Trotz massiver Konsolidierung im Zeitungswesen bleibt die Schaffhauser Nachrichten
selbständig:
Aus dem Klein report:
|
Schaffhausen trotzt dem Zeitungstrend.
Wir befinden uns im Jahre 2010 nach Christus. Die ganze Ostschweiz
ist von Zürcher Medienhäusern besetzt. Die ganze
Ostschweiz? Nein! Ein unbeugsames Städtchen ennet des Rheins
hört nicht auf, dem Eindringling Widerstand zu leisten. "Wie kommt
man überhaupt darauf, dass die `Schaffhauser Nachrichten` nicht
selbständig bleiben kann?", fragt Norbert Neininger, Chefredaktor
der lokalen Tageszeitung, zurück, als ihn der Klein Report auf die
Zukunft seiner Zeitung anspricht.
"Wir sind selbständig und bleiben
selbständig - deshalb stellt sich uns diese Frage gar nicht",
so Neininger weiter, der als Verwaltungsratspräsident der Meier +
Cie AG in Schaffhausen medienpolitisch weitgehend freie Bahn hat. Denn am
Nordzipfel der Schweiz konzentriert sich die Medienmacht auf engem Raum.
Die Meier + Cie AG ist nämlich nicht nur Besitzerin der "Schaffhauser
Nachrichten", sondern auch Mehrheitsaktionärin der ZDS Zeitungsdruck
Schaffhausen AG, der Radiomunot Werbe AG, der Schaffhauser Fernsehen AG
und der Schaffhauser Magazin AG. Mehrheitsbesitzerin der Meier + Cie
AG ist die im selben Gebäude wie die "Schaffhauser Nachrichten"
domizilierte Carl-Oechslin-Stiftung, wo Neininger wiederum als
zeichnungsberechtigtes Mitglied im Stiftungsrat sitzt.
Mit einer Auflage von knapp 24 000 Exemplaren und stabilen Leserzahlen
könnten sich die "Schaffhauser Nachrichten" als Regionalzeitung
gut halten. Auch die Inserateumsätze seien nach wie vor passabel,
meint Neininger, der gegenüber dem Klein Report aber keine Zahlen
nennen möchte.
Selbstverständlich gehörten Kooperationen mit anderen
Zeitungen zum festen Konzept der Zeitung. "Wir beziehen aber nicht
einfach den Mantel einer anderen Zeitung, sondern Ausland-, Inland-
und Wirtschaftsseiten vom `Landboten`. Wir haben unser eigenes Layout
und passen diese Seiten unseren Bedürfnissen täglich an. Dies
geschieht im Rahmen des Inseratekombis NOS, zu dem auch die `Thurgauer
Zeitung`gehört." Und Norbert Neininger weiter: "Da die `Thurgauer
Zeitung` nun zum Kopfblatt des `St. Galler Tagblatts` wird, wird
natürlich über die künftigen Kooperationsmöglichkeiten
intensiv gesprochen. Mit allen sechs Regionalzeitungen fanden bereits
vergangenes Jahr Gespräche statt und an diese wird man nun
anknüpfen können."
"Vorerst bleibt aber alles beim Alten", beschwichtigt Neininger, der
allerdings den fürs Ausland-Ressort zuständigen Volontär
nicht mehr ersetzt, nachdem dieser die Zeitung vor wenigen Wochen
verlassen hat. Mehr Informationen über die Zukunft seiner
Zeitung will Neininger allerdings nicht geben.
"Können Sie mir
wenigstens sagen, wie laut derzeit die Zürcher Medienverlage an
Ihrer Bürotür poltern?" -
"Nein", sagt Neininger.
|
Der Mediendeal zwischen "Ringer Verlag" und dem deutschen "Axel Springer"
Verlag vom März wie auch die monopolartigen
Zusammenschlüsse innerhalb TAMEDIA und der NZZ
veranschaulichen, wie die Medienvielfalt schwindet.
Die Tamedia mit dem jüngsten Zusammenschluss Tagesanzeiger -
Zürich Oberländer usw., ist nun mit 20 Min, Radio 24, Tele
Züri, den Berner Zeitungen und Edipress ein monopolähnliches
Gebilde.
Auch der Zusammenschluss der Thurgauer Zeitung mit dem St. Galler Tagblatt
verstärkte die Position der NZZ Gruppe in der Ostschweiz mit
Tele Ostschweiz und Radio Aktuell.
Dies führte zu einer weiteren ungesunden Ballung.
Die anderen Akteure führen neben
den beiden Mediengiganten nur noch ein Nischendasein. Es ist erstaunlich,
dass Fusionen bisher zu keinem Aufschrei der Entrüstung führte.
Wie geht es weiter? Die Monopolisierung, die Gratiszeitungen mit den kostenlosen
Internetangeboten werden die Medienlandschaft weiter einebnen. Es
gibt eine strukturelle Krise. 1. Eine finanzielle Krise (weniger
Werbeeinnahmen). Die kommende Generation nutzt die Gratiszeitungen und
Onlineangebote. 2. Die Zeitungen verlieren Abonnements. 3. Durch die
Machtballung wird der Medienmarkt für lokale, selbständige
Medien härter. Niemand weiss eigentlich genau, wie es weiter
gehen wird. Die Branche ist verunsichert. Der Trend "Weg vom Papier"
wird weitergehen. Die junge "iPad Generation" ist nicht mehr bereit,
für Informationen zu bezahlen. Die Gratiszeitungen etablieren
sich. Nur Zeitungen und Magazine, die es verstehen - im Gegensatz zum
Online-NEWS-Kurzfutter , Themen mit Hintergrundbeiträgen zu vertiefen
oder lokale Informationen pflegen, werden überleben.
|