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www.rhetorik.ch aktuell: (23. Apr, 2010)

Medienlandschaft im Umbruch

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:
Trotz massiver Konsolidierung im Zeitungswesen bleibt die Schaffhauser Nachrichten selbständig:

Aus dem Klein report:

Schaffhausen trotzt dem Zeitungstrend.

Wir befinden uns im Jahre 2010 nach Christus. Die ganze Ostschweiz ist von Zürcher Medienhäusern besetzt. Die ganze Ostschweiz? Nein! Ein unbeugsames Städtchen ennet des Rheins hört nicht auf, dem Eindringling Widerstand zu leisten. "Wie kommt man überhaupt darauf, dass die `Schaffhauser Nachrichten` nicht selbständig bleiben kann?", fragt Norbert Neininger, Chefredaktor der lokalen Tageszeitung, zurück, als ihn der Klein Report auf die Zukunft seiner Zeitung anspricht. "Wir sind selbständig und bleiben selbständig - deshalb stellt sich uns diese Frage gar nicht", so Neininger weiter, der als Verwaltungsratspräsident der Meier + Cie AG in Schaffhausen medienpolitisch weitgehend freie Bahn hat. Denn am Nordzipfel der Schweiz konzentriert sich die Medienmacht auf engem Raum.

Die Meier + Cie AG ist nämlich nicht nur Besitzerin der "Schaffhauser Nachrichten", sondern auch Mehrheitsaktionärin der ZDS Zeitungsdruck Schaffhausen AG, der Radiomunot Werbe AG, der Schaffhauser Fernsehen AG und der Schaffhauser Magazin AG. Mehrheitsbesitzerin der Meier + Cie AG ist die im selben Gebäude wie die "Schaffhauser Nachrichten" domizilierte Carl-Oechslin-Stiftung, wo Neininger wiederum als zeichnungsberechtigtes Mitglied im Stiftungsrat sitzt.

Mit einer Auflage von knapp 24 000 Exemplaren und stabilen Leserzahlen könnten sich die "Schaffhauser Nachrichten" als Regionalzeitung gut halten. Auch die Inserateumsätze seien nach wie vor passabel, meint Neininger, der gegenüber dem Klein Report aber keine Zahlen nennen möchte. Selbstverständlich gehörten Kooperationen mit anderen Zeitungen zum festen Konzept der Zeitung. "Wir beziehen aber nicht einfach den Mantel einer anderen Zeitung, sondern Ausland-, Inland- und Wirtschaftsseiten vom `Landboten`. Wir haben unser eigenes Layout und passen diese Seiten unseren Bedürfnissen täglich an. Dies geschieht im Rahmen des Inseratekombis NOS, zu dem auch die `Thurgauer Zeitung`gehört." Und Norbert Neininger weiter: "Da die `Thurgauer Zeitung` nun zum Kopfblatt des `St. Galler Tagblatts` wird, wird natürlich über die künftigen Kooperationsmöglichkeiten intensiv gesprochen. Mit allen sechs Regionalzeitungen fanden bereits vergangenes Jahr Gespräche statt und an diese wird man nun anknüpfen können."

"Vorerst bleibt aber alles beim Alten", beschwichtigt Neininger, der allerdings den fürs Ausland-Ressort zuständigen Volontär nicht mehr ersetzt, nachdem dieser die Zeitung vor wenigen Wochen verlassen hat. Mehr Informationen über die Zukunft seiner Zeitung will Neininger allerdings nicht geben. "Können Sie mir wenigstens sagen, wie laut derzeit die Zürcher Medienverlage an Ihrer Bürotür poltern?" - "Nein", sagt Neininger.


Der Mediendeal zwischen "Ringer Verlag" und dem deutschen "Axel Springer" Verlag vom März wie auch die monopolartigen Zusammenschlüsse innerhalb TAMEDIA und der NZZ veranschaulichen, wie die Medienvielfalt schwindet.

Die Tamedia mit dem jüngsten Zusammenschluss Tagesanzeiger - Zürich Oberländer usw., ist nun mit 20 Min, Radio 24, Tele Züri, den Berner Zeitungen und Edipress ein monopolähnliches Gebilde.

Auch der Zusammenschluss der Thurgauer Zeitung mit dem St. Galler Tagblatt verstärkte die Position der NZZ Gruppe in der Ostschweiz mit Tele Ostschweiz und Radio Aktuell. Dies führte zu einer weiteren ungesunden Ballung.

Die anderen Akteure führen neben den beiden Mediengiganten nur noch ein Nischendasein. Es ist erstaunlich, dass Fusionen bisher zu keinem Aufschrei der Entrüstung führte.
Wie geht es weiter? Die Monopolisierung, die Gratiszeitungen mit den kostenlosen Internetangeboten werden die Medienlandschaft weiter einebnen. Es gibt eine strukturelle Krise. 1. Eine finanzielle Krise (weniger Werbeeinnahmen). Die kommende Generation nutzt die Gratiszeitungen und Onlineangebote. 2. Die Zeitungen verlieren Abonnements. 3. Durch die Machtballung wird der Medienmarkt für lokale, selbständige Medien härter. Niemand weiss eigentlich genau, wie es weiter gehen wird. Die Branche ist verunsichert. Der Trend "Weg vom Papier" wird weitergehen. Die junge "iPad Generation" ist nicht mehr bereit, für Informationen zu bezahlen. Die Gratiszeitungen etablieren sich. Nur Zeitungen und Magazine, die es verstehen - im Gegensatz zum Online-NEWS-Kurzfutter , Themen mit Hintergrundbeiträgen zu vertiefen oder lokale Informationen pflegen, werden überleben.


Nachtrag vom 27. April, 2010


Schaffhauser Bock vom 27. April, 2010



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