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www.rhetorik.ch aktuell: (23. Nov, 2010)

Der Begriff Burnout

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:

Globalisierung, Beschleunigung und Mobilität führen zum Burnout Quelle

Probleme mit dem Namen "Burnout". Schicke Variante zum Namen Depression

Burnout als Krankheit der Tüchtigen, der Begriff Depression für Verlierer
Miriam Meckel Professor für Corporate Communication an der Uni St.Gallen hat Probleme mit dem Begriff Burnout, weil er als Depression für die Tüchtigen aufgenommen wird. Ein tüchtiger Manager kann sich einen Burnout leisten, ein Beamter hat Stress oder Depression.

Meckel gibt drei Gründe: weniger Zeit, geforderte Mobilität und Flexibilität, und das "Immer-Verfügbar-Sein": Aus dem Dossier des Schweizer Fernsehens:
Auslöser dieses Erschöpfungs-Zustandes ist meist chronischer Stress am Arbeitsplatz, dem oft eine idealistische Begeisterung für den Job vorausgeht. Frustrierende Erlebnisse oder ungenügende Wertschätzung können dann zu physischen und psychischen Leistungsschwächen führen. Betroffene verlieren die Lust an ihrer einst geliebten Arbeit, fühlen sich den Anforderungen nicht mehr gewachsen.

Immer mehr Schweizer depressiv. Diese Symptome hat der deutsch-amerikanische Psychoanalytiker Herbert Freudenberger erstmals 1974 unter dem Begriff Burnout zusammengefasst. Das Krankheitsbild ist sehr eng mit anderen depressiven Zuständen verwandt und oft nur schwer davon abzugrenzen. Depressionen gehören in der Schweiz generell zunehmend zur Volkskrankheit. Das BAG weist darauf hin, dass jede vierte Frau und jeder fünfte Mann einmal im Leben daran leidet - und dies mit steigender Tendenz.
Besonders in Führungspositionen sind Berufsleben und Privatleben eng miteinander verflochten sind und bilden eine Einheit. Das ist ein Risiko:

Wir haben Jungmanager in den besten Jahren kennengelernt, die überarbeitet und ausgelaugt wirken. Zur kräftezehrenden Arbeit kommt möglicherweise ein Hausbau sowie Nächte mit schreienden Kleinkindern. Eine erfolgreiche Managerinnen mit grosser Verantwortung steht in der Scheidung und kämpft mit dem Burn-out. Wir haben auch erlebt, wie Leute mit der Situation umgehen: eine am Sonntag zugestellte Email wird nach drei Tagen beantwortet und erklärt dass wegen "Work-Life-Balance" an Wochenenden und in der Freizeit keine Mails oder Telefonate beantwortet werden.

Die durch den Begriff "Work-Life-Balance" nahegelegte Dualität zwischen Leben und Arbeit impliziert, dass es im "Work" kein "Life" gibt und "Life" nicht mit "Work" verknüpft werden darf. Die "NZZ Executive" vom 18. September 10 meint dazu: "Der Begriff Work-Life-Balance ist ein Unwort. Er impliziert, dass ich bei der Arbeit nicht lebe." Tatsächlich geht der Begriff davon aus, dass beide Bereiche in eine zeitliche Balance gebracht werden müssen. Die angestrebte Abgrenzung des Privaten von beruflichen Belangen ist aber eine künstliche Trennung, die der Gesamtheit einer Persönlichkeit nie gerecht wird.

Anstatt "Work" und "Live" zu trennen, lohnt es sich, die "Arbeit" auch unter "Leben" einzuordnen und beides als Ganzes zu sehen. An Stelle der Trennung der Begriffe lohnt es sich, eine Balance zwischen Spannung und Entspannung zu finden. Sowohl in der Freizeit, wie auch in der Arbeitswelt.

Weshalb dürfen wir nicht in der Freizeit an Arbeitsprojekte denken und in Entspannungsphasen über berufliche Themen reflektieren? Wir sollten uns angewöhnen, auch während des kräftezehrenden, konzentrierten Arbeitens Ruhe - oder Entspannungsinseln zu gönnen. Weshalb soll das Arbeiten nicht auch Spass machen dürfen? Darf Arbeit nicht auch Teil eines sinnvollen Lebens sein?

Man kann dazu einwenden, dass dies ein selbständig Erwerbender leicht sagen kann. Im Allgemeinen kann sich ein Erwerbstätiger die Traktandenliste und Termine nicht selbst bestimmen. Tatsächlich hängt die Work-Life-Situation von vielen Faktoren ab, wie Arbeitsorganisation, Branche, Alter oder Geschlecht (Quelle).

Es sollte jedoch auch in einem fremdbestimmten Arbeitsfeld die Möglichkeiten geben, den Job und den privaten Bereich, bewusst zu rhythmisieren. In vielen Situationen gibt es Gelegenheiten, Entspannungsphasen einzubauen. Man kann lernen, wie man solche Ruheinseln beruflich und privat schaffen kann.

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