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www.rhetorik.ch aktuell: (12. Mai, 2001)


Nachtrag zum Aktuell vom 25. Februar "Mangelnde Sensibilität"


Peter Hess, Photoquelle www.blick.ch Wir wiesen am 25. Februar darauf hin, dass bei allen Medienauftritten widersprüchliche Aussagen erkannt werden können. Damals kam Peter Hess mit fragwürdigen Verwaltungsratsmandaten in die Schlagzeilen.
Während der letzten Wochen geriet der höchste Schweizer erneut ins Rampenlicht. Es wurde bekannt, dass er auch noch Verwaltungsratsmandate bei Briefkastenfirmen in den Geldwäscheroasen Panama und Virgin Island hat. Obschon Peter Hess keine Bedenken äusserte, wurde vermutet, dass die betreffenden Firmen in fragwürdige Geschäfte verwickelt sein könnten. (Es gibt darüber aber noch eine Untersuchung.) Tagelang gab sich Hess bedeckt und kehrte den Medien bewusst den Rücken. (Siehe auch die Rhetorik-Aktuell-Beiträge vom 5 März, 10 März und vom 20 März).
Erst am 12. Mai räumt nun der Nationalratspräsident endlich ein, er habe mit den Off-shore-Firmen Fehler gemacht und diesen Firmen zu wenig Beachtung geschenkt. Doch will Peter Hess als Nationalratspräsident nicht zurücktreten.
Fazit. Bei allen Kommunikationsprozessen gelten nicht nur die Grundsätze wie Offenheit oder Transparenz . Wenn jemand öffentlich auftritt, darf es ihm auch nicht an der notwendigen Sensibilität fehlen.

Ob die Öffentlichkeit bei Peter Hess einen weiteren Skandal erwarten darf? Warten wir die Untersuchung ab.

Nachtrag 16. Mai, 2001. Hess gibt an einer Medienkonferenz bekannt, dass er alle Verwaltungsratsmandate abgeben wird. Hess nutzt jetzt die Medien bei seiner Flucht nach vorn.

Nachtrag vom 13. Jan 2002: "Hess - wieder der Alte?".
Als Ex-Nationalratspräsident holte sich Hess seine Verwaltungsratsmandate bereits Tage nach dem Rücktritt teilweise zurück. Auf Druck der Öffentlichkeit nach dem Medienwirbel rund um die fragwürdigen Offshore-Firmen in der Karibik hatte er seine 48 Verwaltungsratsmandate abgegeben und sich so aus der Schusslinie genommen. Dies war damals ein geschickter Schachzug, obwohl sich der Nationalrat damals in Widersprüche verwickelt hatte.
Heute sind bereits wieder 27 Firmen in seiner Kanzlei eingetragen. Obschon die neuen Geschäfte völlig legal sein können, handelte Hess ohne Fingerspitzengefühl. Er hätte wissen müssen, dass sein Verhalten weiterverfolgt wird. Bestimmt wünscht nun die Öffentlichkeit, dass Hess all seine Mandate transparent macht. Politiker und Experten sind bereits wieder am Ball. Die Thematik wurde jedenfalls in der Sonntagspresse ausführlich thematisiert. Titel: "Panama Hess: Wieder ganz der Alte."
Einmal mehr zeigt sich, dass widersprüchliche Geschichten meist eine Fortsetzung finden. Denn für Medien sind solche Themen interessant. Schlechtes Verhalten sind für sie gute Nachrichten, denn sie werden gelesen und bringen Einschaltquoten. Journalisten werden deshalb die Geschichte weiterverfolgen.
Fazit: Wer glaubt, dass die Medien widersprüchliche Verhaltensweisen schnell vergessen werden, hat nicht begriffen, wie die Medien funktionieren.


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