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Eine Mexiko Dienstreise des Berliner Bürgermeisters
Klaus Wowereit wurde zu einem PR-Desaster. Die Opposition
und Lokalpresse erregten sich über den "Sombrero Klaus.
Die Blätter fragten sich unter Titeln wie
"Opposition stinkt Wowereits Fiesta" (Tageszeitung), "Fiesta Sunset"
(Tagesspiegel) oder "Fiesta, Fiesta Mexicana" (Bild)
ob die einwöchige Reise mit Kultursenator
Thomas Flierl sinnvoll oder sinnlos gewesen und ob Berlin mit solchen
Auslandsreisen denn gedient sei. Ein Tagebuch für die Bildzeitschrift,
sowie ungeschickte Bilder im Ferienlook lieferten Nährstoff für
die Kritiker. Denn ganz nebenbei bezeichnete Wowereit zum Beispiel
die Dienstreise als "Urlaub" und gestand ein, dass er leider auch hier telefonisch
erreichbar sein müsse. Mehr als einen Anruf mache er allerdings nicht im
Roten Rathaus, schließlich habe er ja einen Stellvertreter.
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"Nicht erst seit den
Mallorca-Trips
in Militärmaschinen seines Genossen Rudolf Scharping sind
Politiker-Dienstreisen in beliebte Urlaubsländer ein gefundenes
Fressen für öffentliche Anprangerungen." ---
"Spiegel"
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Dem Medienprofi Wowereit machte schlimme PR-Fehler.
Für die "Bild" Zeitschrift führte Wowereit ein Tagebuch.
Die Idee war, die 10jährigen Partnerschaft der Städte
auch für die daheim gebliebenen Bürger miterlebbar zu machen und
sich gleich gegen Vorwürfe des Nichtstuns zu wehren.
Das Reiseprotokoll war kontraproduktiv. Obwohl Wowereits kaum der Vorwurf
einer reinen Vergnügungsreise gemacht werden kann - Wowereit
hetzte von Vorträgen mit Umweltexperten, Diskussionen mit Studenten und
Wirtschaftsführern sowie Besuchen bei hochrangig Politiker -
beschäftige sich die Presse genüsslich mit der Sinndiskussion
über die Reise.
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Wowereit schrieb Sätze, deren Gefährlichkeit erkennbar
gewesen wären: Ganz schlicht Belangloses wurde in der Zeitung
abgedruckt: wie Wowereit seinem Freund Jörn SMS-Nachrichten sende,
wie gut ihm das "Corona"-Bier schmecke oder wie wichtig ihm ein
Hotelfenster mit einer Aussicht sei.
Die Wirkung der Worte sind massgebend!
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Kritiker:
- Die grüne Politikerin Sibyll Klotz erregte
sich, die Ergüsse des Bürgermeisters "völlig
überzogen und peinlich" seien.
- CDU-Mann Frank Henkel meinte, dass die
Wohlfühl-Botschaften aus der Ferne "jeden Arbeitnehmer die Hand
in der Tasche zur Faust ballen lassen" würden.
- In der "Berliner
Morgenpost" unkten leserbriefschreibende Berliner, dass
sie auf die "Grüße aus Mexiko" gut und gern verzichten
könnten.
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Spätestens gegen Mitte des Mexiko-Trips hätte dem Bürgermeister
und seinen PR-Beratern klar geworden sein sollen, dass etwas
schief gelaufen ist. Zitat "Spiegel":
"Gerade ein
Mann wie Wowereit, der in Berlin keinen Fototermin mit Prominenten
auslässt und zu seinem 50. Geburtstag eine höhere VIP-Dichte
organisierte als bei jeder Filmpremiere, sollte sich der Angreifbarkeit
seiner Person normalerweise mehr als bewusst sein."
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In Mexiko allerdings war Wowereits Politkerinstinkt ausgeschaltet.
Auch Journalisten wunderten sich, dass sich der Bürgermeister "für
jedes Foto" hergab. Wowi mit Sombrero, vor Kaktus, mit Esel, neben
Clown, mit Bier in Kneipe. Darf's noch ein bisschen mehr sein? Selbst
als gegen Mitte der Woche die ersten Negativ-Meldungen erschienen, posierte
er weiter. Bei solchen Fotos kann Wowereit noch
so lang berichten, wie viele Termine er hatte - die Macht der Bilder
war natürlich stärker.
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Am 30. Oktober soll im Berliner Parlament über Sinn und Unsinn
der Dienstreise in der Partnerstadt besprochen werden.
Der FDP Fraktionschef Martin Lindner verlangte gar einen Rechenschaftsbericht
des Regierungschefs.
Erkenntnis:
Im Umgang mit Medien ist Naivität ein schlechter Ratgeber. Ein paar
starke Bilder und falsche Worte sind schwierig mit Argumenten und
Rechtfertigungen zu kompensieren.
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