Medien in den letzten Kriegen
Im Krieg ist Propaganda der Kriegsparteien Alltäglichkeit.
Trotz dieser Binsenwahrheit hat sich die Rolle der Medien
während den letzten Kriege laufend verändert.
Vietnamkrieg 1964-75 |
Es tobte der erste Fernsehkrieg. Die Berichte waren unzensuriert,
Journalisten konnten sich frei bewegen. Gräuelbilder förderten
die Kriegsmüdigkeit. |
Golfkrieg 1991 |
Die US- Miltärs schlossen die Medien aus der Kampfzone
aus. Der erste Golfkrieg war die Stunde von CNN. Luftbilder
vermittelten Aufnahmen der angeblich präzisen
Einschläge. Ein klinisch sauberer Krieg ohne Tote oder Verletzte
blieb im Gedächtnis. |
Kosovokrieg 1999 |
Da 92-95 die Gräuelbilder mit dem ganzen Schrecken des Bosnienkrieges
wieder gezeigt wurden, sperrte Diktator Milosevic 1999 die Medien aus dem
Kosovo aus. Die NATO bombardierte ihrerseits das Staatsfernsehen und
betrieb selbst Desinformation. |
Afghanistankrieg 2001 |
Der Afghanistankrieg sah einen Informationskrieg moderner Art.
So gab es zum Beispiel Selbstzensur der grössten US-Nachrichtensender
ABC, CBS, NBC, MSNBC, CNN und Fox im Oktober 2001 bei dem Videos von
Osama Bin Laden nicht mehr in voller Länge verbreitet wurden.
Als Reaktion auf unpatriotische Reden eines ABC TV-Moderators
zogen werbetreibende Firmen ihre Werbung zurück. Kommentatoren sprachen vom
"patriotische Journalismus". Als der Afghanistan-Krieg
mit der Einnahme von Kabul am 13. November 2001 offiziell endetet, setzten
US Fernsehstationen vor allem auf Bilder von jubelnden Jugendlichen und
Männern, die sich ihre von den Taliban aufgezwungenen langen Bärte
rasieren. Die Berichterstattung der Journalisten war gefährlich:
Innerhalb einer Woche kamen einmal 7 Journalisten ums Leben, ein Wall Street
Reporter wurde später in Pakistan
ermordet. |
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Irakkrieg 2003 |
Nachdem die Amerikaner mit ihrer restriktiven Informationspolitik im ersten
Golfkrieg grossen Ärger mit den Medien bekommen hatten, kam nun
Prinzip der "eingebetteten" Journalisten
zum Zug. Es zeigte sich jedoch schnell, dass auch die Wahrheit
"eingebettet" wurde. Journalisten durften nicht immer sagen, wo sie sich befinden.
Opfer durften nicht gezeigt werden. Die Journalisten begannen sich mit den
Kämpfenden zu identifizieren. Die arabischen Sender und Internetbilder
zerstörten das Bild des sauberen Krieges. Sie übernahmen nicht
nur die Live Bilder von CNN. Sie übertrugen laufend per Satellit
abstossende und hässliche Aufnahmen und wiederholten diese Aufnahmen
immer wieder. In der arabischen Welt kam Wut und Begeisterung auf.
In Amerika hingegen lösen diese Bilder Abscheu aus.
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Neue Mittel der Berichterstattung
Der zweite Irakkrieg zeigt eine weitere Entwicklung der Kriegsberichterstattung.
Video Telefone, die seit dem Afghanistan-Krieg weiter an Einsatzreife gewonnen haben,
und eine unabhängigere Berichterstattung journalistischer Einzelkämpfer
erlauben würden kommen vor allem bei Journalistenteams zum Tragen,
die in die Truppen der Koalition "integriert" sind und wenig Spielraum
für unzensiertes Arbeiten haben.
Printmedien
Auf der Suche nach der Wahrheit erhalten im Irakkrieg erstaunlicherweise die
Printmedien wieder Hochkonjunktur. Ferner wird auch das Internet als
neues Medium vermehrt genutzt. Die globale Natur dieses Mediums macht die
Information besser zugänglich. Wem die Informationen von
CNN etc. zu
restriktiv ist, zappt auf news.google.com,
Reuters,
BBC, Europäische, wenn nicht gar
Arabische Medien, oder schaltet zu einem der vielen
Weblogs über den Krig. Ein Beispiel:
Cyberjournalist.net.
Internet
Die Online-Dienste verzeichnen deutlich mehr Zugriffe. Für Milllionen
von Menschen ist das Internet zur vorrangigen Informationsquelle zum
Irak-Krieg geworden. Im Gegensatz zu den Einschaltquoten bei Radio und
Fernsehen. (Zu Kriegbeginn stiegen die Zahlen bei SF DRS auf 70'000 bis
133'000 Zuschauer. Ende März fielen die Zahlen jedoch auf 32'000 bis 59'000
zurück.) Die Online-Nachrichtendienste registrieren hingegen seit
Kriegsbeginn mehr als doppelt so viele Besucher wie üblich.
Das US Publikum geht fremd
Bemerkenswert ist der Umstand, dass das britische
BBC online seit Kriegsbeginn
deutlich mehr Zugriffe aus den USA meldet. Es erstaunt, dass ausgerechnet in
den USA mit einer sonsst liberalen Haltung bezüglich Redefreiheit darüber
diskutiert wird, ganze Länder vom Internet zu trennen. Im Prinzip hätten
die USA es in der Hand, bestimmte Websites abzuschalten. Dazu wären keine
Bomben nötig. Der Netzrechner, der für ein einwandfreies
Funktionieren des Internets verantwortlich ist, steht nur wenige Kilometer
vom Weissen Haus entfernt. Mit den Eingriffen im Internet ist die
internationale Internet-Aufsichtbehörde Icann nicht einverstanden.
Wer für die Ausschaltung der Al Jazeera Webseiten verantwortlich ist,
ist noch nicht bekannt.
Patriotischer Journalismus
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Dass der "patriotische Journalismus" noch immer aktuell ist, zeigt die
Tatsache, dass der NBC Korrespondent und Pulitzerpreisträger Peter Arnett, der
im ersten Golfkrieg berühmt geworden war, am 31. März sowohl von NBC
als auch von National Geographic gefeuert worden war. Arnett hatte ein Interview im
Irakischen Fernsehen gegeben in dem er sagte:
"Es ist klar, dass die Amerikanische Kriegsplaner die Entschlossenheit
der Irakischen Kräfte unterschätzt hatten".
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Arnett hatte den Pulitzer Preis für AP-Berichterstattung in Vietnam
gekriegt bevor er sich einen Namen mit CNN in Baghdad machte. Er wurde
schon früher kritisiert. Im Jahre 1991 berichtete er von einer
Allierten Bombardierung einer Baby-Milchfabrik und wurde vom US Miltär
gerügt, die behauptet hatte, die Fabrik sei eine Fabrik für
biologische Waffen. Arnett blieb aber bei seinem Bericht.
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Ältere Erkenntnisse
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Philipp Knightley, der von 1965 bis 1982 Sonderkorrespondent
für die Sunday Times in London war, hat 1975 in einem
preisgekrönten Buch über Kriegsberichterstattung
zur Entromantisierung von Kriegsberichterstattungen beigetragen.
Seine Thesen können zum Teil auch im jüngsten Irakkrieg
getestet werden:
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Im Krieg will jede Seiten die Medien kontrollieren, um die
öffentliche Unterstützung sicherzustellen.
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Irakisches TV wird zerstört, Journalisten werden
GPS Telefone verboten, Information von der Front wird gefiltert,
Reporter mit regierungsuntreuen Berichten (Peter Arnett) oder
zuviel Details (Geraldo Riviera von FOX) werden gefeuert.
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Wenn nötig, werden die Medien auch belügt,
um diese Kontrolle zu erzielen.
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Umm Qasr eingenommen, Aufstände in Basra, Chemische Fabrik ist
Waffenfabrik, gefangene irakische Generäle. Auf Irakischer
Seite Berichte eines Bauern, die einen Helikopter abgeschossen haben
sollen.
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Kriegsberichterstatter schliessen sich diesen Aussagen aus
patriotischer, persönlicher oder opportunistischen
Gründen an.
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Eingebettet in eine Militäreinheit gehört der Journalist dazu.
Berichterstatter sprechen schon von "wir", wenn es um die eigenen Truppen geht.
Arnett ist ein Beispiel, was passieren kann, wenn nicht
liniengetreu berichtet wird. |
Die Medien ziehen mit, weil den kommerziellen Interessen
am Besten gedient ist, wenn die amtierende Regierung unterstützt wird.
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Beispiel CNN, FOX.
Andere Medien wie Reuters oder BBC berichten kritischer.
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Wenn nötig wendet sich die Regierungen über die
Köpfe der Kriegsberichterstatter hinweg direkt ans Volk, um
die öffentliche Meinung zu beeinflussen. |
Hussein schickt Videos, auch nach seinem Verschwinden.
Bush spricht vor Miltärs.
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Auswahl der Schlagzeilen
Zwei Schnappschüsse von Internetseiten vom 31. März zum gleichen
Zeitpunkt. Die CNN berichtet über die Dezimierung von Irakischen Elite
Einheiten, Reuters berichtet zur gleichen Zeit über die Tötung von
7 Zivilisten, den Einfluss des Kriegs auf Radikale Palistinänser sowie
den schlechten Einfluss des Krieges auf die Börse.
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