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www.rhetorik.ch aktuell: (09. Aug, 2013)

Imageschaden fuer die Schweiz?

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:
Imageschaden für die Schweiz?
Radio 1 Interview
Die Medienstory mit Oprah, die in einem Luxus Geschäft eine 35'000 Franken teure Handtasche nicht anfassen durfte, erfüllte alle Voraussetzungen, kolportiert und kommentiert zu werden. (Blick). Die Geschichte mit einer reichen Person, die von einer Verkäuferin nicht ernst genommen wird, ist für Otto Normalverbrauchergut nachvollziehbar. Denn alle haben schon so etwas erlebt. Kleider machen Leute. Wer im Wandertenue in einem Hotel absteigen will kann es schwierig haben. Die banale Geschichte mit Oprah Windfrey führte zu ungezählten Leserkommentaren. Viele haben Verständnis für die Verkäuferin. Für andere ist eine so teure Handtasche dekadent. Dann gibt es Stimmen, die sich aufregten, weil sich die Ladenbesitzerin sich nicht entschuldigt hatte. Es kam jedenfalls zu einer idealen Seifenoper im Sommerloch der Medien. Nachträge: Die Geschichte wurde zu Werbezwecken gebraucht:

Quelle: 20 Minuten
In einer zweite Geschichte geht es um die Stadt Bremgarten, wo gegen den Volkswillen ein Asylantenheim von Bund aufgezwungen wurde. Dafür durfte die Gemeinde Wünsche äussern. Die Bevölkerung wollte keine Schulhofe oder Schwimmbad voll Asylanten. Doch diese Regelung fand kein Verständnis. Auch die Klärung der zuständigen Bundesrätin nützte nicht mehr. Die lokale Situation war im Ausland nicht bekannt. Reizworte, wie Apartheid, Judenstempel, das Boot ist voll usw verkauften sich gut. Es war zu erwarten, dass solche Assoziationen hochgekocht werden.
Was wäre die beste Ausweg gewesen: Die Ladenbesitzerin hätte mit einem raschen Schuldeingeständnis (selbst wenn die Verkäuferin keine Schuld trägt) den Druck wegnehmen können. In Bremgarten hätte der Schwimmbadbesuch ebenfalls mit einer flexiblen Regelung gelöst werden können.
Die beiden Geschichten waren zu banal um dem Image der Schweiz langfristig zu schaden werden. Was schnell hochgekocht wird, ist auch wieder schnell vergessen.

Hugo Stamm im Tagi:
Nun werden wir von der halben Welt geprügelt. Doch geht es bei der Geschichte wirklich um Rassismus? Oder doch eher um die grenzenlose Eitelkeit der TV-Talkerin, wie sie bei vielen Fernsehmoderatoren zu beobachten ist? Diese verdanken ihre Popularität einzig dem Umstand, dass Menschen auf der Strasse ihr Gesicht wiedererkennen. Deshalb steigen sie in der öffentlichen Wahrnehmung rasch in den Olymp der Promis auf und entwickeln oft eigenartige Ansprüche an die Welt. Sie wollen überall erkannt, bevorzugt behandelt, verehrt und geliebt werden. Weshalb eigentlich? Nur weil sie einen Text flüssig vor der Kamera ablesen oder schlagfertig Fragen stellen können? Popularität ist verführerisch und wirkt oft wie ein sanftes Gift. Eine ähnliche Geschichte erlebte Winfrey schon vor acht Jahren in Paris. Damals wollte die Talkmasterin in einer Hermès-Boutique shoppen, die bereits geschlossen war. Die Abweisung des Türstehers interpretierte sie auch vorschnell als rassistischen Akt. Die Vorfälle zeigen mehr über ihre seelische Befindlichkeit als über Rassismustendenzen in der Schweiz - die es zweifellos gibt. Auslöser der weltweiten Empörung ist genau betrachtet lediglich die narzisstische Verletzung einer Frau, die erwartet, dass sich die Welt um sie dreht.
Nachtrag vom 12. August, 2013: Man spricht von Taeschligate.

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