Das offizielle Bundesratsfoto vom Jahre 2011 zeigt von links nach rechts
das neue Bundesratsteam mit
Johannes Schneider-Ammann, Didier Burkhalter, Doris
Leuthard, Bundespraesidentin Micheline Calmy-Rey, Eveline Widmer-Schlumpf,
Ueli Maurer, Simonetta Sommaruga und Bundeskanzlerin Corina Casanova.
In den letzten Jahren war vor allem Kreativität gefragt gewesen.
Fürs Jahr 2011 lässt sich der Bundesrat im Bundeshaus ablichten. Es ist
definitv ein Heimvorteil. Experimente sind auf
die Neujahrskarte
verschoben worden. Die Regierung
positioniert sich gepflegt und geordnet. Die Hände werden - wahrscheinlich vom
Fotographen verordnet - bewusst hängen gelassen.
Eine wie gewohnt nicht ganz ernst gemeinte Kleideranalyse zeigt, dass
die Bundespräsidentin die früher meist verschränkten Arme
nun an den Händen verbindet was die Absicht ausstrahlt, sich zusammennehmen
zu wollen. Dank
Micheleline Calmy-Rey
sind sowohl 8 Hosen- als auch 8 Strumpfbeine auf dem Bild auszumachen.
Die
stehende Landesregierung demonstriert einerseits Still
stand, andererseits
den Willen, die Stimme des Volkes ver
stehen zu wollen. Wie im unten zitierten "20 Minuten"
Beitrag bemerkt, setzt die Männerminderheit nun die farblichen Akzente.
Die rote Kravatte Maurers signalisert dem politischen Auguren Aggressivität im Wahljahr.
Das Violett in der Kravatte von
Johannes Schneider-Ammanns
ist eine Mischung vom FDP-Blau und SP-Rot und
prognostiziert eine unscharfe politische Positionierung.
Bei den Frauen fällt nur
Simonetta Sommaruga mit dem gemusterten
Deux-pièce auf. Das "Schwarz-Weiss Gemisch" assoziiert vorhersehbare
Gegensätze im neuen Jahr.
Nur das bewusste "Nicht-Lachen-wollen" und linkische "Wohin-mit den Händen" von
Moritz Leuenberger fehlt dem Beobachter.
Der Bundesrat präsentiert sich auf dem offiziellen Foto
als Gremium, das auf Bewährtes statt auf Originalität
setzt. Experimente scheinen im kommenden Jahr tabu zu sein. Das Bild
zeigt die Landesregierung vor dem Bundesratszimmer - wie auf dem ersten
offiziellen Bundesratsfoto von 1993. Diesem sei es nachempfunden,
schreibt die Bundeskanzlei. Damit solle auch die Veränderung in
der Landesregierung aufgezeigt werden. 1993 war Ruth Dreifuss die
einzige Frau im Bundesrat, heute sind die Frauen in der Mehrheit.
Umgesetzt hat das Konzept die Berner Fotografin Monika Flückiger,
nach den Wünschen von Bundespräsidentin Micheline
Calmy-Rey. Für ihr erstes Präsidialjahr hatte Calmy-Rey
2007 ein modern anmutendes Bild gewählt, das Dynamik und
Aufbruchstimmung vermittelte: Entschlossenen Schrittes bewegten sich
die Bundesratsmitglieder auf den Betrachter zu.
Experimentierfreudig zeigte sich ein Jahr später auch Pascal
Couchepin, der den Bundesrat in einer Menschenmenge versteckte und
das Bundesratsfoto so zum Suchbild machte. Doris Leuthard setzte im
vergangenen Jahr auf eine moderne Optik mit gepixeltem Bundeshaus. Das
neue Foto bildet gewissermassen das Gegenstück zu diesen Bildern: Ein
gewöhnliches Gruppenbild vor dem bundesrätlichen Arbeitszimmer.
Farbliche Akzente setzen trotz Frauenmehrheit nicht die Damen, sondern die
Herren, und zwar mit ihren Krawatten: Ueli Maurer trägt eine rote,
Johann Schneider-Ammann eine violette und Didier Burkhalter eine blaue.
Die Damen sind alle dezent dunkel gekleidet - mit Ausnahme der neuen
SP-Bundesrätin Simonetta Sommaruga, die mit einem grau gemusterten
Deux-Pièces hervorsticht.
In der Mitte des Bildes steht Bundespräsidentin Micheline Calmy-
Rey, umrandet von Doris Leuthard und Vizepräsidentin Eveline Widmer-
Schlumpf. Neben den Mitgliedern des Bundesrates ist - wie immer - auch
Bundeskanzlerin Corina Casanova zu sehen.
Das Bundesratsfoto 2011 wurde in einer Auflage von 70 000 Exemplaren
produziert. Es liegt an allen Logen des Bundeshauses sowie im Polit-Forum
Käfigturm auf. Ab dem 3. Januar kann es zudem über Internet
bestellt oder unter Beilage einer adressierten Klebeetikette per
Post kostenlos bezogen werden. Unter www.ch.ch ist das Bild in einer
3-D-Version zu sehen.
Vom ersten offiziellen Bundesratsfoto für das Jahr 1993 waren
zunächst nur 1000 Exemplare gedruckt worden. Die Nachfrage war aber
grösser als erwartet: Bereits nach einem Monat gab es keine Bilder
mehr, so dass eine zweite Auflage gedruckt werden musste. Das Bild ist
inzwischen vergriffen.