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www.rhetorik.ch aktuell: (2. Juni, 2004)

Politik im Filmgeschäft



Eine politische Oskarrede

Michael Moore, der Regisseur des US-Regierungskritischen Film "Fahrenheit 9/11", der in Cannes den "Palme d'Or" gewonnen hat, und am 25. Juni in die Kinos kommen wird, hatte seine Oskar Rede zu einem politischen Statement gebraucht. Es wurde dabei nicht nur applaudiert, man hörte auch Buh Rufe von den 3500 Gästen. Moore hatte seinen Oskar für "Bowling for Columbine" einen Antiwaffenfilm gewonnen. Moores Rede war länger als die 45 Sekunden, die dazu gegeben werden und das Ende der Rede wurde von Musik übertönt.


Whoa. On behalf of our producers Kathleen Glynn and Michael Donovan from Canada, I'd like to thank the Academy for this. I have invited my fellow documentary nominees on the stage with us, and we would like to - they're here in solidarity with me because we like non-fiction. We like non-fiction and we live in fictitious times. We live in the time where we have fictitious election results that elects a fictitious president. We live in a time where we have a man sending us to war for fictitious reasons. Whether it's the fictition of duct tape or fictition of orange alerts we are against this war, Mr Bush. Shame on you, Mr Bush, shame on you. And any time you got the Pope and the Dixie Chicks against you, your time is up. Thank you very much. Whao. Im Namen unserer Produzenten Kathleen Glynn und Michael Donovan aus Kandada möchte ich der Akademie für den Preis danken. Ich habe all mit mir nominierten auf die Bühne eingeladen. Sie sind in Solidarität hier mit mir, weil wir gerne Nicht-Erfundenes haben. Wir lieben Nicht-Erfundenes und wir lieben in fiktiven Zeit. Wir leben in einer Zeit mit fiktiven Wahlresultaten, in einer Zeit, die fiktive Präsidenten wählt. Wir leben in einer Zeit, wo ein Mann uns in den Krieg aus fiktiven Gründen schickt. Ob es die Erfindung des Klebebands oder der Orangen Alarme sind, wir sind gegen diesen Krieg, Herr Bush. Schande über sie, Schande. Und in einer Zeit, wo der Papst und die Dixie Chicks gegen Sie sind, ist ihre Zeit um. Vielen Dank.


Gratisreklame

Zum Thema: Umstrittenes Hollywood Drama.
Disney hat Anfangs Mai ihrer Miramax Abteilung vom Verteilen des Films Fahrenheit 9/11 verwehrt. Der Disney Chef Michael Eisner erklärte, dass der hochpolitische Film, besonders angesichts der bevorstehenden Präsidentschaftswahlen in den USA, "nicht ins Filmprogramm von Disney passe". Etwas besseres hätte Moore nicht passieren können. Der Film hat schon vor der Uraufführung für Wirbel gesorgt und eine Zensur-Debatte ausgelöst. Nachdem Disney den Vertrieb durch Miramax abgelehnt hatte, ist von Unterdrückung eines Bush-kritischen Films die Rede. Michael Moore glaubt jedoch, dass Disney sein Streifen zu heiss ist und der Unterhaltungsriese Angst hat, "Steuervergünstigungen zu verlieren, wenn sie Bush verärgern". Moore war nach Bekanntwerden der Disney-Erklärung Gast in zahlreichen politischen Talkshows und sprach von "krasser Zensur". "Kein Filmemacher ist scharf auf diese Art von Streit. Wenn man einen Film macht, dann möchte man auch, dass er erscheint", erklärte Moore. Filmkritiker sehen die Zensurdiskussion keineswegs als schädlich an. Ähnlich wie bei Mel Gibsons "Passion of Christ" ist die Kontroverse eine kostenlose Werbung und wird sich an den Kinokassen auszahlen.

Randbemerkungen:

  • Der Autor Ray Bradbury, der den Science Fiction Klassiker "Fahrenheit 451" geschrieben hatte, soll nach Medienberichten nicht glücklich darüber sein, dass sein Titel in abgeänderter Form verwendet wird. Im Science Fiction "Fahrenheit 451" sind Bücher verboten. Bei wem Bücher gefunden werden, dem wird das Haus mit Feuer "gereinigt", Fahrenheit 451 ist die Temperatur, bei dem Papier zu brennen beginnt.
  • Es gibt eine Kampagne, die Michael Moore den Oskar abnehmen will. Sein Dokumentarfilm sei voller Fehler. Moores webseite wurde von Hackern infiltriert und die Besucher sahen: "Herr Moore, Ihr Dokumentarfilm "Bowling for Columbine" ist Fiktion, nicht Wirklichkeit."




Nachtrag vom 27. Juni, 2004. Filmerfolg . Rund 22 Millionen Dollar hat "Fahrenheit 9/11" währned des Premierenwochenendes eingespielt. In nur ein paar Tagen ist Fahrenheit 9/11" zum bisher erfolgreichste Dokumentarfilm geworden. Der Erfolg kann sicher auch einiges den Protesten danken, die dem Film Gratisreklame gegeben haben.


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