Rhetorik.ch |
|
Knill.com |
---|
|
Es gibt Fachleute, die warnen davor, Schulen voreilig in gute oder schlechte Schulsysteme einzuteilen, bevor nicht geklärt ist, welche Kompetenzen überhaupt vermittelt werden sollen. Die Autoren der PISA Studie haben viel darüber nachgedacht. Aber wie bei jedem Test gilt es Prioritäten zu setzen. Die Aufgabe der Schule bleibt vielschichtig. Es geht sicherlich nicht nur um gute Sprach oder Mathematikkenntnisse. Bundesrätin Dreifuss sagte an einem Genfer Symposium einmal, die Schule müsse zwar die Schüler für den Markt "fit" machen, aber ebenso wichtig sei die soziale Kohäsion und die Sicherstellung der Chancengleichheit. Wir vertreten aber die Meinung, dass ein Manko bei den Leseverstehen ein gravierender Mangel einer Kernkompetenz wäre. Dieser Mangel darf nicht mit dem Hinweis auf andere Kriterien gleichsam beschönigt werden. Der Mensch sollte Gelesenes verstehen können und in der Schule lernen, sich verständlich mündlich und schriftlich auszudrücken. Die OECD misst der Lesekompetenz eine hohe Bedeutung für eine erfolgreiche berufliche Karriere zu.
Die Förderung der Sprachkompetenz ist nicht durch Senkung der Leistungsanforderung zu erreichen: an einer Fastnachtspräsentation in Deutschland wurde einmal zu diesem Thema gewitzelt: "Jeder kann alles, wenn nur das Niveau entsprechend gesenkt wird!" Die PISA Studie schockte vor allem unsere nördlichen Nachbarn: 10 Prozent der deutschen Schüler sind laut der PISA Studie kaum in der Lage, einfache Informationen aus Texten zu ziehen. 22 Prozent gelten als leseschwach. In Deutschland wurde dem Schulsystem vorgeworfen, die Ansprüche würden zurückgeschraubt und es dominiere die sogenannte "Kuschelschule". Das Wichtigste sei das Spass- und Lustprinzip geworden. Schüler könnten ihr "Lern-Menue" selbst bestimmen. Lernen kann, soll und darf sicherlich Spass machen, doch ist Lust nicht das Ziel von Lernprozessen. Kein Sportler und keine Pianistin könnte ohne konsequentes Üben die eigene Leistung verbessern. Ohne hartes Training gibt es keinen Erfolg. Und Training ist leider nicht immer Honigschlecken. Über Jahre wurde vielleicht auch der Schweiz das Lustprinzip überbetont. Hedonismus war Trumpf. Lust war gleichsam das wichtigste Lernprinzip. Spass am Lernen ist vielen Schulstuben gleichsam Selbstzweck geworden. Die Lehrenden sahen in den Schülern Wesen, die ohne Druck, ohne Forderung bereit sind, freiwillig zu lernen und selbst kennen, welche Kompetenzen sie im Leben brauchen. Dass Freude am Erfolg möglicherweise erst nach harten Lernprozessen Lust auf mehr weckt, wurde zu wenig erkannt. Neues zu lernen können wir leider nicht immmer nach dem "Prinzip des geringsten Widerstandes". Jeder Lernende versucht sich in der Regel, gegen die unangenehmen Seiten des Lernens zum Wehr zu setzten. Das darf er auch, das ist normal. Aber Lehrende sollten mit diesen verständlichen Widerständen umgehen können. Widerstände gehören - so wie die Lust - zu allen Lernprozessen.
In den pädagogischen Hochschulen sollten die Studenten vermehrt ausgebildet werden, den Schülern zu lehren, wie man selbst lernen kann. Sie würden so zu Helfern zur Selbsthilfe. Auch müssen die Lehrpersonen Werkzeuge beherrschen, um Probleme selbst lösen zu können. Heute kann oft nicht mehr ohne externe Berater Unterricht erteilt werden. (Siehe dazu den Onlineartikel Lehrkräfte zu Persönlichkeiten schulen.) Qualitätsverbesserung muss auch in den Schulen zur Selbstverständlichkeit werden z.B. Über Selbst- und Fremdbeurteilung (siehe Veränderungsmanagement).
Der Spruch "Kopf, Herz und Hand" ist wieder modern. Mit allen Sinnen lernen heisst sinnvoll lernen.
Was aber heute gerade wegen dieser Medienvielfalt unbedingt besser beachtet werden müsste: Wir sollten mit Medien situationsgerechter umgehen lernen. Die Lehrpersonen müssten auch medienpädagogisch besser ausgebildet werden, damit sie Medien situationsgerechter einsetzen können. Wir stellen bei Supervisionen immer wieder fest, dass selbst Manager oder Dozenten Mühe im Umgang mit den jeweiligen Medien haben können. Welches Medium soll wann, wie eingesetzt werden? Präsentationsmedien wie Hellraumprojektor, Flipchart oder Powerpoint haben Vor- und Nachteile. Es gilt jedoch generell: Die schönste Folie, der lebendigste Internetauftritt die farbenprächtigste "gerissenste" Projektion nützt nichts, wenn die Darstellung nicht verstanden wird, wenn das Medium nicht sinnvoll, situations- und adressatengerecht eingesetzt wird.
Verständnistraining lässt sich im Verbund mit allen Medien ständig anwenden. Ohne aktives Üben kommt es zu keiner Verbesserung. Lernen wir aus der PISA Studie!
|
Beim internationalen PISA 2000 Vergleich wurden 250'000 Jugendliche im Alter von 15 Jahren aus 31 Ländern (27 OECD Länder sowie Brasilen, Lettland, Liechtenstein und Russland) getestet. Darunter waren 6100 Jugendliche aus der Schweiz. Die Testfelder waren Leseverständnis, Mathematik und Naturwissenschaften.
|
Nachtrag vom 3. Dezember, 2004. Der "Spiegel" veröffentlichte
Ranglisten der neusten PISA 2003 Ergebnisse: |
Rhetorik.ch | 1998-2012 © K-K Kommunikationsberatung | Knill.com |
---|