Rhetorik.ch


Knill+Knill Kommunikationsberatung

Knill.com

www.rhetorik.ch aktuell: (18. Okt. 2002)


Borer - eine endlose Geschichte?


Fortsetzung von:

19.Nov./2000 10.Dez./2000 6.Mai./2001 27.Mai/2001 3.Feb./2002 1.Apr./2002 14.Jul./2002 31.Aug./2002


Der Ex-Botschafter kam am 12. Oktober als Stargast nach Rapperwil, um vor der lokalen Wirtschaftskammer über das Thema "Medienmacht und Politik" zu referieren. Mehrere hundert junge Leute hoerten in der Aula der Hochschule Rapperswil dem Refereat von Borer zu. Dabei kam er in seinen Ausführungen mit keinem Wort zu der neuen Erweiterung der Affaire zu sprechen, welche in der Sonntagspresse verbreitet wurde. Zu den neusten von "Spiegel online" enthüllten Erweiterungen der Affäre, die über die Schweizer Sonntagspresse verbreitet wurden schwieg Borer obwohl er eine halbe Stunde lang über die "Skandalierung" in den Medien redetete. "Das war eine Meisterleistung", bemerkte der Diskussionsleiter Markus Gisler.
Erwähnenswert finden wir den rhetorisch geschickten Start des Referates. Borer fragte sich, wer auf die abwegige Idee gekommen sei, ihn zu diesem Thema Macht und Medien referieren zu lassen und sagte:

"Aber als alter Staatsdiener bin ich es gewohnt, über Sachen zu reden, von denen ich nichts verstehe."


Dieser witzige Anfang sorgte für Gelächter und Spontanapplaus.

Akademisch ernst warnte Borer hernach vor dem zunehmenden Kampagnenjournalismus und forderte eine wirksamere Kontrolle über die Journalistenzunft: Stärkere presserechtliche Instrumente, eine unbedingte Respektierung des Privatlebens und eine Produktehaftung bei Skandalgeschichten mit hohen Schmerzensgeldern. (Siehe Auflistung rechts (von persoenlich.ch).)
  • Die Gefahr des Kampagnenjournalismus liege in fehlenden Fakten und mangelnden Kenntnissen zu Beginn einer Story.
  • Eine Berichterstattung solle deshalb nur erfolgen, wenn die relevanten Beweise von Anfang an vorliegen.
  • Zwischen Skandal und Ereignis muss nach Juristenjargon eine Verhältnismässigkeit bestehen.
  • Die Themen müssen politisch und wirtschaftlich relevant sein. "Es fehle die Kontrolle durch die Politik."
  • Der Konzentrationsprozess in der Medienbranche führe zu einer Verstärkung der Entwicklung "Skandal gleich Auflage".
  • Die Pressefreiheit dürfe kein Alibi sein, um persönliche Rechte zu verletzen.
  • Gegendarstellung müssten in gleicher Grösse, auf der gleichen Seite, in gleichem Umfang erscheinen.
Borer gab keine Auskunft über die Summe, die er von Ringier erhalten hatte:

"Das werden Sie von mir nicht erfahren."


Schade, dass Thomas Borer am Anfang der Skandalgeschichte nicht so konsequent kurz und eindeutig auf die bohrenden Fragen der Journalisten geantwortet hatte. Wer weiss, hätte er damals ebenfalls kurz und bündig geantwortet:

"Das geht Sie nichts an. Dies ist meine Privatsache!"


Borer wäre möglicherweise heute noch Botschafter.

Das Ehepaar Borer - Fielding trägt leider auch dazu bei, dass aus der alten Geschichte eine unendliche Affaire wird. Obschon Thomas Borer immer wieder betont, die Medien sollen die Privatsphäre wahren. Er trägt aber auch Einiges mit dazu bei, dass die Medien über das Ehepaar reden:
  1. Weshalb geht das Ehepaar erneut hin und gibt selbst der Boulevardpresse vorzeitig bekannt, dass "Shawne ein Baby erwartet". Wer mit dem Feuer spielt, muss sich nicht wundern, wenn er ab und zu die Finger verbrennt. Die Anwälte von Borer wissen um die Gefahr: Nach "Facts" hat Borers Anwalt Matthias Prinz seinem Mandanten geraten, "seine Privatsphäre nicht von sich aus zu öffnen und jeden öffentlichen Kommentar zum Inhalt etwaiger Vorwürfe zu verweigern." Prinz gilt als Staranwalt. Ein spektakulärer Rechtstreit war in dieser Hinsicht der Prozess von Caroline von Monaco gegen die "Bunte", in dem diese Zeitschrift dazu verurteilt wurde, eine Gegendarstellung auf der Titelseite abzudrucken (Quelle).
  2. Weshalb liess sich Borer mit dem dubiosen Partner Heinrich Ferdinand Wirtz ein? Wirz hatte nun vor dem Landgericht Potsdam Zivilklage gegen Fieldung und ihren Mann eingereicht. Wirtz forderet nun die Rückerstattung seiner Auslagen in der Höhe von 60'000 Euro.


Das Fernsehen konnte belegen, dass der Ex-Botschaften auf die Frage, ob er jemanden bezahlt habe in einem Interview bei G.Jauch gesagt hatte:

"So etwas würde ich nie machen. Ich bin ein Ehrenmann!"


Angeblich soll es Schriften geben, die belegen sollen, dass Borer für die Operation "Cross Return" viel Geld bezahlt hatte. Die Dokumente würden dem Gericht vorgelegt. Eine Verlängerung der Schmuddelgeschichte ist vorprogrammiert.


Rhetorik.ch 1998-2012 © K-K Kommunikationsberatung Knill.com