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Vorbereiten unter Zeitdruck

von Marcus Knill


Bei Medienauftritten gelten speziellen Spielregeln. Das bedingt eine besondere Vorbereitung, die wir auch unter Zeitdruck beherrschen müssen.

Links zum Thema: Antizipieren, Zeitmanagement

Ein Politiker erzählte mir einmal, wie er nach einer längeren Medienabstinenz ein Interview gegeben hat. Es gab nur wenig Zeit zur Vorbereitung. Unglücklicherweise drehte sich dann aber grössten Teil des Auftritts um seine Vergangenheit und die Frage, weshalb er die Stelle so oft gewechselt habe. Er hätte dabei viel lieber über seine Zukunft, seine Visionen geredet. Der Vorwurf wurde laut, im Interview seien die falschen Fragen gestellt worden und Themen ausgelassen, die ihm wichtig gewesen wären. Es lag aber nicht an den Fragen, dass das Interview zum Flop wurde. Unkenntnisse in Botschaftenmanagement und das Nichtantizipieren von Fragen führte dazu, dass der Politiker die Gelegenheit verpasste, dem Interview einen anderen Dreh zu geben.


Gezielte Vorbereitung erlaubt es, mit Medienschaffenden "auf gleicher Augenhöhe" zu kommunizieren und nicht überrascht zu werden. Jedes Interview ist ein Dialog zwischen gleichberechtigen Partnern. Es ist weder ein Verhör noch ein Duell. Beide Partner profitieren vom Gegenüber: Der Journalist verkauft eine Geschichte und der Interviewte kann dank dem Interview ein grosses Publikum ansprechen. Zum Handlauf der Vorbereitung:

Informationsphase: Zuerst werden alle vorhandenen Informationen über den bevorstehenden Medienauftritt zusammengetragen. Es werden alle denkbaren Informationen beschafft. Der Frageraster mit den klassischen journalistischen W-Fragen ist hilfreich.
Klärungsphase: Bin ich autorisiert, Auskunft zu geben? Wer im Namen einer Institution Auskunft geben muss, benötigt eine Zustimmung. Wer vorschnell in der Öffentlichkeit zur eigenen Organisation Stellung nimmt, kann ins Fettnäpfchen treten. Im Zweifelsfall lohnt es sich, sich bei der Informationsstelle klug zu machen.
Denkphase: Passen die geplanten Aussagen zusammen? Gibt es Diskrepanzen oder Lücken in der Geschichte? Wissen Sie, welche Informationen bereits vorhanden sind? Wenn wichtige Teile des Gesamtbildes fehlen, gilt es zusätzlich zu recherchieren. Eine Mindmap kann helfen, die Geschichte nichtlinear zu visualisieren.
Kernbotschaft: An was soll sich die Zuschauer nach der Sendung erinnern? Die Kernbotschaft muss mit einem konkreten Beispiel, mit einer Geschichte oder einem Bild fassbar gemacht werden. Sie muss überzeugend kommuniziert werden. Wiederholen Sie die Kernaussage. Ohne ein anschauliches Beispiel oder Analogie ankert die Botschaft kaum in den Köpfen der Zuhörer.
Fragen antizipieren: Ein Liste von möglichen Fragen, die der Journalist stellen könnte kann am bestem in einem Team brainstormmässig erarbeitet werden. Je provokanter und "unfairer" die Fragen, die das Team zusammenträft, um so grösser ist die Chance, im Interview - wenn es gilt - weniger destabilisiert und irritiert zu werden. Ein externer Berater ist beim Antizipieren der Fragen hilfreich.
Erscheinungsbild beachten: Kleidung muss zur Rolle stehen und die Erwartungen erfüllen. Kleidung darf bei den Zuschauern möglichst keine Irritation auslösen. Bei der Kleiderfrage gilt das Prinzip: die Kleidung muss zu Ihnen, zu Ihrer Rolle und zur Situation passen und es muss Ihnen in Ihrem Anzug auch wohl sein.
Das Briefing: Ein Interview oder Statement muss "trocken" durchgespielt werden. Besonders wichtig ist dazu ist Training, wie man von einer unangenehmen Frage zurück zu ihrer eigenen Botschaft kommt. Auch bestandenen Führungskräften gelingt es oft nicht, den Lead in einem Gespräch zu übernehmen und neben dem Pariren der Fragen die eigene Botschaft rüberzubringen.


Interview-Zusagen ohne den Verwendungszweck zu klären, sind publizistische Gratwanderungen mit einer Augenbinde. Profis geben das Einverständnis für eine Befragung nicht, ohne nachzufragen. Sie müssen das "Setting", das Drumherum des entsprechenden Medienauftritts kennen. Sie informieren sich über den Ablauf des Interviews, das Umfeld, die Themenkomplexe und wichtige Details wie Sendezeit, Sendegefäss und andere Teilnehmer. Konsequentes Nachfragen macht Medienschaffenden bewusst, dass sie es mit einem Kommunikations-Profi zu tun haben. Damit verschafft man sich bereits zu Beginn den notwendigen Respekt. Ähnlich wie ein Sportcoach sein Team auf den nächsten Gegner einstellt, indem er dessen Stärken wie Schwächen analysiert, kann ein professioneller Medienberater in gezielten Analysen die gängigsten Techniken der Journalisten bewusst machen und helfen, sich auf den jeweiligen Interviewer richtig einzustellen. Er kann mit Ihnen Techniken entwickelt, wie Sie bei Ihre Chancen verbessern können. Falls ein Interviewer ständig unterbricht, muss der Coachee im Simulator taugliche Verhaltensmuster üben, damit er den roten Faden nicht verliert. Es lohnt sich auch zu erfahren, welche anderen Gesprächsteilnehmer in einem Sendegefäss zu Wort kommen.

Gerade bei heiklen Themen oder in der Krise kann es sich lohnen, einen Profi zu konsultieren, der in die Rolle des Journalisten schlüpft. Auch unter Zeitdruck ist Vorbereiten möglich. In einer Krisensituationen kann es sehr schnell gehen. Sie haben nur einige Minuten Zeit. Doch fünf Minuten können genügen. Nutzen Sie die Zeit. Das Wichtigste ist: Stop, überlegen, warten erst dann reden. Krisensituationen können auch vor der Krise geübt werden.

In unserem Mediensimulator lernen Sie mit heiklen Situationen umzugehen. Sie lernen, wie Sie bei Auftritten trotz Stresssituation den Start zelebrieren können, um sofort 100 prozentig präsent zu sein. Dies kann nicht mit Lesen gelernt werden. Es braucht prozessorientiertes Üben! K+K hilft Ihnen dabei.


24. Juli, 2009




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