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Kommunikation: Zauberwort oder Selbstverständlichkeit?


von Marcus Knill

Ein Zauber und Modewort



Wir leben in einem Kommunikationszeitalter. Kommunikation ist zu einem Zauberwort geworden und gleichzeitig zu einem abgegriffenen Modewort verkommen. Anstatt von "reden", wird oft von "kommunizieren" gesprochen. Nicht nur Politiker und Firmenchefs umgeben sich mit Kommunikationsberatern. Kommunikationsspezialisten sind gefragt. Alle wollen ihre Kommunikationsfähigkeit und kommunikative Kompetenz optimieren.



Das Beherrschen von Kommunikation verspricht Erfolg. Schon in der Antike erleichterte Rhetorik den Weg zum Erfolg, zählten Rhetoriklehrer zu den "Königsmachern": Wer überzeugend reden konnte, wurde schneller befördert. Wer besser verstanden wird, wer überzeugen kann, kommt auch heute weiter. Deshalb lassen sich viele Führungskräfte beraten. Sie wollen ihre Kommunikationsfähigkeit dank der Erkenntnis verbessern, dass die Optimierung der kommunikativen Kompetenz ein permanenter Prozess ist.


Kommunikation ist selbstverständlich ...



Eines der wichtigsten Axiome Paul Watzlawicks lautet:

"Wir können nicht Nichtkommunizieren."

Niemand kann sich der Kommunikation entziehen. Würden wir uns völlig isolieren, könnten wir dennoch mit uns selbst kommunizieren. Es gibt den "Inneren Dialog", die Meditation, das Selbstgespräche oder Tagträume. Auch Schweigen ist Kommunikation. Kommunikation gehört zum Alltag. Wir kommunizieren immer.


... doch Kunst des Kommunizierens will gelernt sein



Auch wenn Kommunikation etwas Selbstverständliches ist, darf man nicht vergessen, dass es grundsätzliche Erkenntnisse gibt, die für alle Kommunikationsprozesse gelten. Obwohl die meisten seit der Antike bekannt sind, haltet sich der moderne Mensch in der Praxis oft nicht daran. Kommunikation in der Awendung eine Kunst. Erfolgreiche Kommunikation ist nicht selbstverständlich. Reden kann jeder, die Kunst der Gesprächsführung muss aber dauernd neu erworben werden.


Kürze auf Kosten der Qualität



Dank moderner Technik kommunizieren wir immer mehr und immer schneller. Im Zeitalter der SMS oder Email - je kürzer, desto besser - nehmen Wenige sich die Zeit, darüber nachzudenken, ob die Worte richtig gewählt sind und wie sie beim Gegenüber ankommen. Bei Missverständnissen sind Kommunikationskonflikte vorprogrammiert. Die Quantität und die Schnelligkeit der Kommunikation gehen auf Kosten der Qualität.

Eine Illustration dazu.


Menschliche Kommunikation



Im Zeitalter der Kommunikation kommt das "Miteinander reden"? zu kurz. Wir werden mit Informationen überflutet. Es wird schwieriger, auf jemanden einzugehen. Während wir zuhören, sind wir oft schon mit der Formulierung der Antwort beschäftigt oder mit dem nächsten Gedanken, dem nächsten Tagesordnungspunkt, dem nächsten Termin. Wir unterbrechen den anderen sogar, um unsere eigene Geschichte loszuwerden. In einer hektischen Zeit fehlt es vielen Menschen an der Geduld, einfach mal zu schweigen und dem anderen seine volle Aufmerksamkeit zu widmen.


Die Perspektive des Anderen



Was wir tagtäglich von den Medien und von den Politikern vorgesetzt bekommen, darf nicht Vorbild sein. In der Politik dominiert die Kampfrhetorik. Diese bietet keine guten Voraussetzungen für echte Dialoge. "Kommunikationskiller-Strategien" sind leider auch in der Berufswelt verbreitet. Der Wille, sich um jeden Preis durchzusetzen, spielt auch in der heutigen Arbeitswelt eine grosse Rolle. Wer Karriere machen will, muss sich bei jeder Gelegenheit so gut wie möglich verkaufen. Erstaunlicherweise hat sich gezeigt, dass die Fähigkeit, in Gesprächen die Perspektive des Gegenübers einnehmen zu können, bessere Aussichten auf Erfolg hat. Deshalb wäre es in der Berufswelt an der Zeit, über neue Formen der Dialogik nachzudenken - und zwar Formen, die für beide Seiten Gewinn bringt.




In Hotel Post in Magglingen fanden wir in den Gängen auf farbigen Tafeln in verschiedenen Sprachen Verben zum kommunikativen Verhalten, sowie Eigenschaftswörter, die unterschiedliche kommunikative Zustände bewusst machen. Die bunten Tafeln, von denen einige auf diese Seiten zu sehen sind, veranschaulichen in ungewohnter Aufmachung, dass wir ständig kommunizieren.


Links zum Thema:


14. Mai, 2004
Eine Version dieses Artikels ist in der Rheinfallwoche erschienen:




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