- Beeinflussung - Bild und Bildung Die Kraft der Einbildung
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Die Kraft der Einbildung

von Marcus Knill

 "Unser Vergnügen liegt nur in der Einbildung 
  Ludwig Tieck


Münchner Merkur 27.1.09
Bilder überzeugen mehr als Worte. Nur Worte, die Bilder auslösen wirken nachhaltig. Diese Erkenntnis wird bei Argumentation-, Überzeugungs- und vor allem bei Beeinflussungsprozessen (Werbung, Motivation) genutzt.

Wer Kleinkindern beim Spielen zuschaut und wer Gelegenheit hat, Kindern im Vorschulalter Geschichten bildhaft zu erzählen, stellt immer wieder fest, wie rasch sie sich in Phantasiebildern hineinversetzen können. Ich habe im Studium erlebt, wie ein Patient mit Hypnose behandelt wurde. Er wurde vorgängig mit suggestiven Bildern in den gewünschten Zustand gebracht.

Es wäre nicht verwunderlich, wenn das Mädchen, das den Schneemann und die eigenen Hände mit dem virtuellen Feuer wärmet, die wohlige Strahlung in den Händen tatsächlich verspürt. Einbildungskraft ist eine Kraft, die konkrete psychische und physische Auswirkungen haben kann, den man von Placebomedikamenten kennt. Die Einbildung der Scheinmittel haben oft konkrete positive Auswirkungen und beschleunigen Heilungsprozesse.

Bei Bildungsprozessen spielen Lernbilder generell eine wichtige Rolle. Leider sind sich viele Ausbilder zu wenig bewusst, dass sie den Lernenden das entsprechende Lernbild "einbilden" müssten. Ein guter Aus-bildner ist im Grunde genommen keine Lehrperson die den Lernenden Bilder aus den Köpfen nimmt, sondern der ihnen die passenden Lernbilder vermittelt und damit Lernprozesse beschleunigt.

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Einbildung (gr. phantasia) ist nicht nur eine Vorstellung im allgemeinen Sinne, sie kann jedoch auch ein Eindruck sein, die nichts in der Realität zu tun hat. Forscher testeten das Phänomen der Einbildung auf verschiedene Art und Weise. Sie sammelten aufschlussreiche Erkenntnisse hinsichtlich Einfluss der Einbildung auf die unterschiedlichsten Lebensbereiche.

Der Placebo-Effekt: Diskussionen darüber, ob Homöopathie wirksam ist oder die Wirkung nur eingebildet ist sind alt. Es gibt Forscher , die vertreten die Meinung, dass von homöopathischen Mitteln eine heilende Wirkung ausgeht. ndere behaupten homöpathische Medikamente wären nur bessere Placebos. Faktisch fehle eine Wirkung. Höchstens auf eine psychologischer Ebene. Geht man von der kritischen These aus (sie ist in der Forschung stärker vertreten), könnte man sagen, der Mensch bilde sich nur ein. Es sei ihm geholfen worden. Diese Vorstellungskraft oder Einbildung könne dann oft Realität werden, weil sie einerseits die Ausschüttung körpereigener Schmerzmittel bewirke, wie auch zu einer höheren Hirnaktivität führen könne. Dadurch empfinde der Körper die unangenehmen Gefühle weniger stark. Die Einbildung wurde Realität. So als hätte sich der Körper selbst zum Narren gemacht.

Aus Einbildung kann Erinnerung werden: Versuchspersonen wurden Alltägliches zusammen mit ungewöhnlichen Aufgaben tun mussten. Mit Sachen, die man üblicherweise nicht tut, beispielsweise Münzen werfen und nachher ein Schokoladenherz mit einem Zahnseidenbehälter zerdrücken. Hernach mussten sich die Leute irgend eine verrückte Tätigkeit vorstellen. Nach einigen Wochen wurden die Versuchpersonen befragt, was sie früher gemacht hatten. Ein grosser Teil (ca. ein Fünftel) der Versuchspersonen waren später der Meinung, dass sie die eingebildeten, vorgestellten sonderbaren Tätigkeit tatsächlich getan hatten. Die Ergebnisse dieser Versuche sind dann im Bereich der Psychologie zusätzlich analysiert worden und brachten wichtige Erkenntnisse bei Augenzeugenberichten: Die Erkenntnis, dass die Zuverlässigkeit von Augenzeugenberichten vor Gericht oft zu wünschen übrig lässt, wurde jedenfalls mit diesem Versuch bestätigt. Was sich Zeugen vorgestellt hatten, kann plötzlich zu Tatsache werden.

Einbildung als innere Bilder Unser Körper (die Hormone) und unser Kopf (das Gedächtnis) können uns immer wieder einen Streich spielen, weil wir blosse Einbildung zur Realität werden lassen. Wir glauben etwas zu wissen, was eigentlich nur einer Vorstellung entspringt. Einbildungen mutieren zu realen Bildern.

Einbildungen positiv nutzen Beispielsweise, bei Leitbildern, bei Motivationsbildern wird die Kraft der Einbildung genutzt. Uebrigens schon seit Urzeiten. In Religionen, in der Bibel (Gleichnisse) oder bei Motivationsprozessen im Sport.

Bilder können Reflexe auslösen Erkenntnisse aus der Lern- und Wahrnehmungspsychologie machen uns bewusst, dass Bilder konksrete Reflexe auslösen können. Menschen lassen sich konditionieren. Bei einem Menschen, der gerne gut isst und mit leerem Magen eine Speisekarte liest, kann der erhöhte Speichelfluss nachgewiesen werden - vor allem wenn die Menues naturgetreu abgebildet sind. Genau so können entsprechende Bilder Menschen sexuell stimulieren. Die Wirkung beruht auf einem konditionierten visuellen Reiz. Altes vertrautes eingespieltes Verhalten wird mit Bildern (durch Einbildung) ausgelöst.


30. Januar, 2009




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