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Nicht nur Lehrerinnen und Lehrer kennen Redesituationen, die mit Ängsten verbunden sind (Elternabende, Sitzungen usw.). Auch Schüler haben sich mit Auftrittsängsten auseinanderzusetzen. Selbst Profis mit langjähriger Erfahrung kämpfen gegen das Lampenfieber vor Auftritten. Schauspieler, TV-Moderatoren und Politiker bestätigen dies unumwunden. |
Peter Alexander meint beispielsweise: "Trotz jahrelangler Showerfahrung bin ich immer noch so aufgeregt wie ein Anfänger". |
Alle, die beruflich viel vor Leuten reden müssen, haben eigene Rezepte, um die Spannung bei Auftritten auf ein erträgliches Mass reduzieren zu können. Jeder, der öffentlich kommunizieren muss (sei es bei Verhandlunögen. Sitzungen, Diskussionen. Voten, Kurzreferaten usw.), sollte sich mit den bewährten Stressabbautechniken (Ventil-Techniken) auseinandersetzen, die starken, störenden Stress reduzieren helfen (bei Auftrittsangst, bei der Angst vor den "vielen Augen" oder der Angst, "Steck- enzubleiben" wie auch der Angst, "nicht verstanden zu werden"). |
Es gibt bewährte Techniken, die das Lampenfieber reduzieren helfen. Sie haben richtig gelesen, es geht ums "Reduzieren". Das Lampenfieber darf nicht verschwinden. Wer kein "Fieber", keine Spannung mehr in sich hat, der wirkt kraftlos. Routine ist gefährlich. Die innere Spannung darf nie fehlen. Wir müssen nur das "Fieber" sinnvoll umsetzen lernen. Aber wie? |
1. Bereits das Wissen "andere haben auch das Lampenfieber" kann helfen. |
Die Erkenntnis, dass Lampenfieber etwas Natürliches ist, entlastet enorm. In einem Wochenseminar besuchten wir ein Radiostudio. Die Feststellung, dass auch Profis zittern und Angst haben, erstaunte. Jemand sagte: "Das hat mir viel geholfen" (zum eigenen Stressabbau). |
2. Ängste nicht verdrängen |
Wer die Redeangst verdrängt. verstärkt
den inneren Druck. Dies führt
zwanesläufig zu vermehrten
Schwierigkeiten, zu Pannen oder Fehlern.
Stressenergien lassen sich meist
sinnvoll umsetzen. Wichtig ist:
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Was Menschen Angst macht. |
Wussten Sie, dass die meisten Menschen vor öffentlichem Auftreten mehr Angst haben als vor Insekten, Hunden oder "Angst vor grossen Höhen" usw? Nachfolgende Untersuchung veranschaulicht dieses Phänomen. |
Öffentlich reden | 41% | |
Grosse Höhen | 32% | |
Ungeziefer-Geldsorgen-Tiefes Wasser | 22% | |
Krankheit, Erbrechen, Tod | 19% | |
Fliegen | 18% | |
Einsamkeit | 14% | |
Hunde | 11% | |
Auto (steuern, mitfahren) | 9% | |
Dunkelheit, Fahrstühle | 8% | |
Rolltreppen | 5% | |
Aus: "The book of lists" von William Morrow Inc. New York, Angaben in % der Befragten |
3. Bewegung baut Stress ab |
Stress kann via Bewegung abgebaut werden. Personen, die bewusst ruhig sein wollen und alle Bewegungen unterdrücken (z. B. ohne Gestik), bewegen sich zwangsläufig mit "falschen" Bewegungen. Mit Bewegungen, die nicht zur Aussage gehören, wird dann der Stress abgebaut (z. B. mit Kratzen, Zucken, mit den Fingern spielen, mit den Füssen wippen, mit Körperwindungen usw.). Dank bewusst eingesetzter Gestik kommen wir viel schneller in die völlig natürliche Kommunikationssituation. Gestik muss aber die Aussage unterstützen (muss synchron sein zum Inhalt)! |
Wichtig: Die Bewegung muss nach oben verlagert werden, d. h., wir sollten mit dem Boden fest verankert sein (stabil sitzen, "geerdet" stehen und die Bewegung in die Arme verlagern). |
4. Bewusstes Entspannen vor dem Auftritt lockert Körper und Denken |
Ob wir vor dem Auftritt einen kurzen Spaziergang machen oder irgendeine Entspannungstechnik anwenden, spielt keine Rolle. Viele Techniken haben sich bewährt, wie z. B.: |
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An Angeboten von Entspannungstechniken fehlt es wahrlich nicht (Yoga, Meditation usw.). Beschränken wir uns auf eine Methode, die sich in der Praxis bewährt hat. Experimentieren lohnt sich. Übrigens: Auch eine lockere Kleidung, die nicht einegt, kann viel zur Entspannung beitragen. |
5. Atmen |
In der Praxis hat sich gezeigt. dass bereits eine einzige Voll- oder Tiefenatmung, sehr viel bewirkt. (Der ganze Körper wird gleichsam mit Luft von unten nach oben gefüllt - Die Luft fliesst unhörbar langsam ein und aus. Siehe auch die spezielle Seite über Atmung ). Übrigens: Wer in ausgeatmetem Zustand zu sprechen beginnt, kommt zusätzlich zu einer Vollatmung -> Zwang zur Vollatmung beim Luftholen vor dem Sprechen. Die Beruhigung durch die Zwerchfellatmung erfolgt fast schlagartig (Herzschlag geht zurück, Gehirn und Muskeln werden besser durchblutet. Hauttemperatur sinkt, Schweissaustrieb wird reduziert usw.). Wichtig: Atem nicht provozieren - Atem beobachten lernen! (Siehe Atemübungen.) |
6. Sich gut vorbereiten |
All jene, die ihre Aussagen auf verschiedene Art nach einem Stichwortkonzept laut vorbereiten (wenn möglich mit einem Tonbandgerät, das man abhört), die reden viel sicherer. Freies Formulieren ist lernbar! Frei formulieren heisst, den Gedanken jedes Mal neu formulieren. Roter Faden ist die Stichwortreihe. Gute Vorbereitung entlastet. Wichtig: Nur Stichworte (nie auswendig lernen!). |
7. Training fördert das Selbstvertrauen |
Es gibt nicht nur das Training mit dem
Diktiergerät. Wer sein Verhalten mit dem
Hilfsmittel Video (Video als Spiegel) oder
an Seminaren bei Auftritten trainiert, der
trägt ebenfalls viel zur Förderung, des
Selbstbewusstseins (und damit zum
Angstabbau) bei. Wichtig: Auftritte wagen. Jede Chance nützen. Begabung allein genügt nicht. So wie wir nur im Wasser schwimmen lernen leren wir Reden nur durch Reden. Das heisst: Alle brauchen praktische Uebung, fachgerechtes Coaching, ein praxisorientiertes Training. Prozessorientiertes Lernen lohnt sich. Beispielsweise im Rede-Simulator.
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8. Antizipation (gedankliche Vorwegnahme einer Situation) |
Jede Redesituation lässt sich gedanklich vorwegnehmen. Wir können uns den Auftritt detailliert vorstellen. Es geht um die nämliche Technik, die sich beim Sport bewährt hat. Ein Slalomfahrer geht den Lauf immer wieder im Kopf durch. Auch beim Reden kann ich den Ablauf möglichst konkret durchgehen: Ich stelle mir die Situation in Gedanken möglichst genau vor: "100 Augenpaare schauen mich an. Ich stehe ganz allein neben dem Prokischreiber." Nebengedanken tauchen vielleicht plötzlich auf, die wichtig sein können, z. B.: |
"Kenne ich die Bedienung des Gerätes? Sie müsste noch getestet werden. Der Saal ist gross. Ich rede mit kräftiger Stimme ..." |
All diese laut gesprochenen Gedanken tragen mit dazu bei, dass der Angstpegel sinkt und dann der Auftritt besser gelingt. |
9. Guter Start |
Mit den ersten Sätzen muss das Interesse der Anwesenden geweckt werden. "Aufmerksamkeit gewinnen" ist der Zweck der Eröffnung. Es lohnt sich deshalb, den Start eingehend zu bedenken (ein Aufhänger, ein Gag?). Wie beginnen wir? | |
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Nur wer einen Start gründlich durchdacht hat, kann beim Auftritt unter Umständen noch einen besseren Start finden (beispielsweise sich auf eine Aussage des Vorredners beziehen). |
10. Aussagen veranschaulichen |
Wem es gelingt, die Aussage mit einem Bild, einer Zeichnung, einer Foto, einer Skizze, einern Vergleich, einer Folie, einem Gegenstand zu veranschaulichen, kommt der Redner zu angenehmen Verschnaufpausen. Übriggens können wir auch mit Worten veranschaulichen. Wir müssen Sachverhalte nur so bildhaft beschreiben, dass wir die Aussagen "mit den Ohren sehen". Nur wer gedanklich etwas sieht, kann die Gedanken erfassen. Zusammen werden kurze, konkrete, bildhafte Aussagen viel besser verstanden (er-fasst?). |
11. Startpause |
Gewöhnen Sie sich Startpausen an. Meist ist das "Warten", das "Ruhig-Dastehen" vor dem ersten Satz für Redner peinlich. Noch peinlicher ist jedoch das zügellose "Hineinrennen in die Aussage" - |
(Gestresste Redner warten nie - sie ertragen
keine Startpause). Die Startpause hat aber
viele Vorteile:
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12. Ventiltechnik: Stimmkraft |
Zurückhaltung bei der Stimme (Startphase) verstärkt den Angstdruck. Eine "aufgeblendete" Stimme entspannt (analog der Bewegung - Stressabbau). Eine frische, tragende Stimme ermutigt selbst den Redner (er hört sich und merkt: "Das Reden funktioniert"). Eine zögernde Stimme, das Flüstern, fördert die innere Verkrampfung (Spannung). |
13. Augenkontakt vor dem Reden suchen (Blick als "Brücke zum Du") |
Es ist eine altbekannte Tatsache - Wer den Augenkontakt am Start meidet, bleibt meist mit den Augen auf dem Blatt Papier, dem Boden oder an der Decke haften. Jene, die den mutigen Schritt, den "Blick zum Publikum" vor dem Auftritt gewagt haben, betrachten die Adressaten nachher viel mehr. Denn: Die Brücke wurde bereits vor dem Reden gebaut. Dies entlastet enorm. Während der Stressphase ist es schwieriger, zusätzliche Brücken zu bauen. |
Wer die verschiedenen Punkte durchgelesen hat, ist nicht unbedingt ein besserer Redner. Doch hat er vielleicht erkannt, dass wir die Redeangst Überwinden können. An Ventiltechniken fehlt es nicht. Die trockene Theorie gilt es nun in die Tat umzusetzen, sei es, indem wir vor jedem Auftritt eine Ventiltechnik bewusst bedenken, oder sei es, indem wir ein Seminar besuchen. Nur etwas bringt uns weiter: Das praktische üben - üben - üben! Reduzieren wir aber das Lampenfieber nur dann - wenn es stört! Verlieren wir die Spannung vor Auftritten nie - es wäre schade! Viel Erfolg im Alltag! |
Literatur: Marcus Knill, Natürlich, zuhörerorlentiert, aussagezentriert reden. Verlag SVHS, 4434 Hölstein, JSGN 3-908236-19-3. |
Eine kompetente Kommunikationsberatung z.B. bei K+K hilft Ihnen gerne weiter (individuelles Coaching). |
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