Rhetorik.ch

Knill+Knill Kommunikationsberatung

Knill.com
Aktuell Artikel Artikel Inhaltsverzeichnis Suche in Rhetorik.ch:

www.rhetorik.ch aktuell: (19. Dez, 2009)

Toniolo und die Medien

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:
Der Schaffhauser Künstler und Organisator Beat Toniolo verstand es immer wieder, prominente Künstler für Anlässe im Raume Schaffhausen zu verpflichten. Dank seines Verhandlungsgeschicktes konnte er auch immer die notwenigen Sponsoren für seine Anliegen gewinnen. Leider eckte er dabei auch manchmal an, wobei es verschiedentlich zu Mediengeschichten kam. Obwohl er bei Medienauftritten zu oft ins Fettnäpfchen trat, betrachtete er sich dabei eher als Medienopfer. Im jüngsten Zoff rund um das Wort- und Bild Festifall gelang es Toniolo erstmals, auch die nationale Presse auf sich aufmerksam zu machen. Ein "Blick" Artikel suggeriert, dass Toniolo Opfer eines sturen Beamten geworden ist, und dass bei diesem Zoff für Toniolo nur Mäni Frei als Sündenbock in Frage kommt. Dieser sieht jedoch die Auseinandersetzung in einem anderen Licht. Er beharrt darauf, dass Beat Toniolo sich geweigert hatte, die Rahmenbedingungen zu akzeptieren. Toniolo ging dann aufs Ganze. Er konnte hoch pokern, hatte er doch im Gemeindepräsidenten von Neuhausen einen Verbündeten. Deshalb liess er überraschenderweise verlauten, dass der Anlass nicht mehr am Rheinfall durchgeführt werde.

Blick Artikel vom 17. Dezember 2009
Beat Toniolo mag ein begabter, kreativer Künstler sein. Doch mit Menschen und Medien hatte er immer wieder Probleme. Er verrät indirekt auf seiner Homepage, welchen Bezug er zu Organisatoren hat, die Bestimmungen und Richtlinien erlassen. Er schreibt von sich als Künstler:
  • Beat Toniolo malt fotografiert, installiert und provoziert
  • Grenzen mag er nicht und Ausgrenzungen machen ihn wütend.
  • Toniolos Kunst eckt an, berührt, bewegt
Ob Beat Toniolo diese Worte, die sich vor allem auf seine Kunst beziehen, er nun auch auf Personen überträgt, die gewisse Grenzen setzen mussten? Mit so einer Haltung wären immer wieder Probleme vorprogrammiert. Wahrscheinlich hofft Toniolo, dass der "Blick"-Beitrag die Behörde dazu bewegen könnte, ohne "Mister Rheinfall" das Festifall am Rheinfall zu retten, damit der Vater des Wort- und Bildfestfalls umgestimmt werden kann.


SN Artikel vom 12. Dezember
Nachtrag vom 7. Januar, 2009:
Beat Toniolo hatte früher unmissverständlich bekannt gegeben, dass er das "Wort- und BildFestifall" nicht mehr durchführen werde. Er werde auf keinen Fall mehr den Anlass mit Mäni Frei zusammen durchführen. Doch werde er es an einem anderen Ort stattfinden. In einem Interviews verriet er zwar nicht, wo er seinen Event neu plant. Dieses eindeutige Entscheid schien für alle in Stein gemeisselt. Nachdem nun der Politkünstler nach einigen Wochen der Besinnung erkennen musste, dass er mit seinem Druck auf die politischen Instanzen nichts bewirken konnte, dass Mäni Frei aus dem Projekt ausgeschlossen wird. Und Toniolo sicherlich auch gemerkt hat, dass ein Festifall abseits des Rheinfalles für ihn zu einem ein Reinfall werden könnte, macht er jetzt überraschend eine Kehrtwendung. Er ist nun plötzlich bereit, auf den Entscheid zurückzukommen. Positiv bewertet könnte man vermuten: Toniolo hat erkannt, dass bei Problemen nur Dialoge weiterhelfen. Er könnte sich nach dem Gesinnungswandel auf die Standardantwort von Politikern berufen, die bei einer Kehrtwendung zu sagen pflegen: Man darf auch klüger werden - Darf man nicht aus Fehlern lernen? - Die Situation hat sich geändert ... Beat Toniolo allmählich ein "Markenproblem". Bei seinen bisherigen Aussagen trat er leider zu oft ins Fettnäpfchen und er machte einige umstrittene Äuesserungen. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Oeffentlichkeit deshalb dieses Wendehalsverhalten nicht nur positiv bewertet. Wer eindeutige Aussagen widerruft, bekommt ein Glaubwürdigkeitsproblem. In der Regel schätzt zwar die Bevölkerung ehrer die konsequente eindeutige Haltung "Ein Mann ein Wort". Der Satz "Ein Mann kein Wort" wird weniger geschätzt. Es ist spannend, wie sich nun Beat Toniolo bei den bevorstehenden Gesprächen mit "Mediator" Tissi verhalten wird. Ist er nun bereit - den klaren Spielregeln oder Vereinbarungen (Zusammenarbeit mit Mäni Frei) unterzuordnen und damit im Interesse der Sache in den sauren Apfel zu beissen? Der Fall Toniolo ist vermutlich immer noch nicht abgeschlossen. Die Medien können mit einer Fortsetzungsgeschichte rechnen. Der Titel in den Schaffhauser Nachrichten "Für Toniolo gibt es nie ein NIE" bedeutet einerseits, dass Toniolo flexibel ist und einsichtig sein kann, aber auch: auf Toniolos Wort ist kein Verlass. Es wäre - nach einer Umfrage - aufschlussreich, herauszufinden, ob der umstrittene Politkünstler durch seinen Wortbruch eher gewonnen oder an der Glaubwürdigkeit eingebüsst hat.


Nachtrag vom 9. Januar, 2009: Toniolos Lavieren wurde nicht geschätzt

Ich hatte vermutet, dass die Oeffentlichkeit Toniolos Wendehalsverhalten in Sachen Film- und Tonfestifall nicht schätzen wird. Nicht nur die Leserbriefe bestätigen mir, dass er sich durch seine Positionswechsel keine Pluspunkte geholt hat. Ich habe einige Mails erhalten, die inhaltlich den Leserbriefschreibern entsprechen. Aehnliche negative Echos hatte ich letztes Jahr bei Parteipräsident Pelli erlebt, der sich durch sein Eiertanzverhalten als Bundesratskandidat vor allem geschadet hat.




Nachtrag vom 12. Januar, 2010

Schaffhauser Bock Artikel.











Nachtrag vom 20. Januar, 2010

Beat Toniolo's Medienauftritt in der Sendung "Unter vier Augen" im "Radio Munot" zeigte, dass er aus alten Fehlern gelernt hat. Der angeschossene Politkünstler nutzte die Medien. Er scheint eingesehen zu haben, dass Medienbeschimpfungen nichts bringen. Er brachte es in diesem stündigen Gespräch mit Wälz Studer im "Radio Munot" fertig, sich als Person einzubringen. So wie er sich sieht. Beat Toniolo verstand es bei diesem Medienauftritt, von sich das Bild eines neugierigen, kreativen Menschen zu zeichnen, der eingesehen hat, dass man nicht mit dem Kopf durch die Wand gehen kann:

Man hörte einen vielfältigen Menschen: Toniolo war unter anderem Fussballer und Sporttherapeut. Die Sequenz, die den Weg vom Drogisten zum Künstler aufzeigte, war spannend und glaubwürdig. Toniolo kam als neugieriger und einsichtiger Künstler durch, der den Sachen auf den Grund geht und aus alten Fehlern gelernt hat. (Dank Selbstkritik kann sich jeder Politiker aus dem Schussfeld nehmen. Beim Postchef Béglé wäre es auch beinahe gelungen) Toniolo verstand es im Gespräch, zu begründen, weshalb er einen Zickzackkurs eingeschlagen hatte. Das definitive Aus vom "Wort und Bildfestifall war für ihn nur ein Schachzug in einem langfristigen Verhandlungsprozess. Ich kann mir gut vorstellen, dass er ganz genau wusste, dass die analoge Veranstaltung nur an einem Ort durchgeführt werden kann, wo man von den Menschenströmen profitieren kann, die ohnehin vor Ort sind und an einem andern Ort ein grosses Publikum fehlen würden. Toniolo gab im Gespräch zu, dass es ein Fehler gewesen sei, den Bettel hinzuwerfen.

Es ist bei Verhandlungsprozessen möglich, Positionen zu wechseln. Doch darf dabei die Dialogbereitschaft nie abgebrochen werden. Toniolo lobte zwei Mal die Gesprächsbereitschaft des Regierungsrates und hat gemerkt, dass er mit dem Kopf nicht mehr durch die Wand rennen kann und die Flinte nicht mehr so schnell ins Korn werfen darf.

Riskant sind Aussagen, die nicht mit Tatsachen übereinstimmten: Er behauptete, Köhler hätte nie etwas gegen Toniolo gehabt. Ich hatte damals alle Akteure besucht und mir bestätigte ein Interview mit Köhler, dass dem nicht so ist. Ich würde in den Medien nicht so hoch pokern und damit rechnen, dass die Öffentlichkeit die Fakten einfach vergisst.

Toniolo hat im Radio Munot Gespräch "Unter vier Augen" die Nerven nie verloren. Leider sprach er manchmal zu hektisch oder staccatohaft mit zu vielen Satzbrüchen. Wenn Beat Toniolo tatsächlich Freude am Polarisieren und Provozieren hat, dann war es von ihm aus gesehen kein Fehler, dass er sich am Anfang als Polarisierer und Provokateur festnageln liess: - Polarisieren gefällt mir - Als Person polarisiere ich. Ich persönlich finde es nicht dialogisch, wenn jemand gerne polarisiert. Wer gut kommuniziert, polarisiert nicht. Er differenziert. Personen, die als Markenzeichen "das Polarisieren" haben, werden es bei bei allen Verhandlungs- und Führungsprozessen schwer haben.

Darauf angesprochen, dass Toniolo mitunter als "Kulturkampfsau" bezeichnet worden ist, wiederholte er diesen negativ besetzten Begriff nicht. Er nutzte eine Schlagfertigkeitstechnik und und färbte den Begriff umgehend positiv: Eine Sau hat eine gute Nase, eine schnelle Auffassungsgabe und kann klar denken. Damit war der fragwürdige Begriff vom Tisch.

Seit diesem "Vier Augen Gespräch" wissen wir, dass die Kulturveranstaltung am Rheinfall nochmals eine Chance hat, durchgeführt zu werden.


Nachtrag vom 23. Januar, 2010:

Verhandlungen führen zu einem Ziel, wenn jede Seite nachgibt. Künftig wird Beat Toniolo nicht mehr direkt mit Mäni Frei zusammenarbeiten.



Nachtrag vom 10. Februar:

Beat Toniolo hat uns noch auf weitere Leserbriefe aufmerksam gemacht. Hier ist ein Auszug aus der Fülle der Medienberichten in dieser Geschichte.




Rhetorik.ch 1998-2011 © K-K Kommunikationsberatung Knill.com