu fördern. Diskussionen wurden zur dominierenden Lehr- und Lernform. Vorträge waren suspekt und zählten zu den überholten Einwegkommunikationsformen. In einer Lehrerfortbildungsveranstaltung ärgerte sich Prof. Dr. Rolf Dubs, weil Tische gefehlt haben. Zu Recht, wie wir meinen. Denn Verstehen und Lernen hat auch mit Schreiben zu tun.




Was wir tun können:

  1. Fachbegriffe erklären

    Mit dem wohlklingenden Begriff "Reciprocal Teaching" ist nichts anderes gemeint als das Lernen vom Lernenden. Eine Klasse lernt unter Umständen viel mehr von einem Mitschüler als vom Lehrer. Es lohnt sich deshalb, das Gehörte einer anderen Person zu erklären. Lehren beinhaltet auch Lernen. Beim Erklären, werden Wissenslücken schneller bemerkt.

  2. Begriffe definieren

    Jede Berufsgruppe, jeder Spezialist muss Fachbegriffe so erklären können, dass sie auch "Otto-Normalverbraucher" versteht. In unseren Seminaren bringen wir Juristen, Ärzte, Spitzensportler dazu, alltägliche Begriffe innert weniger Sekunden erklären zu können. Wenig Menschen sind auf solch scheinbar "einfache" Aufgaben vorbereitet.

  3. Laut denken

    Haben Sie keine Hemmung während Spaziergängen, im Auto oder bei Ruhepausen, laut zu denken. Lautes Formulieren unterstützt Klärungsprozesse.

  4. Skizzen machen

    Es ist erstaunlich, wie sich auch abstrakte Sachverhalte mit Strichen, Kreisen, Pfeilen gliedern lassen. Anfangsbuchstaben können Worte ersetzen. Das schematische Aufzeichnen macht Wissenslücken bewusst.


Erkenntnis:



Begreifen macht Freude. Doch müssen wir uns stets bewusst bleiben, dass sich" das Verstehen und Verstanden werden" durch diese Erkenntnisse noch nicht gefestigt hat. Hierzu bedarf es einer Verankerung. Wiederholungen sind ein Muss. Fragen wir uns immer beim Reden und Zuhören: Was war das Wichtigste? Dank Neugierigkeit kann man unverstandenen Begriffen auf den Grund gehen.



Date: 22. Oktober, 2004




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