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Seit Jahren lauern die Medien auf das Ableben des todkranken katholischen
Oberhirten, Papst Johannes Paul II.
Ohne das bevorstehende Ableben hätten sicherlich nicht 800 Journalisten die
25-Jahr-Feierlichkeiten mitverfolgt. Das grossen Interesse an allen
Vorkommnissen im Vatikan ist sicher auch dem Umstand zuzuschreiben, dass sich
der Papst seit Jahren vor den Medien als schwach, gebrechlich und oft
redeunfähig zeigt.
Seit längerer Zeit sind in Rom TV-Studios eingerichtet und startbereit.
Die amerikanische TV-Station Net-work hat auf einer Hotelterrasse gemietet
und für Übertragungen ausgebaut. Alle warten auf den Tag X. Es wurden
sogar Generalproben auf der Terrasse - für diesen Tag X - eingeübt.
Der Tod wird damit zum Spektakel.
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Dass es dem Papst gesundheitlich sehr schlecht geht, konnten alle am
Bildschirm immer wieder live mitverfolgen (Die Illustration links ist
eines der Beispiele, in denen der Papst in den Medien müde abgebildet
wurde). Der Vatikan und der Papst
selbst lässt dabei die Medien gewähren. Bereits vor seiner
Parkinsonkrankheit hatte er viele gesundheitliche Tiefs überstanden. Er
überlebte ein Attentat (Verzieh hernach dem Schützen, der ihn getroffen
hatte), litt später unter einer Schulterverletzung. Dann folgte ein
Oberschenkelhalsbruch und seit Jahren leidet er an grossen Gehproblemen.
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Es ist sicherlich bewundernswert, wie der Papst immer wieder neue Kräfte
wecken konnte und trotz grossen Sprechproblemen,
- er hat regelmässiges Sprechtraining - ,
die Journalisten immer wieder mit seinen klaren, kurzen Antworten verblüfft.
Trotz der Beschwerden bringt er die Sachverhalte stets auf den Punkt.
Geistig ist er noch fit.
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Dass jedoch die zum Teil unwürdigen Aufnahmen dem Fernsehpublikum zur Schau
gestellt werden können, haben der Vatikan und der Papst mit zu verantworten.
In diesem Fall kann man nicht mehr den Medien allein die Schuld zuschieben.
(Siehe Recht auf Privatsphäre).
Die fragwürdigen Bilder (Zusammenbruch, Wortfindungsstörungen,
Verlusts des Sprechvermögens) wurden alle zugelassen, gleichsam zelebriert.
Der Papst begründet sogar dieses Offenlegen mit Sätzen, wie:
"Jesus hat auch ausgeharrt." (Ich trete nicht zurück)
"Leiden, Schmerzen, Krankheiten gehören auch zu menschlichen Natur und
müssen nicht versteckt werden."
Der Vatikan müsste sich trotz dieser geschickten Argumentation bewusst
sein, dass bei den Medien bei aussergewöhnlichen Aufnahmen eigene Interessen
im Vordergrund stehen.
Es geht wie bei den Home-storys um Einschaltquoten und Sensationen.
Aussergewöhnliches ist gefragt und macht sich bezahlt.
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Fazit:
Das Offenlegen von persönlichem Leiden am Bildschirm ist immer ein
Gratwanderung. Wir finden es in diesem Fall fragwürdig. Es besteht die
Gefahr, dass der Tod zum Medienspektakel wird.
Das Zelebrieren des Leidens vor der Kamera ist auch dann menschenunwürdig,
wenn der Betroffene damit einverstanden ist.
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