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www.rhetorik.ch aktuell: (10. Mai 2003)

Christine Maiers Aufstieg zur Top-Moderatorin:

Teil 1: Moderation von Christine Maier

Teil 2 (2003) Teil 3 (2005) Teil 4 (2008)


Aktuell Artikel in denen Christine Maier vorkommt
10. Mai 2003, Moderation von Christine Maier I 13. Dez 2003, Moderation von Christine Maier II 19. Januar 2005, Vorbildlicher Moderationsstil von Christine Maier 22. Juli 2005, Das Magazin 'Facts' über Christine Maier 3. Mai 2006, Zum Tag der Pressefreiheit 1. August 2006, Zur Fernsehlegende Ueli Heiniger


Der Zischtigclubsendung vom Schweizer Fernsehen vom 6. Mai, 2003 mit Christine Maier lieferte interessantes Anschauungsmaterial zum Thema "Moderation". Sehen Sie zu diesem Thema auch die Beiträge auf www.rhetorik.ch:
Beachten Sie auch die Fortsetzungen zu diesem Beitrag, wo Christine Maier überzeugte und unserer Meinung nach zu einer der besten und professionellsten Moderatoren avancierte.


Die Zischtigclubrunde vom 6.Mai im Schweizer Fernsehen behandelte die Thematik Lehrstelleninitiative. Die Teilnehmer Bundesrat Joseph Deiss, Christine Davatz, Jürg Stauffer, Peter Sigerist, Sarah Müller und Peter Vonlanthen hätten jedoch ohne Christine Maier auskommen können. Wir erlebten eine Moderatorin, die hilfloser kaum hätte sein können. Christine Maier hatte uns bereits früher nie so richtig überzeugen können. Bei ihrer Moderation schimmern oft Unsicherheitsignale und Ängstlichkeit durch. Dass eine ausgebildete Journalistin so hilflos "moderieren" kann, wie am 6. Mai, haben wir in dieser krassen Form aber noch nie erlebt.


(Quellen: www.fhforum.ch
www.talkmasters.tv).
Christine Maier begann ihre Kariere als Fernseh-Ansagerin beim SFDRS und Moderatorin von Kindersendungen. Beim "Bayerischen Rundfunk" war sie dann Gastgeberin einer Talkshow, co-moderierte eine Unterhaltungssendung in England, und moderierte im "ZDF" ein wöchentliches Musik- und Kulturmagazin. In der Sparte News arbeitete sie im "RTL/PRO7" als Moderatorin der Informationssendung "Express". Als nächstes wirkte sie als Redaktorin bei der "Schweizer Illustrierte" und "TR7" und übernahm Moderationsaufgaben wie "Prix Walo" oder "Zirkusfestival Monte Carlo" beim SFDRS. Als Chefredaktorin von "Star TV" zog sich Maier vom Bildschirm zurück, um hinter den Kulissen zu wirken. Das Schweizer Fernsehen holte sie im Juni 2001 und bot ihr die Gesprächsleitung des "Clubs" an.
Die Sendung am 6. Mai mit Christine Maier sprachen die Teilnehmer immer wieder durcheinander. Einzelne Versuche der Moderatorin, das Szepter doch noch an die Hand zu nehmen, misslangen:

  • Einzelne Teilnehmer übernahmen die Führung.
  • Einem Teilnehmer gelang es immer wieder das Wort an sich reissen und zu dominieren .
  • Selbst Bundesrat Deiss musste sein Gesprächsverhalten dem chaotischen Tun anpassen. Er war genötigt, ebenfalls zu unterbrechen; nachdem er ständig unterbrochen wurde, ohne dass die Moderatorin eingriff.
  • Von Zuhören war keine Spur.
  • Bemerkungen und Versuche, Fragen zu stellen, gingen im Tonsalat unter.


Wir sind überzeugt, dass vielen Zuschauer das unstrukturierte chaotische Gebahren missfallen hatte. Auch wir hätten den Sender gewechselt, wäre nicht das Interesse an der Frage gewesen: Was macht eine Moderatorin in einer solchen Situation?

Die Schwierigkeiten waren selbstverschuldet, denn die Moderatorin hatte sich unablässig die Gesprächsführung entziehen lassen. Die hilflosen Versuche, einer Person das Wort zu erteilen, gipfelten in grotesken Situationen. So wurde beispielsweise ein Teilnehmer gebeten, zu sprechen, wonach sich eine andere Person einmischte. Die Moderatorin richtet darauf den Zeigefinger auf jene Person, die das Wort an sich gerissen hatte und tat so, als ob sie dem Unterbrecher das Wort erteilt hätte.

Christine Maier Symptomatisch war auch der folgende Satz mit der die Moderatorin zu intervenieren versuchte:

"Ihr söttes enand e chli zuelose!"
Diese kurze Aussage ("Ihr solltet Euch ein bisschen zuhören") enthält verschiedene Signale:
"söttet" (=solltet) ist konjunktiv und deshalb nicht verbindlich. "e chli" ist eine Abschwächung und verlangt nur, "ein wenig" zuhören.


Moderieren lässt in der Praxis durchaus Phasen der offenen Auseinandersetzungen zu. Man nennt das Führen "mit langer Leine". Das hier beschriebene Beispiel hatte jedoch wenig mit diesem Führungsstil zu tun. "Die Leine" fehlte. Vermutlich wäre eine Biertischrunde ohne die Moderation besser verlaufen.
Die Zuschauer erlebten weder eine Diskussion, noch dialogische Elemente. Das Ganze empfand man eher als unstrukturierten Redebrei ohne Nachhaltigkeit. Wir sahen und hörten einen Mix von unzusammenhängenden Meinungen und Voten. Im Ganzen wirkten eine Mischung von

  • Gesprächsunkultur
  • Mühe, das Gespräche zu lenken
  • Konzeptlosigkeit
  • Christine Maiers Mimik vermittelte treffend diese Stimmung.
Ein Sendegefäss ohne Dialoge sollte eigentlich nicht "Club" heissen, denn Clubs verfügten über Spielregeln. Der "Zischtigsclub vom 6. Mai" was ein Beispiel, das in einer Journalistenausbildung als Anschauungsmaterial für angehende Moderatoren hilfreich sein könnte.

Fazit Für Beobachter machte der Zischtigclub vom 6. Mai deutlich, was "Moderation nicht sein darf".
Moderieren ist nicht einfach. Moderieren beinhaltet Vieles: Es geht nicht nur um eine Einführung in die Thematik oder um das Vorstellen der Teilnehmenden, um das passende Schlusswort. Moderieren will auch heissen:

  • Zuhören und weiterführende Fragen stellen
  • animieren
  • führen, leiten, lenken
  • aktivieren
  • zusammenfassen
  • Schweiger zum Reden bringen
  • provozieren
  • spiegeln
  • vergleichen
  • Aussagen paraphrasieren
  • Fremdmeinungen einzubringen und diese auch zuzulassen
  • Zusammenhänge aufdecken
  • Schweigen können
  • Langredner abblocken
  • Spielregeln vor der Sendung bekanntmachen
  • dafür zu sorgen, dass vereinbarte Spielregeln eingehalten werden
  • beschreiben, nicht werten
  • Inputs geben


Die Geschichte illustriert eindeutig, dass Moderieren mit Steuern/Lenken zu tun hat. Die Behauptung "Ein Team darf nicht geführt werden, denn es führt sich selbst!" stimmt so wenig, wie der Annahme Christine Maiers, eine Gesprächsrunde lenke sich selbst.


Beachten Sie auch die Fortsetzungen zu diesem Beitrag, wo Christine Maier überzeugte und unserer Meinung nach zu einer der besten und professionellsten Moderatoren avancierte.


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