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Jugendsprache als Ursache von Leseschwäche? |
Als 2001 die PISA Studie festgestellt hatte, dass die schweizer
Kinder schlechter lesen konnten als Jugendliche anderer Länder,
kam es bei uns zu einem Kulturschock. Experten fragten sich,
ob das Land Kellers, Gotthelfs und Dürrenmatts den Weg zum
Analphabetentum beschreitet. Es wurde Aenderungen im Bildungswesen
gefordert, beispielsweise die Förderung der Lesekompetenz schon
im Kindergarten. Der Grundtenor: Hört wie die Kinder reden, man
hört förmlich, dass sie nicht mehr lesen können. Solche
voreilige Schlüsse waren falsch, haben doch Erwachsene seit je
Mühe mit der Jugendsprache. Es ist normal, dass sich Jugendliche
von der Erwachsenenwelt abgrenzen wollen. Das ist bei der Haartracht,
der Kleidung oder beim Verhalten im Alltag deutlich auszumachen. Als die
Eltern rauchten, war bei den Jugendlichen Nichtrauchen in. Als später
die Eltern zu Nichtrauchern wurden, griffen Jugendliche vermehrt
zur Zigarette. Das bewusste Abgrenzen erfolgt auch im Sprachgebrauch.
Jugendliche haben ihre internen Signalworte. Bei E Mails, bei ihren
SMS Botschaften aber auch bei Blogs und in der Umgangssprache stellen
Erwachsene fest: Die Jugendsprache will gleichsam eine Fremdsprachesein.
Diese Abgrenzung ist von den Jugendlichen erwünscht.
Übrigens: Wenn Erwachsene die Jugendsprache nachahmen (um sich Jugendlichen anzunähern), wirkt dies anbiedernd. |
T9 Sprache |
T9 ist eine Hilfe zum Schreiben eines SMS-Textes, die
alle modernen Handys, so auch das S45(i) und das ME45, unterstützt.
Schreibt man eine SMS-Nachricht ohne T9 muss jede Taste je nach
gewünschtem Buchstaben mehrere Male gedrückt werden, was die
Eingabegeschwindigkeit natürlich gering hält. An dieser Stelle setzt T9 an. Bei T9 muss für jedes Wort jede einzelne Taste für den gewünschten Buchstaben nur einmal gedrückt werden. Die T9-Software prüft dann die mit den gedrückten Tasten möglichen Wörter. Mit ein wenig Übung kann man so sehr schnell eine lange SMS-Nachricht verfassen Wörter, die in SMS oft gebraucht werden, aber nicht als erste Wahl auf dem Display erscheinen, werden so belassen. Diese Variante von Jugendsprache wird nicht gesprochen, man findet sie nur in Chaträumen. (ok wird zu öl) Die irische Jugend weist nach einer Pressemitteilung immer grössere sprachliche Defizite auf. Dafür soll unter anderem das exzessive Schreiben von SMS-Nachrichten verantwortlich sein, behauptet das irische Bildungsministerium in einer kürzlich veröffentlichten Studie. Als Grundlage dienten den Studienautoren rund 37'000 Abschlussarbeiten 15- bis 16-jähriger Schüler. Beklagt wurde unter anderem die von Jahr zu Jahr schlechter werdende Ausdrucksfähigkeit sowie der hölzerne, abgehackte Sprachstil vieler Jugendlicher. "Das Schreiben von SMS und E-Mails, bei dem auf Rechtschreibung und Satzzeichen wenig Wert gelegt wird, scheint eine Gefahr für die traditionellen Sprachkonventionen zu sein", heisst es in diesem Report. Jugendliche würden meist nur noch in kurzen Präsenssätzen und mit begrenztem Vokabular auf schriftliche Fragen antworten. Anstatt im Test ausführlich und mit Tiefgang ihr bisher Gelerntes auszudrücken, würden sich die meisten Jugendliche darauf beschränken, ein Thema möglichst knapp und minimalistisch abzuhandeln. Die Kritik der Pädagogen stützt sich unter anderem auch darauf, dass Irland zu den Nationen mit der höchsten Handy-Rate in der Bevölkerung zählt.
meinte Frohmut Menze vom Handy-Bildungssoftware-Anbieter Studymobile gegenüber pressetext. Die ebenfalls konstatierte sprachliche Verarmung von Jugendlichen führt Menze aber nicht auf den Gebrauch von SMS, Blogs und E-Mails zurück. Vielmehr spiegle sich in der Sprache der Jugendlichen die veränderte Ausdrucksfähigkeit der gesamten Gesellschaft wider. Mobiltelefone aus den Schulen zu verbannen hält Menze nicht für zwingend notwendig. "Die Handyfaszination Jugendlicher könnte sogar für neue Lernmethoden genutzt werden", ist Menze überzeugt. Zusammen mit Lehrervertretern will Studymobile daher Konzepte erarbeiten, wie Lernprogramme verstärkt auf dem Handy genutzt werden können. Der Plan des Start-up-Unternehmens sieht zudem vor, dass Schüler eigene Programme erstellen die ihren Lernanforderungen entsprechen. |
SMS Sprache |
Der heutige Netzjargon mit Abkürzungen wurden in den USA
schon lange benutzt: 4 für "for", u für "You") 4 ever: forever mfg: Mit freundlichen Grüssen mb: Mail back H.D.L./H.D.GD.L.: hab dich lieb / hab dich ganz doll lieb T.M.H.A. : Treff mich heute Abend I Love u: I Love you 4E: forever- für immer 4U: for you- für dich 8UNG: Achtung BIDUNOWA?: bist du noch wach? COLA: come later - komme später CU: see you- wir sehen uns DN: du nervst DUBIDO: du bist doof FF: Fortsetzung folgt GN: geht nicht GN8: gute Nacht HAND: have a nice day- schönen Tag ILY: I love you- ich liebe dich MU: miss you- vermisse dich N8: Nacht O4U: only for you- nur für dich PLZ: please- Bitte PTMM: please tell me more SMS:schreib mir schnell TS: träum süss T+: think positive- denk positiv ZL: zieh Leine |
Die positive Seite der Jugendsprache |
Das Spiel mit der Sprache, das Basteln am sprachlichen Material ("Bricolage"), ist ein typisches Merkmal jugendlichen Sprechens. Dazu zählen in der Deutschschweiz Äusserungen wie: Tue mi nid produziere! oder Du kasch mir nid schamponiere. Worte werden bewusst durch ein anderes ersetzt. Häufig werden in diesen Sprachspielereien Zitate, Titel, Medientexte, Werbesprüche usw. eingefügt, oder es werden Äusserungen verfremdet. Eine solche Verfremdung ist das Sprechen in gebrochenem Deutsch (Gömmer Migros? Hesch mer Zigarett?). Derartige Formulierungen werden in der Schweiz als "Balkandeutsch" und in Deutschland als "Türkenslang" bezeichnet. Es ist jedoch nicht so, dass die Sprecher nicht besser formulieren und in ihren Schularbeiten die Artikel und Präpositionen nicht korrekt anwenden können. Häufig wollen die Jugendliche auf diese Weise mit der Sprache spielen oder ihr Medienwissen unter Beweis stellen, indem sie beispielsweise aus Comedy-Sendungen, in denen dieses Deutsch inszeniert wird, kopieren: Was guckst du? Es kann auch sein, dass sie sich dem Sprechstil einer Gruppe anpassen. Zum Spiel mit der Sprache gehört auch das Spiel mit der Schreibweise. Interessant sind Non-standard-Schreibweisen wie chillä oder kul, also die phonetische Verschriftlichung von Anglizismen. Überhaupt spielt das Englische in der Jugendsprache, wie auch in der Gegenwartssprache eine bedeutende Rolle. Aussenstehenden fällt die Kombination von Mundart und Englisch auf (Gömmer go foode), was in der Deutschschweiz aber nicht ein spezifisch jugendsprachliches Merkmal ist. Für den jugendlichen Sprachgebrauch ist hingegen der häufige Wechsel zwischen Deutsch und Englisch typisch (Nicht schlecht, but not good enough; Tschuessli, see you!), das Verwenden ganzer Satzteile in englischer Sprache (Why not; Check it out; No joke; Lets go; No problem) und das Einfügen englischer Wörter in deutsche Sätze (eine bigge Party). Wer die Texte der Blogs überfliegt, stellt rasch fest: Diese Art und Weise sich auszudrücken, schimmert auch hier durch. |
Das Rad können wir nicht mehr zurückdrehen |
Vor 19 Jahren konnten nur Computerversierte mit Begriffen wie Modem oder Internet etwas anfangen. Blog war ein hässliches Mehrfamilienhaus, Handy bestenfalls ein Geschirrspülmittel. Email ordnete man in den Bereich Küche, Töpfe und Wannen ein - und wer SMS sagte, meinte vermutlich, er gehe an der Messe essen. Schule und Elternhaus haben sich allmählich damit abgefunden, dass sich die Jugendlichen dank Handy und Internet eigene Sprachplattformen schaffen konnten. |
Was können wir nun konkret tun? |
Wer die Sprachkompetenz und damit auch die Lesekompetenz fördern
will, kann das Rad nicht mehr zurückdrehen. Die neuen Medien sind
da, die Jugendsprache ist ebenfalls eine Tatsache. Heute sind Schule und
Elternhaus gefordert, folgende Bereiche weiterhin ja sogar noch vermehrt
- zu pflegen, zu trainieren und anzuwenden! Konsequent und permanent!
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