Rhetorik.ch |
|
Knill.com |
---|
|
In Deutschland prangen Poster an den Wänden.
Im Vordergrund ein ruhiger Bergsee an einem schönen Sommertag.
Links eine friedliche Baumgruppe Im Hintergrund schneebedeckte Berggipfel.
Über der ganzen menschenleeren Landschaft steht ein Spruchband,
das mit grossen Lettern über die alpine Postkarte gelegt wird.
Es dominiert ein Satz mit den sechs Worten :
"Den Holocaust hat es nie gegeben"
Unten wird noch am Plakat kleingedruckt erläutert:
"Es gibt immer noch viele, die das behaupten.
In 20 Jahren könnten es mehr sein."
Das Plakat ist eine gutgemeinte Werbeaktion unter den Fittichen der Journalistin Lea Rosh. Mit Karten und Plakaten sollte im Zusammenhang mit dem neuen Holocaust-Denkmal in Berlin zu Spenden animiert werden. Das Poster wurde verständlicherweise rasch zum Stein des Anstosses, weil der Förderverein ausgerechnet die Auschwitz-Lüge als Werbetrick auftischt und diese Lüge dazu noch gross aufgemacht hat. War diese Aktion bewusstes Kalkül einer Werbefirma oder ein unverzeihlicher Ausrutscher? War es klug, mit der "Auschwitz - Lüge" zu werben? Obschon die Werber mit dem provokativen Satz Aufmerksamkeit wecken wollten -und heute noch zur beschriebenen Aufmachung stehen - ist die Aktion möglicherweise doch fragwürdig. Viele finden jedenfalls, dass die Aktion mehr als peinlich ist. Der Zentralrat der Juden verlangte umgehend, dass das Plakat sofort verschwinden müsse. Doch ohne Erfolg. Aus der Optik der Wahrmehmungspsychologie stellen sich bei dieser Aktion wichtige Grundsatzfragen, wie: Welche Auswirkungen hat letzlich der gross aufgemachte Text, der gut lesbar ins Auge sticht? Der kleingedruckte Aufklärungstext wird erfahrungsgemäss beim Überfliegen kaum gelesen.
Hilft das Plakat zu einer unerwünschten Wiederholung der Holocaust-Lüge? Damit wäre die Werbeaktion natürlich kontraproduktiv. Vielleicht hilft uns bei der Beurteilung nachfolgener Vergleich weiter. Angenommen, eine Antiraucherbewegung entwirft ein Plakat:
Auch in diesem Fall könnte es Probleme mit dem Kleingedruckten geben. Jedenfalls wäre die Wirkung nach aussen fragwürdig. Es ist gut denkbar, dass Schockwerbung, die mit Ironie und provokativen Texten spielt, letzlich ein Bumerang ist. Doch scheint die Rechnung bei Provokationen - wie bei der Bennetton Werbung während den 90er Jahren - auch beim erwähnten Plakat aufzugehen: Seit Beginn der Plakataktion haben die Spenden für das Holocaustdenkmal kräftig zugelegt. Vielleicht heiligt der Zweck doch alle Mittel - auch die fragwürdigen. Damit hätte sich die Werbung von Lea Rosh- trotz der Bedenken - gelohnt. | |||||
Link: Siehe zu diesem Thema auch "Schockbilder" auf diesen Seiten. |
Rhetorik.ch | 1998-2012 © K-K Kommunikationsberatung | Knill.com |
---|