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Literaturkritiker Hellmuth Karasek war am 10. November bereit, sich
Sven Boedecker von der "Sonntagszeitung" zu einem Gespräch zur
Verfügung zu stellen.
Mit den Journalisten können Abmachungen
stets getroffen werden. Welche Abmachungen er vorgängig getroffen
hatte, ist unklar. Wichtig wäre zu erfahren, ob Karasek gewisse Aussagen bewusst als "off the record" und "on the record" deklariert hat? D.h. Passagen, die nicht veröffentlicht werden dürfen, müssten sofort als solche bezeichnet werden. Dies entzieht sich unserer Kenntnis. Wir gehen davon aus, dass sich der Literaturkritiker ohne präzise Vereinbarungen zu dem Gespräch zur Verfügung gestellt hat; im Glauben, es würden nur Aussagen zum neuen Buch veröffentlicht. Karasek sah später, dass auch Randbemerkungen veröffentlicht werden und wollte - kurz vor Redaktionsschluss - das Gespräch zurückziehen. Den Versuch, seinen Abdruck im letzten Augenblick zu stoppen, akzeptierte die Redaktion nicht mehr, zumal Karasek eingestand, dass er den vorgesehenen Text tatsächlich gesagt hat. Die Begründung, das Interview sei zu wenig auf das neue Buch bezogen, genügte der Redaktion nicht, auf eine Veröffentlichung zu verzichten. Die "Sonntagszeitung" druckte daher am 14. November das Gespräch wortwörtllich und sinngemäss ab. Wir veröffentlichen hier einige der Antworten, die Karaseks Redefreudigkeit nicht ins beste Licht rücken. Nach unserem Dafürhalten kann er die Schuld nicht der Sonntagszeitung zuschieben. Er ist, wie jede andere Person, selbst dafür verantwortlich, was sie sagt.
Analyse: Karasek lässt mit seiner ersten Antwort durchblicken, dass Frau Heidenreich möglicherweise etwas gegen ihn hat: "Ich weiss nicht, ob sie mich leiden mag." Den Konkurrenten in der Öffentlichkeit als "Kotzbrocken" zu bezeichnen, ist nicht nur unbedacht. Kollegenbeschimpfungen sollten generell ein Tabu sein. Dass sich ein sprachgewandter Mann auf das Niveau von "Drecksau" und beleidigenden Vergleichen herablässt, erstaunt uns. Wir begreifen, dass Karasek das Interview nachträglich (aber zu spät) stoppen wollte. Doch im Umgang mit Medien gilt leider das Prinzip:
Auch beim umstrittenen Keckeis Interview im Tagesanzeiger Magazin wollte das VBS das Interview vor der Veröffentlichung stoppen. Das Interview wurde ebenfalls gedruckt und bekam durch die Intervention des Bundesrates noch grössere Publizität. Das VBS drohte rechtliche Schritt an, verzichtete jedoch darauf. Denn: Nach Presserat verlangte das VBS 150 Änderungen, zum Teil auch in der Fragestellung. In einem Grundsatzartikel in der NZZ vom 10. September schrieb hierauf Peter Studer zu den Möglichkeiten, Interviews zu verändern:
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