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www.rhetorik.ch aktuell: (10. August, 2002)


Vor den zwei TV Duellen


Computer generierte Duellscene mit Moderatoren


Die Rhetorikduelle zwischen Schröder und Stoiber werden am 25. August und 8. September stattfinden. Die Planung macht klar: Es wird ein rhetorische Schaulaufen in High Tech Arenas werden. Wenn der Kanzler und sein Herausforderer erstmals in der deutschen Geschichte live im Fernsehen verbal die Klingen kreuzen werden, bleibt nichts dem Zufall überlassen. Die Vorbereitungsarbeiten, sowohl der Kontrahenden als auch der beteiligten Fernsehsender ist in vollen Gange.

In den letzten Wochen haben die Informationschefs der deutschen Fernsehsender, Hans Mahr (RTL), Claus Larass (SAT 1), Niklaus Bernder (ZDF) und Hartmann von der Tann (ARD) mit den Wahlkampfleitern Matthias Marchnig (Schröder) und Michael Spreng (Stoiber) jedes noch so kleine Detail des rund um den 75 - minütigen Schlagabtausches festgelegt.

Offen sind nur noch die Fragen, welche die Moderatoren Kloeppel/Limbourg, sowie die Moderatorinnen Christiansen/Illner den Kanzleramtsbewerbern stellen werden.

  • Vorerst sollte das Los entscheiden, wer auf die erste Frage antworten darf. Die Beteiligten haben sich aber geeinigt, dass die erste Frage an Schröder geht und Stoiber das letzte Wort hat.
  • Jeder Bewerber hat maximal 90 Sekunden Zeit zum Antworten.
  • Eine Lampe wird das Ende der Redezeit markieren.
  • Die Duellgegner treffen sich vor dem Duell nicht.


Auch Details sind genau geregelt:

  • Zum selben Thema sind nur zwei Nachfragen erlaubt.
  • Jedes Thema muss in 7 Minuten abgehandelt sein.
  • Der Einzug der Matadore in die Arena darf mit der Kamera nicht verfolgt werden.
  • Die Idee, das Wortgefecht mit der Nationalhymne musikalisch einzuleiten, wurde fallen gelassen.
  • Aufnahmen der Hinterköpfe sind nicht erlaubt.
  • Ersatzlampen und Ersatzmikrofone werden bereit stehen, damit bei einer allfälligen Panne niemand schlechter beleuchtet würde oder tonlos wäre.
  • Acht Kameras werden eingesetzt. Die Aufnahmen werden ohne Kranfahrten oder optische Spielereien gemacht.
  • Redner dürfen keinen "Untersatz" benutzen. (Schröder ist 10 Zentimeter kleiner als sein Herausforderer.)
  • Eigene Unterlagen (Statistiken) dürfen nicht mitgenommen werden Auf den Stehpulten liegt nur ein Schreibblock plus Bleistift.
  • Während dem Duell darf nur Mineralwasser ohne Kohlensäure getrunken werden.
  • In zwei getrennten Schminkräumen und zwei getrennten Lounges halten sich die beiden Kontrahenten mit ihren Mitarbeitern zur zur letzten Minute auf. In beiden Räumen gibt es identische Snacks, Getränke und Kaffee.

Rededuell


Vergleiche dazu auch das Printduell. Wir werden die Duelle mitverfolgen und hier kommentieren.


Nachtrag vom 18. August, 2002
Welche Auswirkungen haben die Wahlduelle auf das Wahlergebnis?
Deutschland muss bei Fernsehauseinandersetzungen erst noch mehr Erkenntnisse sammeln. Die USA hat mehr Erfahrung mit den Kampfduellen im Fernsehen. Im letzten USA Wahlkampf hat niemand geglaubt, dass Georges Bush im Rededuell gegen Al Gore bestehen kann. Bush war dann tatsächlich rhetorisch Gore unterlegen. Dass er aber besser war als erwartet, hat ihm geholfen. Bei der Bundestagswahl könnte Stoiber von einem ähnlichen Effekt profitieren. Stoiber wurde im Vorfeld als der wenig mediengewande Politiker angekündigt, während Schröder vor Kamera und Mikrofon immer gut abschnitt. Wir können auch davon ausgehen, dass die Bevölkerung die Duelle als Unterhaltung betrachtet und die Show einen Mobilisierungseffekt auslöst. Das käme den Sozialdemokraten zugute, die sich immer über eine mangelnde Wahlbeteiligung beklagten. Die Wahlprognosen hängen tatsächlich von der Wählerschicht ab. Bei Umfragen der Zeitschrift "Bild", die seit Monaten online gemacht wurden, kriegt Stoiber meist mehr Stimmen. Dass TV-Duelle nicht entscheidend sein muss, zeigt das Beispiel der Landtagswahl in Niedersachsen von 1998, wo CDU Wulff ein TV Duell gegen Schröder bestritt in dem nach einer Radioumfrage Wulff mit 58.5 Prozent besser als Schröder mit 41.5 Prozent abschnitt und Wulff trotzdem die Wahl verlor.


Wie beeinflusst die Jahrhundertflut die Bundestagswahlen? Schroeder Stoiber Nicht nur beim Fernsehduell, auch den ostdeutschen Deichen wird Wahlkampf betrieben. Millionen Fernsehzuschauer haben beobachtet und mitverfolgt, was Stoiber und Schröder gesagt hatten, wie sich sich bewegten und wie sie gekleidet waren. Der Kanzler wurde als Krisenmanager im In- und Ausland gelobt. Auch Stoiber hatte starke Auftritte: Stoiber nimmt vor laufender Kamera eine Frau in den Arm, deren Apotheke zerstört ist. In der Umarmung kam der geübte Grossvater durch.
Obschon Schröder und Stoiber die Flut nicht zum Wahlkampfthema machen wollten, kam es zu verschiednen parteipolitischen Auseinandersetzungen. (Der Unions-Krisengipfel würde von Schröder als "politsche Kleinstaaterei" abgetan.) Auf den Deichen fand sicher ein Kampf um Stimmen statt. Gefehlt hat aber der dritte Kandidat, Guido Westerwelle, der übrigens am Fernsehduell nicht mitmachen darf. Die Umfragen bei der Zeitschrift "Bild" (die übrigens sehr stark varieren von Tag zu Tag) zeigen keine tendenzielle Veränderung der Meinungen seit der Flutkatastrophe. Ob die Bundesratswahl jedoch in den betroffenen Gebieten überhaupt am 22. September stattfinden kann, ist noch nicht sicher.
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