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Es lohnt sich, Begriffe ab und zu "wortwörtlich" zu nehmen und
sich vor dem Gebrauch von Wörtern über deren Etymologie Gedanken
zu machen. Dies kann der rhetorischen Sinnesschärfung dienen,
aber auch helfen, übertriebene Worte zu verwenden. Das Üben des "Wortwörtlichnehmens" und "Spiegeln der Begriffe" ist eine Möglichkeit des Selbst- Coachings, die die Selbstkritikfähigkeit beim Reden und Schreiben fördern kann. |
Selbstverständlich können wir Mitmenschen auch zur Weissglut
bringen, wenn wir ihre Aussagen "wortwörtlich" nehmen. Das heisst:
Wenn wir die Semantik immer so interpretieren, wie sie ausschliesslich
nach dem Wortinhalt beurteilt wird. Ein Beispiel:
Dieses Beispiel veranschaulicht, dass im Alltag das absichtliche "Wortwörtlichnehmen" lästig sein kann. Mit Wortklaubereien macht man sich nicht unbedingt beliebt. Trotzdem lohnt es sich, die Bedeutung der Wortinhalte ab und zu unter die Lupe zu nehmen. Die Wortklauberei wird aber auch zum bewussten Destabilisieren, Überraschen oder als Schlagfertigkeitselement genutzt. Wer mit der Wortklauberei vor allem die "Bedeutung der Wortinhalte" spielerisch anwendet, der lernt zwangsläufig einen sorgfältigeren Sprachgebrauch. Viele formulieren im Alltag allzu unbedacht. Es ist recht spannend, herauszufinden, was hinter den Wortbedeutungen alles verborgen ist. Wir können lernen, die Wortinhalte ernster zu nehmen. Bei einer Wahrnehmungsübung in einem Seminar mussten sich zwei Personen jeweils eine Minute lang stumm in die Augen schauen. Nachher ging es darum, die Empfindung während des Augenkontaktes zu formulieren. Ein Teilnehmer beschrieb nach der Übung seinen Eindruck mit den Worten:
Im Zusammenhang mit der Bluttat in Zug hörten wir bei Befragungen ebenfalls viele übersteigerte Äusserungen. Wenn unbeteiligte Radiohörer von "tiefster Trauer" sprachen, fragten wir uns ebenfalls, wie dann die Trauer beschrieben werden müsste, falls der eigene Lebenspartner tödlich verunglückt. Nachfolgende Liste veranschaulicht, wie spannend die deutsche Sprache sein kann. Verfolgen wir die "wortwörtliche" Bedeutung von Wörtern aus dem Alltag. Betrachten Sie die angefügten Interpretationen lediglich als Denkvarianten. Es ist Ihnen überlassen, eigene Umschreibungen zu suchen.
Falls Sie sich in einem Meeting langweilen, nehmen Sie die gehörten Worte und spielen Sie zwischendurch das Denk-Spiel des "Wortwörtlichnehmens". Wir garantieren, die Sitzung ist für Sie plötzlich nicht mehr langweilig. Das "Wortwörtlichnehmen" kann mitunter recht amüsant sein. Wir entdecken plötzlich, wie unüberlegt die Anderen formulieren. Weshalb lohnt es sich, den wortwörtlichen Bedeutungen beim Reden und Zuhören nachzugehen? Dank des gezielten Reflektierens der Wortinhalte sprechen wir in der Alltagsprache viel präziser. Wir merken bald, dass wir oft ungenaue, unpassende Formulierungen anwenden. Der Teamleiter spricht vielleicht von "Qualitäts-sicherung", meint jedoch damit eine "Qualitäts-verbesserung", (verbunden mit einer Änderung). Das "Sichern" genügt nicht. Dies wäre ja lediglich die Sicherstellung des ist-Zustandes. Der Leiter meint mit "Qualitätssicherung" die Verbesserung der bisherigen Qualität. Falls Sie durch dieses "Wortwörtlichnehmen" in der Sitzung dem Leiter eine Klärungsfrage stellen, werden Sie bestimmt eine interessante Grundsatzdiskussion auslösen. Das Üben des "Wortwörtlichnehmens" ist auch eine gute Möglichkeit des Selbst- Coachings. Das "Spiegeln der Begriffe" fördert die Selbstkritikfähigkeit.
Wenn wir am Schluss auch noch über den Begriff "Sprechdenken" reflektieren, müsste es statt "Sprechdenken" eigentlich "Denksprechen" heissen. |
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