In einem längeren Interview in der
"SonntagsZeitung" vom 2. Mai unterstrich Hablützel
Gedanken, die ich als Kommunikationsberater und Beobachter der
Kommunikationskultur im Bundeshaus ebenfalls unterstreichen kann:
Hablützel:
Ich schätzte Herrn Merz als Ständerat, weil er die
richtigen Fragen stellte. Aber bei der ersten Begegnung als mein
direkter Vorgesetzter sagte er mir:
"Das Personal interessiert mich nicht. Mich interessiert nur, ob
Sie einen Beitrag zur Gesundung des Bundeshaushalts leisten."
Das war gleich mal ein Tiefschlag.
"SoZeitung:" Ist Ihr Buch
"Die Banken und ihre Schweiz" ein Gegenschlag?
Hablützel: Ich habe mein Buch geschrieben, weil ich mir Sorgen
mache: Seit längerer Zeit betrachte ich unser politisches System
als wenig geeignet, mit Krisen umzugehen und in polarisierten Situationen
gut zu entscheiden. Das hat noch nichts mit Herrn Merz zu tun.
Aber in den letzten Jahren gab es Vorfälle, bei denen wir uns doch
sagen mussten: Passen wir auf, dass wir uns nicht zu einer
Bananenrepublik entwickeln.
So Zeitung:
Sie schreiben: "Politik ist Kommunikation. Echte Kommunikation, nicht
unverbindliche Plauderei."
Hablützel:
Wie wollen Sie es denn sonst bezeichnen, wenn ein Bundesrat jeden
Mittwoch etwas behauptet - aber fast jeden Mittwoch etwas anderes?
So Zeitung:
Die Regierung musste sich halt immer wieder mit anderen Problemen
herumschlagen.
Hablützel:
Natürlich. Aber warum kann ein Departementchef nicht hinstehen und
sagen: Ja, wir haben ein Problem, und wir wissen nicht, wie wir es
lösen. Wir haben eine Krise - aber damit auch eine Chance,
vertieft nachzudenken.
|
Dieser Ausschnitt aus dem Interview macht uns bewusst, dass es
dem Autor genau um das geht, was wir in vielen Analysen beanstandet hatten:
Dem Bundesrat fehlte es in den jüngsten Krisen das Kommunikationskonzept.
Die Regierung klammerte die einfachsten Kommunikationsregeln aus:
- Wäschewaschen müsste intern, vertraulich erfolgen.
- Der Bundesrat redet nur mit einer Stimme.
- Die Regierung macht konkrete, eindeutige, verbindliche Aussagen.
Peter Hablützels Buch ist ein Krisenbuch
das uns bewusst macht, wohin blind machende Erfolge führen.
Es wird uns zudem klar, dass auch bei Finanzfragen auch soziale und
kommunikative Kompetenzen eine zentrale Rolle spielen.
Der Sozialdemokrat Hablützel würde falsch verstanden,
wenn wir aus seinen kritischen Gedanken folgern würde, es gehe
ihm nur darum, den Staat zu stärken. Als Bankenkritiker fordert
er keine zusätzlichen Beamte, sondern vor allem eine bessere Politik.
|