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www.rhetorik.ch aktuell: (1. Dezember, 2001)


Medienscheu


Tommy Franks, Foto Quelle: www.usembassy.uz "Ich bin kein Norman Schwartzkopf", sagt Tommy Franks, der US-Oberbefehlshaber über sich und signalisiert damit, dass er im Gegensatz zu seinem berühmten Vorgänger recht medienscheu ist. Der 56-jährige Vier-Sterne-General hat als Kommandeur des US-Central-Commands die gleiche Aufgabe inne, wie Schwartzkopf zu den Golfkriegszeiten. Franks ist eher verschwiegen und fühlt sich unwohl, sobald Kameras und Scheinwerfer auf ihn gerichtet sind.
Seit dem Einsatz der amerikanischen Truppen in Afghanistan muss er sich heute zwangsläufig den Medien stellen. Doch beschränkt er seine Auftritte nur auf das Nötigte. Seine Antworten sind stets kurz und knapp. Mit diplomatischer Zurückhaltung beantwortet er die Fragen nach der "amerikanischen Strategie im Kampf gegen das Taliban-Regime".
Franks stammt auch aus Texas, wie Präsident Bush und wurde im Vietnamkrieg als Chef einer Artillerieeinheit dreimal verwundet. Nach dem Einsatz als Divisionschef im Golfkrieg war Franks jahrelang in Deutschland stationiert. Beobachter haben das Gefühl, dass er sich im Kampfanzug wohler fühlt als in der Paradeuniform. Der wortkarge Tommy Franks hat heute sein Hauptquartier im fernen Florida aufgeschlagen. Von dort führt er täglich eine Telefonkonferenz mit Verteidigungsminister Rumsfeld und Generalstabschef Myers.
Aus medienrhetorischer Sicht hat das Bedürfnis nach Medienwirksamkeit nicht erste Priorität. Im Gegenteil: "Mediengeilheit" ist eine Krankheit, die blind machen kann. In der Praxis lohnt sich eine gewisse Zurückhaltung. Bescheidenheit wird vom Publikum immer geschätzt. Es wäre falsch, wenn Franks im Alltag die Chance der Medienpräsenz verpassen würde.
Dies ist jedoch nicht der Fall. Denn Franks spricht nur dann, wenn es wichtig ist.
Der Medienspiegel bestätigt es: Das Echo in den Medien während der letzten Monate war für die Amerikaner recht gut. Die bewusste Zurückhaltung bei Medienkontakten hat nichts mit Angst vor Medienauftritten zu tun. Angst vor Medienauftritten ist verständlich und kann dank fachgerechtem Coaching überwunden werden.

Eine gute Ausbildung strebt immer nach einem bedachten Umgang mit den Medien. Während Chancen zur Medienpräsenz wenn immer nötig genutzt werden sollten, kann sich manchmal auch Zurückhaltung bei Medienkontakten lohnen.


Nachtrag vom Januar 2003
Fotoquelle: www.spiegel.de Franks ist im Moment wieder als Oberbefehlshaber der US-Truppen am Golf. Als Befehlshaber des Zentralkommandos ist er direkt dem Verteidigungsministerium und dem US Präsidenten unterstellt. Im Moment koordiniert er den Truppenaufmarsch am Golf. Franks sieht einem Irakkrieg eher skeptisch gegenüber:

"Niemand hasst den Krieg so sehr wie ein Soldat".
Auch nach dem erfolgreichen Afganistan Kriegszug, bei dem Franks einziger Patzer war, den Terror-Fürsten Bin Laden nicht geschnappt zu haben, gilt Franks immer noch als uneitel, vermeidet Interviews und weicht Fotografen aus. Den Mächtigen in Washington redet er nicht nach dem Munde. "Meine Absicht ist es, einen normalen Job zu machen", sagt er.
Franks Kompetenz wird trotz Bin-Laden-Pleite nicht in Frage gestellt. Franks reist alle drei bis vier Wochen nach Washington, um Bush persönlich über die Kriegsvorbereitungen gegen den Irak zu informieren. Der pensionierte Generalmajor Leo Baxter:

"Tommy nimmt kein Blatt vor den Mund. In einem Disput darüber, ob er Recht hat oder ein anderer, benutzt er Ausdrücke, die im Wörterbuch stehen - und auch solche, die nicht drin stehen."
Fotoquelle: www.spiegel.de


Nachtrag vom 3. Februar 2003
Fotoquelle: www.cnn.com Das Pentagon hat eine Untersuchung über Tommy Franks angeordnet. Die Gründe dazu seien, dass Franks in der Anwesenheit seiner Frau Cathy hochklassifizierte Sachen diskutiert habe und dass er der Regierung auch nicht die Kosten für die Mitreise seiner Frau gezahlt habe und Leibwächter damit beauftragt hätte, seine Frau zu beschützen. Die Offizielle Stellungsnahmen von Donald Rumsfeld waren sehr zu Gunsten Franks. Die Geschichte kommt zu einem Moment, wo das Militär nicht immer ganz auf der Linie der Administration mitmacht und Bedenken zu einem Irakkrieg haben. Könnte es sein, dass Franks mit dieser internen Untersuchung die Daumenschrauben angelegt worden sind?


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