Seit Jahren ging es stets nur um den Burn-Out - die Überforderung, das
"Ausgebranntsein". Nun wurde erkannt, dass auch
Unterforderung der Bore - Out krank machen kann.
Das Bore-Out-Syndrom ist vor allem ein Phänomen der
Dienstleistungsgesellschaft. Ein Handwerker kann nicht so tun,
als würde er arbeiten. In Berufen, in denen man Resultate liefern muss,
kommt Bore-Out kaum vor. In Verwaltungen und Büros hingegen
ist die geordnete Langeweile verbreitet. Einer Umfrage des Potsdamer
Gallup-Instituts zufolge empfinden nur 15 Prozent der Deutschen ihre
Arbeit als befriedigend. 69 Prozent arbeiten nach dem Prinzip Dienst
nach Vorschrift. Sie machen nur das, was unbedingt nötig ist. Sie
täuschen Arbeit vor.
Grund für Langeweile ist nicht in erster Linie Faulheit. Menschen,
die unter dem Bore-Out-Syndrom leiden, schlittern allmählich
in die Faulheit hinein. Vielleicht, weil der Job keine Herausforderung
bietet, weil sie täglich das Gleiche tun müssen, oder weil zu
viele Mitarbeiter für eine Aufgabe zuständig sind. Es kann aber
auch an mangelnder Führung liegen (ungenügendes Kontrollsystem
oder es wird zu wenig delegiert), so schreibt der promovierte Jurist
Wolf in einem Internet-Forum über seinen Arbeitstag:
"Ich komme morgens ins Büro und weiss nicht, wie ich die Stunden
rumkriegen soll. Wir haben etwa 100 Mitarbeiter in der Behörde, die Arbeit
könnte locker von 20 erledigt werden. Natürlich geben sich alle
zutiefst beschäftigt. Ich lese private Bücher im Büro."
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Es gibt viele Mitarbeiter, die sitzen anscheinend fleissig arbeitend an
ihrem Arbeitsplatz. Mehrarbeit halten sie sich wenn immer möglich
vom Hals. Sie zeigen sich beschäftigt. Es gelingt ihnen dadurch, zu
freier Zeit zu kommen, die sie für persönliche Interessen nutzen
können. Doch das E Mails zu schreiben und die Erledigung privater
Korrespondenz ist nicht lang spannend. Es schleicht sich nach und nach
ein ungutes Gefühl ein, sie langweilen sie sich, die Unterforderung
macht sie krank. Ein Zurück gibt es kaum noch. Man kann nicht nach
Monaten dem Chef gestehen, dass man zu wenig gearbeitet hat.
Ich habe es beim Militär in gossen Stäben erlebt, da haben
es viele verstanden, "sich zu beschäftigen" (sie arbeiteten etwas für
sich privat), während einige wenige Generalstagsoffiziere
völlig überfordert waren. Diese Phase der Unterforderung
wurde während der wenigen Tage eines Wiederholungskurses aber
in keinem Fall zu einem Problem. Die Unterforderten entwickeln
aber auch die klassischen Boreout-Strategien, wie die beiden Autoren
Philippe Rothlin und Peter R. Werder in ihrem Buch "Diagnose Boreout"
(erschienen im Verlag Redline Wirtschaft) notiert haben. Ueberlegen Sie
beim Durchlesen einiger der publizierten Strategien: Haben Sie selber
auch schon welche angewendet?
Einige Bore-Out-Strategien
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- Dokumentenstrategie
Mit dieser Strategie kann man vor seinem Computer sitzen, im Internet
surfen und die nächsten Ferien planen. Ziel: Ausgelastet erscheinen,
damit genügend Zeit bleibt, die verschiedenen Angebote im Internet
zu analysieren und zu vergleichen.
Kommt der Chef vorbei, kann man entweder eine ausgedruckte
Präsentation oder ein Projektpapier auf dem Tisch haben, das ist dann
sofort zur Hand, um irgendetwas draufschreiben zu können und so zu
vermitteln, wie beschäftigt man ist. Oder die Präsentation
ist auf dem Bildschirm geöffnet, und man kann im Bruchteil einer
Sekunde mit einem einfachen Tastenbefehl die Bildschirmansicht von der
Ferien- zur Arbeitspräsentation wechseln - das erklärt dann
auch den konzentrierten Blick. Pseudo-Commitment-Strategie
So täuscht man Identifikation mit dem Unternehmen vor. Am einfachsten
geht das über eine sinnlose Verlängerung der Präsenzzeit
im Büro. Wer als Erster am Morgen anwesend ist und am Abend als
fast Letzter geht, erweckt den Eindruck, viel zu tun zu haben und sehr
fleissig zu sein.
Diese Strategie beeindruckt auch die, die selber noch länger
arbeiten. Diese Kollegen leiden übrigens entweder auch am
Boreout-Syndrom, oder sie sind Opfer des Burnout und meinen es mit
ihrer Präsenz ernst. Die Pseudo-Commitment-Strategie gehört
zum guten Ton. Nichts fällt nämlich negativer auf, als am
Morgen spät zu kommen und am Abend wieder früh zu gehen.
- Komprimierungsstrategie
Komprimieren heisst: Voll konzentriert, hypereffizient zu arbeiten, an
einer Aufgabe nicht stunden- oder tagelang herumzuwerkeln. Ziel der
Strategie: Eine Aufgabe so rasch wie möglich erledigen und eine
gesetzte Deadline deutlich unterschreiten. Das wird dem Vorgesetzten
allerdings nicht mitgeteilt. So hat man bis zum eigentlichen Abgabetermin
genügend Zeit, sich privaten Dingen zu widmen oder mit den
Arbeitskollegen zu plaudern. Vorteile: - legt der Chef die Deadline
wider Erwarten vor, ist die Arbeit getan und kann präsentiert
werden. - Sollte man sich als Mitarbeiter in seiner gewonnenen freien
Zeit langweilen, kann man die Arbeit früher präsentieren und
sich so als effizienter Mitarbeiter Punkte sammeln. - Der wichtigste
Vorteil: Die Lücke zwischen kommunizierter und tatsächlicher
Arbeitsbelastung fällt nicht auf, man hat damit sein Ziel erreicht,
während der Arbeit Zeit für sich zu haben, ohne dabei entdeckt
zu werden.
- Flachwalzstrategie
Bei dieser Strategie wird die Arbeit auf eine viel längere
Zeit verteilt, als eigentlich nötig wäre - das vorhandene
Arbeitsvolumen wird flachgewalzt. Für diese Strategie eignen sich
besonders langfristige Projekte. Die Zeitspanne, innerhalb deren
eine Aufgabe erledigt sein muss, wird ohne Not vollständig
ausgeschöpft. Dokumente werden hin- und hergeschoben und
alle paar Stunden ein wenig ergänzt. Oder sie liegen tage- oder
wochenlang auf dem Tisch, ohne dass sich der Mitarbeiter wirklich darum
kümmert. In regelmässigen Abständen widmet er sich der
Arbeit immer wieder ein bisschen, um etwas vorweisen zu können.
Damit vermittelt er, ausgelastet zu sein und keine Zeit für
zusätzliche Belastungen zu haben. Damit die Strategie am Ende
erfolgreich ist, muss das Arbeitsergebnis rechtzeitig und in erwarteter
Qualität abgeliefert werden. Womit man bis zu diesem Zeitpunkt
den Grossteil seiner Zeit verbringt, kann man selbst bestimmen.
- Die strategische Verhinderung
Hier geht es darum, zu verhindern, dass jemand Massnahmen ergreifen
könnte, die man zum sofortigen Handeln zwingen würden.
Ziel: Den Zeitpunkt der Arbeitserledigung zu manipulieren. Dadurch
werden Verzögerungen im Arbeitsprozess provoziert und auf andere
abgeschoben. Das passiert dann, wenn etwas erledigt werden muss, wozu
man einfach keine Lust hat oder die Aufgabe uninteressant erscheint.
Und so kann die Strategie funktionieren: Will man den Arbeitsbeginn
aus strategischen Gründen verhindern, ruft man beispielsweise
einen Kollegen dann an, wenn man weiss, dass er abwesend ist. Mit dem
Ausrichten eines Grusses dokumentiert man dann seine Bereitschaft, an
dem Projekt weiterarbeiten zu wollen - ohne es tatsächlich schon
tun zu müssen.
- Aktenkofferstrategie und der Home-Office-Link
Diese Strategie hilft zu zeigen, dass Arbeit des Tages - wegen zu
vieler Aufgaben liegen geblieben ist und am Abend zu Hause erledigt
wird. Der Aktenkofferstratege täuscht zwei Dinge vor: - Ihm
ist seine Arbeit so wichtig, dass er sogar in seiner Freizeit noch
arbeitet. Damit demonstriert er Interesse und enge Verbundenheit mit dem
Unternehmen. Diese Verbundenheit hört nicht an der Bürotür
auf, sondern reicht bis nach Hause. Eine Solche Verbindung nennt man den
Home-Office-Link. -Er ist unglaublich belastet und hat eine
wichtige Position inne, weil nur wichtige Leute abends noch arbeiten
müssen. Vorteil dieser Strategie: Kontrolle ist nahezu
unmöglich. Nicht einmal der Chef kann überprüfen, welche
Arbeit sein motivierter Mitarbeiter mit nach Hause nimmt. Natürlich
wird dann abends nicht mehr gearbeitet. Die Arbeit, die anfällt
und liegen bleibt, wird im Büro erledigt - einen Tag später.
- Pseudo-Burnout-Strategie
So zeigt ein Mitarbeiter explizit, dass er vor lauter Arbeit
zusammenbrechen würde, wenn er sich jetzt auch noch um eine
zusätzliche Aufgabe kümmern müsste. Er spricht seine
Überlastung offen an und wird bemitleidet, denn wer kann denn
schon nachweisen, dass man keineswegs nahezu am Ende ist!
- Lärmstrategie
Angewendet wird diese Strategie, wenn man in einen Tagtraum
verfällt und minutenlang auf den Bildschirm starrt, ohne auch nur
einen Finger zu rühren oder ein Geräusch zu produzieren.
Zur Strategie-Anwendung bieten sich zwei Möglichkeiten: -
Eine E-Mail öffnen und wahllos auf der Tastatur herumtippen.
- Ein Blatt Papier nehmen und mit einem dicken Filzstift, der ein
unüberhörbares Geräusch macht, sinnloses Zeug schreiben
oder malen. Beide Möglichkeiten machen Lärm und lassen
vermuten, dass fleissig gearbeitet wird.
(Quelle RP online)
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Den Unternehmen kostet die zu niedrige Produktivität und fehlende
Mitarbeitermotivation. Das Gallup-Institut beziffert den Schaden mit rund
220 Milliarden Euro jährlich. Doch was können gelangweilte Arbeitnehmer tun,
um der Bore-Out-Falle zu entkommen?
Betroffene sollten überlegen,
wie sie die Arbeit interessanter gestalten können, rät Werner
Gross, Psychologe und Supervisor aus Offenbach.
Um festzustellen, wie
viel Zeit man täglich wirklich arbeitet (oder mit anderen Dingen
verbringt), lohne es sich, über mehrere Tage genau aufzuschreiben,
was man tut. Auch das Gespräch mit Kollegen kann dabei helfen,
neue Aufgaben zu finden.
Warum merken die Chefs nichts? Die Chefs sind weg, delegieren zu wenig, oder
vernachlässigen das Kontrollsystem.
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Leiden Sie unter Bore-Out?
- Erledigen Sie private Dinge während der Arbeit?
- Fühlen Sie sich unterfordert oder gelangweilt?
- Tun Sie ab und zu so, als ob Sie nur arbeiten würden?
- Sind Sie am Abend müde, obwohl Sie keinen Stress hatten?
- Sind Sie mit Ihrer Arbeit eher unglücklich?
- Vermissen Sie den Sinn in Ihrer Arbeit, die tiefere Bedeutung?
- Könnten Sie Ihre Arbeit eigentlich schneller erledigen, als Sie dies tun?
- Würden Sie gerne etwas anderes arbeiten, machen es aber nicht, weil das Einkommen kleiner wäre
- Verschicken Sie während der Arbeit private Emails an Kollegen?
- Interessiert Sie Ihre Arbeit nicht?
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Was tun, wenn man unter Bore-Out leidet?
- Zeitmanagement hilft nicht nur beim Burn-Out, sondern auch in Bore-Out-Situationen.
- Situation analysieren
- Ursachen suchen
- Gespräche mit....
- Im Notfall bleibt der Gang zum Chef und die Überlegung, vielleicht
einen anderen Job zu suchen. Viele Menschen geraten in Berufe, die sie
eigentlich gar nicht machen wollen, sagt Therapeut Gross. Der Bore-Out
kann ein Punkt sein, genau zu überdenken, was man selbst eigentlich
will.
Wer sich hin und wieder langweilt, leidet noch nicht an Bore-Out.
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Merkmale des Bore-Out
- Man verliert das Interesse an der Arbeit.
- Man tut nur noch so, als ob man arbeite.
- Man entwickelt Strategien, die signalisieren: "Ich arbeite".
- Typisch: Man merkt es meist zu spät, wie schlimm es steht (Macht der Gewohnheit)
Man nistet sich am Arbeitsplatz ein und merkt plötzlich, wie leicht es fällt,
sich das Nichtstun anzugewöhnen, ohne dass es auffällt.
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Symptome des Bore-Out
- Man fühlt sich nicht gut.
- Leere. Desinteresse an der Arbeit.
- Wartet man zu lange, macht sich Lethargie breit.
- Man realisiert das Problem zu spät, weil es anfangs leicht fällt, die Leere auszufüllen
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