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Im Zusammenhang mit den Sendungen rund um das Hoehlendrama
- (Studenten wurden bei einem Projekt "Erlebnispaedagogik" in der
Goumois-Höhle im französischen Jura eingeschlossen und konnten
nachher nur mit grösstem Aufwand gerettet werden)
- zeigte das Schweizer Fernsehen in der "Rundschau" noch weitere Projekte,
die unter dem Titel "Erlebnispädagogik" durchgeführt werden. Unter anderem zeigten Filmsequenzen, wie verhaltensgestörte Jugendliche, die schwererziehbar sind und durch kriminelle Handlungen zwangseingewiesen werden, in aufwendigen Projekten ein verbessertes Verhalten erwerben sollen. (Hängegleiterkurse, Aufenthalte auf Segelbooten, Bergsteigen usw.)
Wir haben in verschiedenen Beiträgen, wie darauf hingewiesen, dass Worte Sachverhalte nicht nur steuern sondern auch verfälschen können. Ein Kind, das in einer Normschule nicht mehr erzogen werden kann (also schwer-erziehbar ist) oder ein Jugendlicher, dessen Verhalten gestört ist (und die Umwelt - aus welchen Gründen auch - stört) ist gewiss nicht "originell". Wenn Begriffe beliebig zurechtgebogen werden und Sachverhalte nicht nur beschönigt sondern eindeutig auch verfälscht werden, sollten wie dies nicht stillschweigend hingenommen werden.
Ist es tatsaechlich originell, wenn ein Jugendlicher einen Mitschueler erpresst oder mit einem Messer bedroht? Ist es originell, wenn jemand kriminelle Handlungen ausübt und sich an keinerlei Spielregeln hält? Wer weder von Eltern oder Fachpersonen erzogen werden kann, bleibt nach wie vor "schwer-erziehbar". Wenn das Verhalten gestört ist, so ist der Begriff "verhaltensgestört" präziser. |
Nachtrag vom 20. Juli 2003, Sachverhalte konkret benennen. In einer Lehrerweiterbildung bestätigten mir zwei Heilpädagoginnnen, dass sie den Begriff "Verhaltensgestört" nicht mehr verwenden dürften. Es müsse "Verhaltensauffällig" geschrieben werden. Wir sind auch der Meinung, dass mit Worten sorgfältig umgegangen werden muss. Denn: Worte können Einstellungen prägen. Mit Worten lässt sich auch manipulieren. Sachverhalten können verdrängt oder beschönigt werden. So zum Beispiel in der Kriegsrhetorik oder mit Euphemismen. Ein Kind mit einem gestörtem Verhalten ist tatsächlich verhaltensgestört. Das Verhalten wird mit dieser Bezeichnung weder begründet noch wollen wir mit der damit noch keinen Ursachen nachgehen. "Verhaltensgestört" ist für uns lediglich eine Beschreibung des Verhaltens und damit präziser als die allgemeinere Bezeichnung- "verhaltensauffällig". Es lohnt sich, fragwürdige Beschönigungen als solche zu bezeichnen. Eine blinde Person ist nicht "anders-sichtig". Ein Mann der putzt ist kein "Assistent", usw. |
Nachtrag vom 22. Februar 2004: "Menschen mit Verhaltensstörungen"
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