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www.rhetorik.ch aktuell: (16. Feb, 2024)

Pressekonferenz von Viola Amherd

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:
20 Min Zusammenfassung: Gestern hielt Bundesrätin Viola Amherd eine Medienkonferenz zur "Armeebotschaft 2024". Zwei Wochen zuvor sprach der Armeechef von Liquiditätsengpässen. Die Armee verliere ihr Heer, wenn das Armeebudget nicht erhöht werde. An der gestrigen Medienkonferenz verneinte Amherd dann Finanzprobleme bei der Armee. Die Berichterstattungen seien falsch gewesen, kritisierte Amherd die Medien. Angesprochen auf widersprüchliche Aussagen von Seiten ihres Departements stritten Amherd und der Armeechef diese vehement ab. Als Gründe gaben Sie an, dass nicht alle das Gleiche unter Begriffen wie "Liquiditätsengpass" oder "Verhandlungen" verstünden. Zur finanziellen Situation der Armee bleiben nach wie vor offene Fragen.


Hier ist der 20 Minuten Beitrag. Man sieht als Aussenstehender oft nicht, wieviel Arbeit selbst hinter einem kleinen Absatz steckt. Die Journalisten sammeln auch Meinungen von Drittpersonen. Vielen ist nicht bewusst, dass unter Umständen von der gossen Vorbereitungsarbeit am Schluss nur wenig zurückbleibt. Oft ist der Platzmangel schuld daran. Der Online Artikel von Daniel Trüssel ist ausführlicher:

20 Min gedruckt
20 Minuten online :
Zuerst wurde von Finanzlöchern in der Armee berichtet, dann sprach der Armeechef von einem "Liquiditätsengpass". Jetzt soll doch alles nur halb so schlimm sein, sagt Viola Amherd. Das sorgt für Kritik.

Zuvor hatte Armeechef Thomas Süssli von einem "Liquiditätsengpass" und verschobenen Zahlungen gesprochen. Die teils widersprüchlichen Aussagen hinterlassen offene Fragen.

Kommunikationsexperte Marcus Knill sieht Amherd in der Verantwortung.

Darum gehts: teils widersprüchliche Informationen zu der finanziellen Situation der Armee sorgen für Unsicherheit. Experte Marcus Knill kritisiert die Kommunikation vonseiten der Verteidigungsministerin Viola Amherd. Auch Parlamentarierinnen und Parlamentarier fordern jetzt Antworten zu offenen Fragen. Nach der Medienkonferenz von Verteidigungsministerin Viola Amherd am Mittwoch zur Finanzlage der Armee bleiben für Politiker zentrale Fragen offen. Denn für viele wurde seitens VBS widersprüchlich informiert.

Hintergrund der Kritik: Nachdem die Armee wegen der "angespannten finanziellen Situation" zwei geplante Grossanlässe hatte absagen müssen, folgten Berichte über Beträge in Milliardenhöhe, die der Armee zur Begleichung von offenen Rechnungen fehlen würden. Anstatt selbst Rede und Antwort zu stehen, schob Verteidigungsministerin Viola Amherd den Armeechef Thomas Süssli vor.

Amherd: "Die Armee ist nicht zahlungsunfähig" In einer Medienkonferenz Anfang Februar dementierte dieser ein "Finanzloch". Alle Rechnungen könnten bezahlt werden, aufgrund eines "Liquiditätsengpasses" allerdings nicht fristgerecht. 1,4 Milliarden müssten per Verhandlungen mit Lieferanten in späteren Jahren beglichen werden. "Die Armee ist nicht zahlungsunfähig", stellte Amherd dann am Mittwoch klar. Zudem gebe es keine Gespräche mit Lieferanten bezüglich verschobener Zahlungen, so Rüstungschef Urs Loher.

Die teils gegensätzlichen Aussagen liessen die Medienschaffenden mit vielen offenen Fragen zurück. Für den Kommunikationsberater Marcus Knill ist klar: "Das VBS unter der Leitung von Viola Amherd hat missverständlich kommuniziert."

Amherd erklärt die Missverständnisse damit, dass nicht jeder das Gleiche unter Begriffen wie "Liquiditätsengpass" oder "Verhandlungen" verstehe. Und: Sie kritisierte die Berichterstattung der Medien heftig.

"Wenn ein Begriff oder eine Aussage anders als gewollt interpretiert wird, ist der Sender schuld", so Knill. Es sei Amherds Aufgabe, die Informationen klar, einfach und unmissverständlich auf den Punkt zu bringen. "Leider gibt es Politiker, die Fehler nicht eingestehen wollen" Und: Kommunikation sei Chefinnensache. "Jetzt die Medien mit Vorwürfen zu bewerfen, ist völlig falsch. Das sind reine Selbstschutzbehauptungen. Bei solch einem Verhalten merkt jeder Laie, dass da etwas faul ist."

Klarheit fordern auch Politikerinnen und Politiker. Für das Bundesparlament präsentiere sich aktuell eine undurchsichtige Beschaffungssituation, sagt etwa FDP-Nationalrat Matthias Jauslin, der in der Subkommission VBS der GPK Einsitz hält.

"Die widersprüchlichen Auslegungen führen zur Frage, was bei der Armee gerade schiefläuft. Es wäre wichtig, dass die zuständige Sachkommission und die GPK die Verantwortlichen einladen", fordert er. Diese müssten den Sachverhalt klar darlegen.

Die Finanzen der Armee zu durchblicken, sei "relativ kompliziert", gesteht auch Sarah Wyss, SP-Nationalrätin und Präsidentin der Finanzkommission. "Momentan ist vieles unklar", sagt sie gegenüber SRF. Man werde die Thematik in der Finanzkommission diskutieren.

Bereits am Freitag soll sich Viola Amherd dort erklären müssen. Eigentlich hätte sie dann an der Münchner Sicherheitskonferenz teilnehmen sollen. Da sie nun "durch Sitzungen verhindert" ist, verzichtet sie auf die Teilnahme, wie der "Blick" berichtet.

Die Konfusion, die entstanden sei, habe nicht gerade Vertrauen geschaffen, so Jauslin. Der normale Bürger werde sich fragen: "Wie gross ist die Bedrohung und kann die Armee uns überhaupt schützen?"


Fragen von 20 Min an mich:
  • Müsste die Kommunikation von Seiten des Bundes nicht so klar sein, dass zumindest bei den Medienschaffenden die Botschaft klar und unmissverständlich ankommt?
  • Ist es eine sinnvolle Aktion von der Bundesrätin, jetzt gegen die Medien zu schiessen und ihnen vorzuwerfen, das Thema nicht zu kapieren?
  • Welche Auswirkungen hat solch eine intransparente Kommunikation auf das Vertrauen der Bevölkerung gegenüber der Bundesrätin?
  • Was müsste Amherd auf Seiten der Kommunikation nun tun, um aus der misslichen Lage zu kommen?


Ich wies am Telephon darauf hin, dass die Armee Grundsätze der Kommunikation in heiklen Situationen kennt, aber im Fall der Finanzen missachtet hat:
  1. Die Kommunikation muss geführt werden.
  2. Kommunikation ist Chefsache. Der Chef gehört aufts Deck.
  3. Es gibt kein Abtauchen. Es muss transparent kommuniziert werden.
  4. Bevor nach Aussen informiert wird, muss die Sprachregelung festgelegt werden
  5. Das Führungsteam spricht mit einer Stimme.
  6. Widersprüchliche Ausssagen sind Gift.
  7. Wenn die Empfänger etwas falsch verstehen, ist der Sender schuld.


Etwas ausführlicher, meine Analyse:
"Das VBS unter der Leitung von Viola Amherd hat missverständlich kommuniziert. Es wäre ihre Aufgabe, die Informationen klar, einfach und verständlich auf den Punkt zu bringen. Wenn ein Begriff oder eine Aussage anders als gewollt interpretiert wird, ist der Sender Schuld."
"Kommunikation ist grundsätzlich Chefsache. Amherd ist dafür verantwortlich, dass ihr gesamtes Departement einheitlich und widerspruchsfrei informiert. Wenn da etwas schief läuft, hat sie sich hinzustellen und zu sagen: Ich trage die Verantwortung für die Kommunikation. Leider kam es zu Missverständnissen. Dafür entschuldige ich mich" Das wäre in der aktuellen Situation schon lange überfällig. Leider gibt es in der Politik Leute, die Fehler nicht eingestehen können."
"Jetzt die Medien mit Vorwürfen zu bewerfen, ist völlig falsch. Das sind Selbstschutzbehauptungen. Bei solch einem Verhalten merkt jeder Laie, dass da etwas faul ist."
"Die aktuelle Situation ist extrem schädlich für das Vertrauen der Bevölkerung in die Bundesrätin. Und verlorenes Vertrauen ist wie zerschlagenes Geschirr - es lässt sich nicht einfach so leicht flicken. Viola Amherd hatte schon zuvor ein Glaubwürdigkeitsproblem. Das hat sie mit der gestrigen Medienkonferenz nur noch verschlimmbessert."
"Man kann eine Aussage nicht einfach zurücknehmen. Um die Situation zu lösen, müsste Amherd jetzt geradestehen und klarstellen, was sie verbessert, damit solche missverständlichen Aussagen nicht mehr vorkommen."
Die letzte Pressekonferenz war viel besser, weil sie zuerst nur Fakten beschrieben hat. Durch die chaotische Kommunikation des VBS hat die Armeeführung viel Vertrauen eingebüsst.

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