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www.rhetorik.ch aktuell: (4. November, 2001)


"Trittbrettfahrer" wünschen Publizität


Antrax, Milzbrand Im Zusammenhang mit den Milzbrandgeschichten, zeigte sich recht bald, dass viele Trittbrettfahrer von sich reden machten. Sie nutzten die Gunst der Stunde, um sich bei irgend einer missliebigen Person zu rächen.
Weil die Medien gezeigt hatten, welch enorme Folgen ein weisses Pulver in einem Couvert haben kann, benutzen viele Trittbrettfahrer die Gelegenheit, mit Pulver in einem Couvert einer Person Angst einzujagen. Kleiner Aufwand - grosse Wirkung:
Häuser wurden versiegelt, Arbeitsprozesse gestoppt und es kam stets zu aufwendigen, kostspieligen Untersuchungen mit ausführlichen Medienberichten. Aus verständlichen Gründen mussten die zuständigen Instanzen immer alle Aktionen, auch diejenige der Nachahmungstäter, ernst nehmen.
Da Trittbrettfahrer von der öffentlichen Aufmerksamkeit leben, ging es nicht lange, bis sich die Medien auch fragen mussten: Sollen wir überhaupt noch alle Alarmgeschichten publizieren?
Ende Oktober zog "nice matin" als erste Zeitung die Konsequenz aus der Tatsache, dass jeder Täter sich an dem angerichteten Wirbel in den Medien erfreut. Die Redaktion beschloss deshalb, künftighin auf alle unabgeklärten Alarmmeldungen in ihrem Blatt zu verzichten. Die ersten Berichte wurden ab sofort nicht mehr gedruckt.
Wir finden dies vorbildlich und könnten diesen Entscheid der Redaktion anderen Medien nur zur Nachahmung empfehlen.
Wir haben bereits in unseren Beiträgen vom 1. Mai und den WEF Demonstrationen darauf hingewiesen, dass viele Chaoten damit rechnen, in den Medien Beachtung zu finden. Es hat sich sogar gezeigt, dass sich Kriminelle oft am Medienecho freuen.
Selbstverständlich haben die Medien auch eine Informationspflicht und müssen über Verbrechen informieren. Die Frage ist jedoch berechtigt, ob die Medien bei Verbrechen stets alle Details ausführlich beschreiben müssen?

Wenn gezeigt wird, mit welch einfachen Mitteln eine grosse Wirkung erzielt werden kann, besteht die Gefahr, diese Taten nachzuahmen. Wir haben uns gewundert, dass das Fernsehen beispielsweise gezeigt hatte, wie mit einer einfachen Eisenstange ein Schnellzug aus dem Geleise geworfen werden kann.
(Oder wie Jugendliche Steine auf Autos von der Autobahnbrücke aus hinunter werfen). Es ist nicht ausgeschlossen, dass der Massenmörder in Zug von der grossen Wirkung der Selbstmörder in den USA so beeindruckt war, dass er auch versuchen wollte, mit wenig Aufwand eine grosse mediengerechte Wirkung zu erzielen.
Wir müssten uns nicht wundern, wenn künftige Selbstmörder sich ebenfalls mit spektakulären Aktionen "verewigen" wollen.


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