Die Zischtigclubrunde vom 6.Mai im Schweizer Fernsehen behandelte die
Thematik Lehrstelleninitiative. Die Teilnehmer Bundesrat Joseph Deiss,
Christine Davatz, Jürg Stauffer, Peter Sigerist, Sarah Müller und Peter
Vonlanthen hätten jedoch ohne Christine Maier auskommen können. Wir erlebten
eine Moderatorin, die hilfloser kaum hätte sein können. Christine Maier
hatte uns bereits früher nie so richtig überzeugen können.
Bei ihrer Moderation schimmern oft Unsicherheitsignale und Ängstlichkeit
durch. Dass eine ausgebildete Journalistin so hilflos "moderieren" kann,
wie am 6. Mai, haben wir in dieser krassen Form aber noch nie erlebt.
|
(Quellen: www.fhforum.ch
www.talkmasters.tv).
|
Christine Maier begann ihre Kariere als Fernseh-Ansagerin beim SFDRS
und Moderatorin von Kindersendungen. Beim "Bayerischen Rundfunk" war
sie dann Gastgeberin einer Talkshow, co-moderierte eine Unterhaltungssendung
in England, und moderierte im "ZDF" ein wöchentliches Musik- und Kulturmagazin.
In der Sparte News arbeitete sie im "RTL/PRO7" als Moderatorin der
Informationssendung "Express". Als nächstes wirkte sie als Redaktorin bei der
"Schweizer Illustrierte" und "TR7" und übernahm Moderationsaufgaben
wie "Prix Walo" oder "Zirkusfestival Monte Carlo" beim SFDRS.
Als Chefredaktorin von "Star TV" zog sich Maier vom Bildschirm
zurück, um hinter den Kulissen zu wirken. Das Schweizer
Fernsehen holte sie im Juni 2001 und bot ihr die Gesprächsleitung des "Clubs" an.
|
|
Die Sendung am 6. Mai mit Christine Maier
sprachen die Teilnehmer immer wieder durcheinander.
Einzelne Versuche der Moderatorin, das Szepter doch noch an die Hand zu
nehmen, misslangen:
- Einzelne Teilnehmer übernahmen die Führung.
- Einem Teilnehmer gelang es immer wieder das Wort
an sich reissen und zu dominieren .
- Selbst Bundesrat Deiss musste sein Gesprächsverhalten
dem chaotischen Tun anpassen. Er war genötigt, ebenfalls
zu unterbrechen; nachdem er ständig unterbrochen wurde,
ohne dass die Moderatorin eingriff.
- Von Zuhören war keine Spur.
- Bemerkungen und Versuche, Fragen zu stellen, gingen im Tonsalat unter.
|
Wir sind überzeugt, dass vielen Zuschauer das unstrukturierte chaotische
Gebahren missfallen hatte. Auch wir hätten den Sender gewechselt, wäre
nicht das Interesse an der Frage gewesen: Was macht eine Moderatorin in einer
solchen Situation?
Die Schwierigkeiten waren selbstverschuldet, denn die Moderatorin hatte sich
unablässig die Gesprächsführung entziehen lassen.
Die hilflosen Versuche, einer Person das Wort zu erteilen, gipfelten in
grotesken Situationen. So wurde beispielsweise ein Teilnehmer gebeten,
zu sprechen, wonach sich eine andere Person einmischte. Die Moderatorin
richtet darauf den Zeigefinger auf jene Person, die das Wort an
sich gerissen hatte und tat so, als ob sie dem Unterbrecher das Wort erteilt
hätte.
|
Symptomatisch war auch der folgende Satz
mit der die Moderatorin zu intervenieren versuchte:
|
"Ihr söttes enand e chli zuelose!"
|
|
Diese kurze Aussage ("Ihr solltet Euch ein bisschen zuhören") enthält verschiedene Signale:
|
"söttet" (=solltet) ist konjunktiv und deshalb nicht verbindlich.
|
"e chli" ist eine Abschwächung und verlangt nur, "ein wenig" zuhören.
|
Moderieren lässt in der Praxis durchaus Phasen der offenen
Auseinandersetzungen zu. Man nennt das Führen
"mit langer Leine". Das hier beschriebene Beispiel hatte jedoch wenig mit diesem
Führungsstil zu tun. "Die Leine" fehlte. Vermutlich wäre eine
Biertischrunde ohne die Moderation besser verlaufen.
Die Zuschauer erlebten weder eine Diskussion, noch dialogische Elemente. Das Ganze
empfand man eher als unstrukturierten Redebrei ohne Nachhaltigkeit. Wir sahen
und hörten einen Mix von unzusammenhängenden Meinungen und Voten.
Im Ganzen wirkten eine Mischung von
- Gesprächsunkultur
- Mühe, das Gespräche zu lenken
- Konzeptlosigkeit
- Christine Maiers Mimik vermittelte treffend diese Stimmung.
Ein Sendegefäss ohne Dialoge sollte eigentlich nicht "Club"
heissen, denn Clubs verfügten über Spielregeln. Der "Zischtigsclub
vom 6. Mai" was ein Beispiel, das in einer Journalistenausbildung als
Anschauungsmaterial für angehende Moderatoren hilfreich sein könnte.
Fazit
Für Beobachter machte der Zischtigclub vom 6. Mai deutlich, was
"Moderation nicht sein darf".
Moderieren ist nicht einfach. Moderieren beinhaltet Vieles:
Es geht nicht nur um eine Einführung in die Thematik oder um das Vorstellen
der Teilnehmenden, um das passende Schlusswort.
Moderieren will auch heissen:
- Zuhören und weiterführende Fragen stellen
- animieren
- führen, leiten, lenken
- aktivieren
- zusammenfassen
- Schweiger zum Reden bringen
- provozieren
- spiegeln
- vergleichen
|
- Aussagen paraphrasieren
- Fremdmeinungen einzubringen und diese auch zuzulassen
- Zusammenhänge aufdecken
- Schweigen können
- Langredner abblocken
- Spielregeln vor der Sendung bekanntmachen
- dafür zu sorgen, dass vereinbarte Spielregeln eingehalten werden
- beschreiben, nicht werten
- Inputs geben
|
Die Geschichte illustriert eindeutig,
dass Moderieren mit Steuern/Lenken zu tun hat. Die Behauptung
"Ein Team darf nicht geführt werden, denn es
führt sich selbst!" stimmt so wenig, wie der Annahme Christine
Maiers, eine Gesprächsrunde lenke sich selbst.
|
|