Letzte Miss Schweiz? Alina Buhschacher.
|
Dieses Jahr wird keine Miss Schweiz gekürt. Nicht alle bedauern diesen Entscheid.
20min:
Im Jahre 1951 wurde der ersten Miss Schweiz ein Krönchen auf
das Haupt gesetzt - damals waren noch nicht einmal meine Eltern
auf der Welt. Die Missen in der Schweiz sind also mindestens so
alt wie der Unspunnenstein, und wohl genauso unzertrennlich in der
hiesigen Kultur verankert. Und nun, 60 Jahre später, soll es also
vorerst aus sein für die begehrte Aufstiegsmöglichkeit der
Dorfschönheiten dieses Landes. Mangelndes Interesse soll der Grund
für die Zwangspause sein.
(...)
Zunächst muss man die Frage klären, weshalb sich die Missen
in der Schweiz über Jahre einer so grossen Beliebtheit erfreuten
- in Anbetracht der Tatsache, dass es sich bei der Schweiz um ein
postmaterialistisches und nicht-lateinamerikanisches Land handelt. Eine
Ursache sind sicherlich die fehlenden Cervelats auf dem Grill der
Eitelkeiten. Irgendjemand muss ja über die roten Teppiche des
Landes schreiten und bei Ladeneröffnungen Autogrammkarten
unterschreiben. Und auch die Journalisten - wir in diesem Falle
nicht ausgeschlossen - waren hie und da ganz froh ob der Existenz der
Krönchen-Trägerinnen. Denn Geschichten wie ein Dreier mit
Hirschmann, das Erscheinen auf einer Escort-Seite oder ein Studium an
einer dubiosen Fern-Universität sind nun mal unbezahlbar.
Doch plötzlich war der Unterhaltungswert der Missen - freiwillig
oder unfreiwillig - unzureichend. Möglicherweise liegt es daran,
dass mit dem Aufkommen der Castingshows zu Beginn der Nullerjahre die
Wahl zur Miss Schweiz nicht mehr der einzige Ausweg aus einem belanglosen
Leben in der Eidgenossenschaft war. Der Sprung aus der Bedeutungslosigkeit
konnte man inzwischen auch als Topmodel oder Music-Star schaffen. Dort
konnte man im Gegensatz zur Miss-Wahl noch Ecken und Kanten zeigen und
das Publikum liebte einen noch dafür.
|