- Erfahrene Therapeuten haben erkannt, dass zwar
ein Spiegeln der gegenwärtige Befindlichkeit notwendig ist,
der Schwerpunkt aber auf der Zukunft liegen muss.
- Eine Studie von H.J. Eysenck aus dem Jahre 1952, die noch
heute Verlegenheit in der Branche auslöst, kam zum Schluss,
dass Psychotherapie im Allgemeinen nicht viel mehr und nicht viel weniger
helfe als das langsame Verstreichen der Zeit.
- Die Rolle des Therpeuten sei vor allem, mögliche
Lösungswege auszuleuchten und hilfreiche Lernbilder zu suchen,
die den Weg zur Besserung sichtbar machen.
Am besten wird den Betroffenen gezeigt, wie sie
selbstständig Lösungswege finden können.
Hilfe zur Selbsthilfe ist gefragt.
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Der Berater richtet sich nach vorn aus - in die Zukunft. Das Verweilen im
Rückspiegel schätzen gewiss alle jene Therapeuten, die Patienten
lange behandeln möchten. Wer jedoch dauernd alte Wunden leckt, löst sich
nicht vom Problem. Geschehnisse können durch das stete Aufwärmen in die
Seele gebrannt werden.
- Auch neuste Forschungen zeigten, dass es manchen
traumatisierten Patienten besser geht, wenn sie ihre schmerzlichen
Erfahrungen verdrängen, anstatt sie in der Therapie von allen Seiten immer
wieder zu beleuchten.
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Diese Forschungen basierten zum Teil auf den Erfahrungen des 11. September
2001. Nachdem das World Trade Center
eingestürzt war, strömten die Therapeuten
auf den Schauplatz. Auf jedes Opfer seien drei Psycho-Helfer gezählt
wurden. Traumaforscher Richard Gist, der mit einer wachsenden Zahl von Kollegen
Kritik an diesen Nachbesprechungsprozeduren übt:
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"Passiert ist aber bloss eines, nämlich, dass es einigen Leuten danach noch
viel schlechter ging. Denen hat man mit den Interventionen entweder nicht geholfen,
oder ihr Trauma sogar erneut aufleben lassen!"
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Gist ist Professor an der Universitiy of Missouri und betreut seit Jahren
Katastrophenopfer. Er erlebte, dass Therapeuten zum
Unglücksort rennen, mitfühlend nicken, die Opfer ermuntern, das Geschehen
nochmals gedanklich durchzumachen. Das Resultat sei aber, dass es den
Überlebenden nachher noch schlechter ginge als vorher.
"Wenn man Leute an den Rand des Abgrundes führt, ist es nicht
verwunderlich, dass sie irgendwann runterfallen."
- Richard Gist.
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Die Trauma-Therapie basierte jahrelang auf dem Glauben an die Kraft
des Von-der-Seele-Redens. In Tel Aviv untersuchten
Karmi Ginzburg, Zahava Solomon und Avi Bleich, wie sich die Methode der
"Verdrängung" nach einem negativen Erlebnis auswirkt.
Verdrängung verstanden sie als Akt des Herunterspielens, des
Bagatellisierens, ja des Leugnens. In der experimentellen Psychologie habe sich
gezeigt, dass die "Verdränger" das Trauma rascher überwinden konnten,
als die "Dampfplauderer". Langzeitstudien belegten sogar, dass jene Patienten,
die sich ständig mit dem Erlebnis beschäftigten und sich entsprechende
Sorgen machten, eine viel schlechtere Prognose hatten als die
"zugeknöpften" Leidensgenossen. Die israelische Studie stellte die
Hypothese auf, dass die "Verdrängung" als erfolgreiche
Bewältigungsstrategie funktionieren kann.
- Eine Studie von Arnold van Emmerik, dem Departement Klinische
Psychology der Universität Amsterdam versuchte die Gründe für
das Versagen von angewandtem Stressdebriefing (CISD = critical
incident stress debriefing) durch Therapeuten zu geben:
- Es könnte mit das normalen Verhalten im Stressumgang stören,
das Sprechen mit Freuden und Familie zum Beispiel.
- Es könnte unvorteilhaft sein, dass Betroffene weiter mit den
Faktoren in Kontakt gebracht werden, die das Trauma verursacht haben.
- Nicht alle Leute an denen die Technik angewandt werde, seien überhaupt
Trauma gefärdet gewesen.
Phillip Hodson von der Britischen Beratungs und and Psychotherapie Gesllschaft meint:
Viel CISD werde von gutmeinenden aber nicht qualifizierten Leuten durchgefürt.
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