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Der vorliegende Beitrag basiert aus Erkenntnissen der
Seminartätigkeit und den Erkenntnissen des Psychologen
Klaus Fiedler . Siehe auch den Beitrag im Zürich Express vom 20. Februar, oder in der "Sprechstunde". |
Notlügen, Höflichkeit, Beschönigungen, Übertreibungen |
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Bei alltäglichen Lügenverhalten geht es nicht ausschliesslich
um einen böswilligen, vorsätzlichen Verstoss gegen Regeln.
Oft wird gelogen aus Höflichkeit, Bescheidenheit, Angst oder nur deshalb,
um sich besser darzustellen. Niemand spricht von Regelverstössen,
wenn ein Arzt einen folgenschweren Befund bewusst verschweigt, wenn jemand
sein Alter beschönigt oder bei einem unangenehmen Termin sich mit
einer Notlüge behilft. Selbst bei der Alltagsfrage "Wie geht es?"
wird unablässig gelogen. Bei all den vielen Lügen hat kaum
jemand ein schlechtes Gewissen. Viele Händler täuschen Interesse
oder Desinteresse vor. Jede Übertreibung oder Untertreibung ist auch ein Abweichen von der Wahrheit. Beispielsweise wird ein Autoverkäufer anstatt offen zu lügen, einfach gewisse relevante Aussagen verschweigen d.h. er wird sich im Verkaufs-Gespräch hüten, einflussreiche negative Informationen zu erwähnen. Nur wenn jemand hinter der Unwahrheit Vorsätzlichkeit und Hinterlist steckt, sprechen wir von Lügerei.
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Fragen |
Folgende zentrale Frage beschäftigt viele
Kommunikationsspezialisten aber auch Ehepartner:
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Erkenntnisse |
Bei Kommunikationsseminarien sammelten
wir bei der Übung mit drei Aussagen (eine davon musste gelogen werden)
im Laufe der Jahre folgende Erkenntnisse:
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Detektoren |
Seit Jahrzehnten versuchen Spezialisten gleichsam mit
Ersatz-Lügendetektoren
unwahre Aussagen aufzuspüren. (durch Stimmanalysen, Beobachtungen des
Blickverhaltens, durch das Registrieren der Pupillenvergrösserungen oder
der Veränderung des Hautwiderstandes, wie auch der Atemfrequenz, der
Muskelspannung oder sogar durch Messungen der Hirnströmen usw.)
In der Praxis hat sich jedoch immer wieder gezeigt, dass gewiefte Gangster,
die das Leben auf Lügen aufbauen, genau wissen, wie
Lügendetektoren hinters Licht geführt werden können
(In Deutschland gilt die polygraphische Strafuntersuchung nach aktuellem
wissenschaftlichen Kenntnissen als
ungeeignetes Beweismittel). Auch die Reaktionen über das vegetative Nervensystem lässt sich nach Klaus Fiedler (Heidelberg) noch nicht umfassend deuten. Bei Befragungen kann es mitunter zu Reaktionen kommen, wie wenn tatsächlich gelogen worden ist, nur deshalb, weil ein Wort einen grossen Reiz auslöste (Tabu-Bereich). Geübte Tester versuchen zwar mit Kontrollfragen, die ebenfalls analoge Tabubereiche ansprechen, herauszufinden, ob tatsächlich gelogen wurde. Nach heutigen Erkenntnissen kann ein geschickter Befrager mit einem Detektor auf eine Erfolgsquote von lediglich 65% kommen. Die ist jedoch durch Intuition ebenso so gut möglich. Janet Rothwell von der Manchester Metropolitan University entwickelte einen neuartigen Lügendetektor, der kleinste Zuckungen des Gesichtes registriert, die vom blossem Auge kaum wahrnehmbar sind. Das Gerät beurteilt 24 Gesichtsvariablen. Damit lässt sich angeblich die Glaubwürdigkeit von Aussagen erstaunlich gut beurteilen. In Tests mit uneingeweihten Menschen bewertete das System etwa 80% der Verhöre korrekt. Bei den herkömmlichen Lügendetektoren lag die Trefferquote unter 70%! Der Vorteil der Mimikanalysen ist, dass das Gerät nicht mit wahren Antworten der Probanten geeicht werden muss. Man denkt bereits an den Einsatz bei Flughafenkontrollen: Falls der Detektor unwahre Äusserungen registriert, könnten Fahnder das Gepäck gründlicher kontrollieren. |
Bei Kommunikationsprozessen |
Wer bei Kommunikationsprozessen lügen muss,
(Beispielsanalyse)
weiss, dass das Lügen gar nicht einfach zu lernen ist. Über Wochen
wurde der amerikanische Präsident von mehrern Coachern stundenlang
trainiert. Und der Kameramann durfte während dem Verhör
keine Nahaufnahmen machen. Erstaunlich ist das Phänomen des Selbst-Belügens. Die Polizei und bei Gerichtsverhandlungen zeigt sich immer wieder: Das Gedächtnis von Augenzeugen ist sehr schlecht und Betroffene sehen Farben der Verkehrsampel plötzlich durch Imagination neu. Betroffene glauben letzlich an ihre Falschaussage. Die selbsterzeugte Information kann sich deshalb allmählich als Wahrheit einprägen. Traurige Aktualität hat dieser Sachverhalt bei sexuellen Übergriffen. So wie Autosuggestion ein hilfreiches Instrument sein kann, so kann es bei der Suche nach der Wahrheit letzlich auch folgenschwer sein. Die Unwahrheit, Einbildung (als Bild) wird zementiert. |
Fazit: Es lohnt sich bei der Alltagkommunikation den Umgang mit der Unwahrheit zu beachten, weil wir damit der Wahrheit näherkommen. |
Links zum Thema: |
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Ehrlich gesagt... (auf diesen Webseiten) |
10 Regeln zum Lügen (auf diesen Webseiten) |
Artikel im Zürich Express vom 20. Februar 2003. |
Nachtrag: Interview im Radio 24 |
Interview, November 2007 im Radio 24.
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