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www.rhetorik.ch aktuell: (5. Juli, 2004)

Machte Gottschalk mit dem Eichel-Song Politik?



Vor rund 12 Millionen Zuschauern und 20'000 Besuchern verhöhnte Thomas Gottschalk in der letzten "Wetten dass..?"-Sendung Finanzminister Eichel. Zusammen mit Mike Krüger schlug Gottschalk ganz neue politische Töne an. Gemeinsam sangen sie das Lied:

Thomas Gottschalk und Mike Krueger Oeko-Steuer und Praxisgebühr, Man muss immer nur zahlen und kriegt nichts dafür. Ich glaub da gibt es einen, hier in Berlin, der kriegt das mit der Kohle überhaupt nicht hin. Der klaut uns unsere Rente, das schafft er ganz leicht. Deshalb rufen wir jetzt alle:

Hans Eichel, es reicht!
Refrain:

Eichel, Eichel, wo ist unser Geld? Eichel Eichel schon wieder verzählt. Wirst nicht wieder gewählt.


Auf die Frage, ob Gottschalk Politik machen wolle, sagte er:

"Mike Krüger hat die Sprache des Volkes getroffen - und ich bin ja auch ein Mann des Volkes."


Obschon wir früher unter Eichel-Rhetorik das Verhalten des Finanzminister (in der Sache der verschärften Grenzkontrollen) hart kritisieren mussten, hat er in diesem Fall rhetorisch geschickt reagiert. Auf das Spottlied liess er den Bild-Journalisten über seine Sprecherin Nicole Rosin wissen:

"Herr Eichel wird den Nippel durch die Lasche ziehen und noch mal den Inhalt seiner Sparschweine überprüfen."


Aus unserer Sicht war dies ein geschicktes Verhalten. Egal, ob die Antwort Herr Eichel persönlich oder vom Berater formuliert worden ist. Massgebend ist letztlich das Resultat.

Gottschalk versteht es, die Medienpräsenz zu dosieren. Der zur Zeit erfolgreichste deutsche Entertainer und allgegenwärtige "Gummibär" Thomas Gottschalk hat nicht nur "ein unerschütterliches, sonniges Gemüt mitbekommen", sondern auch ein ausgeprägt ökonomisches Talent. Schon 1991 schrieb der "Spiegel":

"Der multimediale Thommy möge sich rarer machen, vor Verschleiß hüten, mehr hinter den Kulissen verdienen." Gottschalk verlegte seinen Wohnsitz in die USA und schaffte wie kaum ein anderer eine wohldosierte Medienpräsenz.






Nachtrag vom 5. August, 2004:

Erstaunlich wie lange es manchmal dauern kann, bis jemand bei offensichtlichen Fehlern sich entschuldigt. Beim Luzerner Ballonunglück brauchte das Bazl einige Tage, bis es sich für ihre Falschaussagen entschuldigt hatte. Die Skyguide benötigte zwei Jahre, bis sie die Angehörigen um Entschuldigung bitten konnten. Anfangs August 04 schrieben sie:

"Wir haben unsere Aufgabe nicht erfüllt. Es gelang uns nicht, die Hinterbliebenen aus anderen Kuturkreisen zu unterstützen. Wir bitten die Familien der 71 Verstorbenen um Verzeihung."


Diese Entschuldigung wäre längst fällig gewesen, nachdem offensichtlich nur ein Lotse im Ueberwachungslotse für diesen Sektor verantwortlich war und bekannt war, dass die Telefonleitung revidiert wurde.


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