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Zur Kreativität im Team: Kommunikation und Kreativität - das wunderbare Zusammenspiel

von Marcus Knill


Das Phänomen der Kreativität spielt für die Kommunikation eine grosse Rolle. Mit kreativen Prozessen wollen wir Probleme lösen, die Differenz zwischen Ist- und Sollzustand aufheben. Aber wie geschieht das konkret? Wie kann der geniale Einfall, der Geistesblitz für die Kommunikation genutzt werden? Im diesem Beitrag werden entscheidende Faktoren des kreativen Vorganges erläutert und in einen Zusammenhang mit Kommunikation gestellt. Beachten Sie auch die Seite über Kreativitätstechniken und Bausteine der Kreativität auf diesen Webseiten.

Führungspersönlichkeiten, Teams oder einzelne Mitarbeiter fragen sich bei ihrer Arbeit immer wieder, wie Sinn-Instinkte, gute Einfälle oder der Scharfblick für Probleme und Lösungen gefördert werden könnten. Während früher Fähigkeiten wie Innovation, Improvisation und auch Intuition eher unbeachtet blieben, finden sie heute grösste Beachtung. Die Innovation verlangt nach Phantasie, Kreativität, Visionen. Die Stärke der Improvisation zeichnet sich durch schnelle Entscheidungsfähigkeit, rasches Urteilsvermögen, situatives Denken und vor allem durch Flexibilität aus: es ist besser, eine zu 80 Prozent taugliche Lösung rechtzeitig anbieten zu können, als eine zu 90 Prozent geeignete, die zu spät folgt. Die Intuition schliesslich ist eng verknüpft oder lebt geradezu von der inneren Wahrnehmung. Jeder Mensch kann instinktiv und intuitiv urteilen. Es ist möglich, aus begrenzten Informationen eine richtige Schlussfolgerung zu ziehen. Wir können uns auch auf das Geratewohl verlassen, den Zufallstreffer abwarten, aber lohnender ist es, den persönlichen Erfahrungsschatz bewusst zu nutzen. Er ist ein wichtiger Bestandteil der Intuition und kann von allen Menschen aktiviert werden.


Allen Kreativitätstechniken liegen folgende Grundbegriffe zugrunde:

Problem im Team oder alleine gründlich durchdenken. Pausieren, Distanz schaffen, Einstellung zur Sache laufend verändern, gedanklich beweglich bleiben. Persönliche Erfahrung mitspielen lassen. Für neue Ideen offen sein, sie aber genau auf ihre Tauglichkeit prüfen.

In der Schweiz ist der Briger Psychiater und Kreativitätsforscher Gottlieb Guntern bekannt geworden durch eine präzise Definition und Erklärung des Begriffes Kreativität. Guntern versteht unter Kreativität die Fähigkeit, ein Produkt hervorzubringen, das von einer Gruppe sachkompetenter und kritischer Menschen als originell, einmalig, funktionell, adäquat und formalästhetisch als schön beurteilt wird.
"Jeder kreative Prozess", schreibt er im Buch Irritation und Kreativität, "findet in einem Ökosystem statt, dessen Chaos und Ordnung, Zufall und Gesetz, Freiheit und Strukturzwang, Spontaneität und Berechnung in vielfältigen, dauernd wechselnden Kombinationen die quantitativen und qualitativen Aspekte dieses Prozesses bestimmen."
Gunterns Illustration der fünf bestimmenden Faktoren im Kreativitätsprozess zeigt ihre gegenseitige Beeinflussung sowie ihr notwendiges, kommunikatives Wechselspiel.
Für kreativ Tätige ist es ebenso notwendig, die Gesetze der Ordnung kennenzulernen. Kreative lassen das Chaos zu, und aus dem Mix der beiden Elemente kann letztlich ein brauchbares Produkt hervorgehen. Das Prinzip kann folgendermassen dargestellt werden:


1. Ordnung = Zwang, Gesetz, Berechnung, logisches Denken (linke Hirnhälfte) 2. Chaos = Freiheit, Zufall, Spontaneität, laterales Denken (rechte Hirnhälfte)
Der Mix aus beiden Elementen ergibt den kreativen Prozess = neues Produkt.


Ideen finden - aber wie?

Beim Ideenfindungsprozess tragen wir die Lösung in uns, oft, ohne es zu wissen. Um die Lösung finden zu können, bedarf es eines Prozesses im Hirn, der bei allen Brainstorming-Techniken ähnlich ist. Anstelle von starren Denkschemen gilt es, die Gedanken zu vernetzen. Aus zufälligen Kombinationen entwickelt sich Neues. Alle Ideenfindungsprozesse basieren auf dem Phänomen, dass nur dann neue Ideen entstehen können, wenn wir Gedanken kreuzen. Ähnlich wie bei der Rosenzucht. Neue Sorten entstehen und werden entwickelt durch Kreuzungen. Einige Verfahren und Techniken haben sich im Bereich der Kreativität innerhalb von Teams bewährt und werden hier vorgestellt.


Das klassische Brainstorming:

Das Problem wird formuliert. Der Teamleiter bestimmt einen Protokollführer, er gibt die Spielregeln bekannt. Lösungsvorschläge werden spontan genannt, ohne lange nachzudenken. Es wird alles notiert, was zu hören ist. Alle können einen Beitrag leisten und gleichberechtigt mitmachen. Kein Beitrag wird gewertet, verworfen, favorisiert. Kommentare sind nicht erlaubt. Die Dauer des Brainstormings ist limitiert. Jetzt erfolgt die Auswertung der Gedanken, die Diskussion.
Gedankenstütze zu den Brainstormingregeln
A Alle Assoziationen zulassen, nicht denken, sondern assozieren
K Keine Kritik, wilde Ideen zulassen
U Umnutzen "Weisses im Schwarzen suchen"
T Tempo und Menge. Quantität geht vor Qualität


Galerie-Methode: (mehr Details hier )

Beispiel einer Brainwriting methode. Das arbeitende Team befestigt an einer Wand grosse Blätter, wie Bilder in einem Ausstellungsraum.
Jedes Teammitglied steht vor einem Blatt. Der Teamleiter gibt das Problem bekannt. Auf jedem Blatt werden drei Lösungsvorschläge notiert. Nach einer Minute wechseln die Teammitglieder im Uhrzeigersinn zum nächsten Blatt und lesen die geschriebenen Gedanken.
Es kommt zu neuen Lösungsvorschlägen, fremde und eigene Gedanken mischen sich.
Nach ca. 15 Minuten wird der Vorgang gestoppt, die Detaildiskussion folgt.


Geistige Position ändern:

In einem Team wird um eine Sachfrage hart debattiert: Die Mitglieder streiten über ein grundsätzliches Rauchverbot. Positionen werden bezogen und in aller Regel nicht mehr verlassen. Nun bittet der Teamleiter, Positionen und Standpunkte auszutauschen, Befürworter des Rauchverbotes werden zu Gegnern und umgekehrt. Diese Umpositionierung macht die Teammitglieder nicht nur kommunikativer im offenen und positiven Sinne, sie trägt auch zur Gedankenvervielfältigung bei.


Walt Disney-Methode

Robert Dilts, Mitbegründer des NLP (Neuro-Linguistisches Programmieren) stellte fest, dass erst das Zusammenspiel von ganz unterschiedlichen Persönlichkeitsanteilen kreative Leistungen möglich macht. Der Erfolg von Hollywoods Zeichentrickfilmkönig Walt Disney ist mitunter darauf zurückzuführen, dass er in seinem Büro offenbar drei verschiedene Sessel benutzt haben soll: Einen zum Träumen, einen zum Planen und einen Sessel, um alles kritisch zu reflektieren. In Anlehnung an die Disney-Methode werden heute von vielen Firmen Probleme bewusst von diesen drei Seiten beleuchtet. In einem Team, das ein Problem erörtert, können drei Stühle mit Träumer, Realist und Kritiker angeschrieben werden. Drei Teammitglieder treten in ein Rollenspiel und erörtern das Sachproblem aus den beschriebenen Positionen. Zum Beispiel sollten neue Vorhänge beschafft werden. Der Träumer schwärmt von seidenen Stoffen, die teuer, aber sehr edel sind. Der Kritiker weist darauf hin, dass neue Vorhänge das Budget sprengen und somit nicht in Frage kommen. Der Realist seinerseits weist darauf hin, dass die Vorhänge gekauft werden könnten, sofern ein anderes Projekt verschoben wird. Fazit: Lösungen in Teams lassen sich besser finden, wenn Sachverhalte unterschiedlich betrachtet werden.


Mind-map-Methode: (auch Clustern)

Basierend auf der Tatsache, dass unser Gehirn Informationen besser verarbeiten kann, wenn wir sie mit Pfeilen, Symbolen und Farben illustrieren, ist die sogenannte Mind-map-Methode entwickelt worden. In der Mitte des Gedankenbildes steht das Hauptthema, von dem aus alle Neben- und Untergedanken abgeleitet werden.

1. Beispiel 2. Beispiel


Mind-map-Notizen erleichtern nicht nur Vorbereitungsarbeiten, Protokolle und Planungsarbeiten. Es lohnt sich, Denkprozesse mit dieser Methode in Gang zu setzen, Zusammenhänge bildlich darzustellen sowie Lösungen und Konzepte gezielt zu entwickeln. Im Team kann das Mind-map erstellt werden, was die Kommunikation (z.B. die Diskussion) aktiviert und belebt. Die Probleme werden dadurch visualisiert.

Wie beim Brainstorming sind alle Einfälle erlaubt.

Beispiel einer Mind-map nach Toy Buzan
Darstellung einer Mind-map nach Originalskizze von Toy Buzan.
Zweites Beispiel einer Mindmap.
Drittes Beispiel einer Mindmap (mit der Software Mindmap generiert).
Jede dieser Methoden beschreibt eine zentrale Erkenntnis. Ideen kommen meistens unverhofft oder nur in Verknüpfung mit verschiedenen Elementen; sei es im Dialog mit anderen Menschen, also in der Kommunikation oder in Phasen bewusster Ruhe und Entspannung. Dazu gehört, dass wir auf der Suche nach Lösungen unserem Verstand auch unvorbereitete Reisen zubilligen, fremde Gedanken akzeptieren, weiterspinnen und erst viel später, falls nötig, verwerfen. Zum Abschluss ein Beispiel, wie eine Idee, ein kreatives Konzept entstanden ist: Der Werber Thomas Wulfes schaute sich im Fernsehen eine Tiersendung an und sah singende Affen, die riefen: Schau Papa! Daraus entstand die bekannte TOYOTA-Reklame mit sprechenden Tieren. Daraus kann folgende These abgeleitet werden, die für alle kommunizierenden Teams, Führungskräfte und Mitarbeiter Geltung hat: Zu viele Verbote, Gebote und Normen blockieren Denkprozesse. Zu viele Scheren im Kopf lassen uns stagnieren. Probleme lösen Menschen besser, wenn sie begeistert kommunizieren, Bewegungslosigkeit bekämpfen und ganz besonders neugierig fremde Ideen begutachten.


6-W Fragetechnik

Wenn das Ziel ist, ein globales Thema z.B. für ein Referat zu bearbeiten, lohnt es sich, das Thema durch gezielte Fragen zu ergründen.
Was Wann Wer Wie Wo Warum


Reizwortanalyse

Mit zufällig gewählten Reizwörtern, werden Ideen abgeleitet:
Problem: Design einer Hausapotheke verbessern. Reizwörter: "Regenschirm", "Fotoalbum"
Analyse "Regenschirm " Abgeleitete Ideen
Entfaltet sich von einem Stock zu einem Dach ------
Schützt gegen Regen Einige Schübe der Apotheke könnten wasser oder luftdicht ausgeführt werden, um empfindliche Medikamente zu schützen.
Besteht aus Gewebe Stoff_Design?
Wird unterwegs mitgeführt "Box in Box-Version": Eine eingesetzte Schatulle könnte auf Reisen mitgenommen werden
U-förmiger Griff -------
Analyse "Fotoalbum" Abgeleitete Ideen
Erinnert an die Vergangenheit Möglichkeit vorsehen, das Kaufdatum der Medikamente übersichtlich anzuzeigen
Fotos werden befestigt Haftetiketten und Bleistift in der Hausapotheke deponieren, um z.B. die Einnahmedauer von Medikamenten anzuzeigen
Ornamentaler Einband Originellere Verpackung, Ornamente übernehmen?
Spezielle Ausführung z.b. für Hochzeiten oder Geburten Innenfächer können einzelnen Familenmitgliedern zugeordnet werden


Kopfstandtechnik

Die Kopfstandtechnik ist eine Technik um konkrete Probleme zu lösen.
  • Aufgabenformulierung
  • Umkehrung der Aufgabe zur Anti-Aufgabe
  • Anti-Lösungen finden
  • Umkehrung der Anti-Lösung liefern Lösungen
  • Realisierung durch Brainstorming
Prinzip Beispiel
Aufgabe » Anti-Aufgabe
    V
Lösung « Anti-Lösung
Einschaltquoten vergrössern » Wie bringen wir die Leute zum Wegzappen
    V
Populäre Filme, wenig Unterbrechungen « Unverständliche Filme, viel Werbung


6 Farben Denken

Bei dieser Technik von Eduard de Bono setzt man sich nacheinander 6 verschiedene Hüte auf um das Problem von allen Gesichtspunkten anzupacken.
Weiss Fakten
Rot Gefühl
Schwarz Kritik
Grün Neue Ideen
Blau Überblick
Gelb Optimismus


Fragenkaskade

Dem Kernproblem wird durch "Warum" Fragen auf die Spur näher gekommen.

Warum läuft die Maschine nicht mehr?
Antwort: Weil die Sicherung ausschaltete.
Warum schaltete die Sicherung aus?
Antwort: Weil die Maschine heiss gelaufen war.
Warum lief die Maschine heiss?
Antwort: Weil sie zu lange eingeschaltet war.
Warum war sie zu lange eingeschaltet?
Antwort: Weil sie lange laufen musste.
Warum musste sie so lange laufen?
Antwort: Weil die Eisenplatten zu dick waren


Dank dieses Fragenkaskade konnte im Beispiel die eigentliche Ursache und entsprechende Lösungen gefunden werden:
  • Kühlung
  • Pausenschalter einbauen
  • Sensoren einbauen usw.
gefunden werden.


Zur Definition von Kreativität:

Nach PD Dr. med. Gottlieb Guntern: Kreativität ist die Fähigkeit, ein Produkt hervorzubringen, das früher oder später von einer Gruppe sachkompetenter und kritischer Menschen als
  • originell oder einmalig
  • funktionell, adäquat und
  • formal-ästhetisch oder schön beurteilt wird.
Mit kreativen Prozessen wollen wir in der Regel Probleme lösen. Da jedes Problem die Differenz zwischen Ist- und Sollzustand ist, funktioniert die Kreativität nur, wenn dieser Unterschied wahrgenommen wird und auch formuliert werden kann. Deshalb spielt die Kommunikation beim Phänomen Kreativität eine grosse Rolle. Nachdem heute der Begriff Kreativität recht abgegriffen - und zum Teil mit falschen Vorstellungen verbunden ist - müssen grundsätzliche Hinweise erwähnt werden.



Kreativitaetspentagramm


Literaturhinweise



Tony Buzan Kopftraining - Anleitung zum kreativen Denken 1984, München
Gottlieb Guntern Sieben goldene Regeln der Kreativitätsförderung Scalo-Verlag 1994.
Gottlieb Guntern Irritation und Kreativität - Hemmende und fördernde Faktoren im kreativen Prozess  





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