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www.rhetorik.ch aktuell: (02. Mai, 2010)

Hablützel: Die Banken und die Schweiz

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:
Die Banken und die Schweiz
Oesch Verlag, Zürich
So wie der Ausbruch eines Vulkans den Flugverkehr in Europa lahm legen konnte, hat die Finanzkrise die Schweiz am linken Fuss erwischt und hart getroffen.

Zum richtigen Zeitpunkt äusserte sich mit Peter Hablützel ein kompetenter Experte für Bundesfinanzen. Er ist ein erfahrener Wissenschafter mit praktischer Erfahrung. In seinem Buch "Die Banken und die Schweiz" beleuchtet er in prägnanter und klarer Sprache die Hintergründe der Bankenkrise. Das Buch ist wärmstens zu empfehlen. Dem Historiker und langjährigen Direktor des Eidgenössischen Personalamtes gelang es, eine spannende und eigenständige "Perspektive der Krise" vorzulegen.

Ich kenne Peter Hablützel seit Jahren als Mitbegründer und Dozenten beim des Projektmanagementlehrganges, den die Eidgenossenschaft zusammen mit der Universität Klagenfurt auf die Beine gestellt hatte. Als Lehrbeauftragter erlebte ich den Historiker stets als Denker mit wachem und kritischem Geist.


In einem längeren Interview in der "SonntagsZeitung" vom 2. Mai unterstrich Hablützel Gedanken, die ich als Kommunikationsberater und Beobachter der Kommunikationskultur im Bundeshaus ebenfalls unterstreichen kann:

Hablützel: Ich schätzte Herrn Merz als Ständerat, weil er die richtigen Fragen stellte. Aber bei der ersten Begegnung als mein direkter Vorgesetzter sagte er mir: "Das Personal interessiert mich nicht. Mich interessiert nur, ob Sie einen Beitrag zur Gesundung des Bundeshaushalts leisten." Das war gleich mal ein Tiefschlag.

"SoZeitung:" Ist Ihr Buch "Die Banken und ihre Schweiz" ein Gegenschlag?

Hablützel: Ich habe mein Buch geschrieben, weil ich mir Sorgen mache: Seit längerer Zeit betrachte ich unser politisches System als wenig geeignet, mit Krisen umzugehen und in polarisierten Situationen gut zu entscheiden. Das hat noch nichts mit Herrn Merz zu tun. Aber in den letzten Jahren gab es Vorfälle, bei denen wir uns doch sagen mussten: Passen wir auf, dass wir uns nicht zu einer Bananenrepublik entwickeln.

So Zeitung: Sie schreiben: "Politik ist Kommunikation. Echte Kommunikation, nicht unverbindliche Plauderei."

Hablützel: Wie wollen Sie es denn sonst bezeichnen, wenn ein Bundesrat jeden Mittwoch etwas behauptet - aber fast jeden Mittwoch etwas anderes?

So Zeitung: Die Regierung musste sich halt immer wieder mit anderen Problemen herumschlagen.

Hablützel: Natürlich. Aber warum kann ein Departementchef nicht hinstehen und sagen: Ja, wir haben ein Problem, und wir wissen nicht, wie wir es lösen. Wir haben eine Krise - aber damit auch eine Chance, vertieft nachzudenken.


Dieser Ausschnitt aus dem Interview macht uns bewusst, dass es dem Autor genau um das geht, was wir in vielen Analysen beanstandet hatten: Dem Bundesrat fehlte es in den jüngsten Krisen das Kommunikationskonzept. Die Regierung klammerte die einfachsten Kommunikationsregeln aus:
  • Wäschewaschen müsste intern, vertraulich erfolgen.
  • Der Bundesrat redet nur mit einer Stimme.
  • Die Regierung macht konkrete, eindeutige, verbindliche Aussagen.
Peter Hablützels Buch ist ein Krisenbuch das uns bewusst macht, wohin blind machende Erfolge führen. Es wird uns zudem klar, dass auch bei Finanzfragen auch soziale und kommunikative Kompetenzen eine zentrale Rolle spielen. Der Sozialdemokrat Hablützel würde falsch verstanden, wenn wir aus seinen kritischen Gedanken folgern würde, es gehe ihm nur darum, den Staat zu stärken. Als Bankenkritiker fordert er keine zusätzlichen Beamte, sondern vor allem eine bessere Politik.



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