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www.rhetorik.ch aktuell: (2. Juli, 2003)

Komponierte Medienauftritte


Gewiss ist der Amerikanische Präsident George W. Bush nicht der erste Präsident, der sein Erscheinungsbild genau zu inszenieren versteht. Bereits Ronald Reagan setzte als ehemaliger Schauspieler vor zwei Jahrzehnten Masstäbe, um in den Medien im richtigen Licht zu erscheinen. Doch noch nie hatten Imageberater so viel zu sagen, wie unter Bush.
So schreibt die "New York Times", dass es in Sachen Medienauftritte nie zuvor eine professionellere Regie gegeben habe.


Komposition der Auftritte



Jede Phase der Auftritte Bushs wird genau komponiert. Die Choreografie jeder Präsentation wird von zahlreichen Mitarbeitern akribisch vorbereitet und geplant. Es gehört zu den Qualitätsstandards Bushs, durch genaue Planung jeden Auftritt berechenbar zu machen.

  • So werden bei den Rednerpulten ein Teleprompter eingebaut, sodass der Redetext auf einem elektronischem Laufband ablesbar ist.
  • Die Wirkung des Hintergrundes wird genau berücksichtigend wird beispielsweise der Hintergrund mit der richtigen Anzahl Fahnen drapiert.
  • Ein Flugzeugträger wird mit enormen Aufwand als Bühne für eine Siegesrede hergerichtet.
  • Bush erscheint in der Montur eines Kampfpiloten und berücksichtigt so die Kleidersprache.


Dutzende von Experten sorgen dafür, dass sich der Präsident immer so günstig wie möglich in Szene setzen kann. Die Regisseure sorgen jeweils für
  • das passende Umfeld
  • den passenden Hintergrund
  • die passenden Requisiten
  • das günstigste Licht


Akaba Meeting Spezialisten machen alles, damit das Bild des Präsidenten beim Publikum günstig wirkt.
Beim Treffen in der Jordanischen Hafenstadt Akaba mit Scharon und Abbas und König Abdullah, wurden kühlende Windmaschinen angebracht, sodass die Politiker auf der Foto nicht schwitzten. Beim Thema Steuerpolitik durfte beispielsweise niemand hinter Bush stehen, der einen Schlips trug. Zuhörer sollten wie normale Bürger aussehen.

Experten sorgen nicht nur dafür, dass die Worte stimmen, sie schauen auch, dass das Volk das sieht, was es sehen soll. Da ein Fernsehkonsument kaum ganze Sendungen anguckt, müssen die Betrachter bei jedem Bild erkennen, worum es geht.


Im Zweifel sollen Bilder allein sprechen

Für eine Rede in Bukarest wurden Dutzende von Scheinwerfern aus England eingeflogen, um den Präsidenten ins rechte Licht zu rücken, bestätigt Bushs Lichtexperte De Servi. Für derartige Details wird kein Aufwand gescheut. Zum ersten Jahrestag der Katastrophe in Manhatten wurden (nach einem Bericht im Sonntagsblick vom 8. Juni - zu verschiedenen Top- Auftritten Bushs) auf drei Booten Flutlichter installiert, um im Hintergrund die Freiheitsstatue optimal ausleuchten zu können.


Das präsidiale Theater hat seinen Preis. Die Kosten für das günstige Medienbild scheinen aber keine Rolle zu spielen. Bei der Siegesrede auf dem Flugzeugträger musste der Chefchoreograf Scott Sforza eine Woche vorher alle Details vorbereiten.

  • Die Mannschaft wurde mit farblich aufeinander abgestimmte T-Shirts ausgestattet.
  • Ein Banner mit der Aufschrift "Mission accomplished" (Mission erfüllt) wurde so aufgehängt, dass es während der Rede im magischen Licht der Abendsonne leuchtete.


Das goldene Licht auf der linken Wange des Präsidenten und den Schatten auf der rechten wurde von Kommentatoren lobend erwähnt. 59% der Amerikaner fanden das Ganze - gemäss Umfragen - sehr gelungen.

Wie erwähnt, werden nicht nur die Bilder mit grösster Sorgfalt gestaltet, auch die Worte des Präsidenten werden säuberlich sortiert und dosiert weitergegeben. Bei der Andacht und Stille beim KZ- Besuch in Auschwitz durften Journalisten nicht mit dabei sein. Der Pressesprecher beschrieb dafür nachträglich, wo Bush innegehalten, wo er geseufzt und welche Worte er gesprochen hatte. Niemand konnte dies überprüfen.

Korrepondenten werden gezielt ausgewählt

Der wichtige Grundsatz, dass alle Medien gleich behandelt werden sollten, scheint bei Bush nicht zu gelten. Vor jeder Pressekonferenz wählen Bushs Medienberater jene Korrespondenten aus, die ihre Frage stellen dürfen. Bannet Roth vom "Houston Cronicle sagte: "Wenn man drankommt, erhält man vorher einen Hinweis." Auch die Sitzordnung der Journalisten wird bei ausserdentlichen Medienkonferenzen festgelegt. Wenn der Präsident reist, nimmt er einen Grossteil des Pressekorps selbst mit. Aus Sicherheitsgründen wird vorher nicht einmal das Reiseziel bekannt gegeben. Das Präsidialamt teilt die Angehörige des Pressekorps in wichtige und unwichtige Journalisten ein. In Gegensatz zu Clinton, der selbst inszenierte, lässt Bush inszenieren.


Dank der professionellen Regie kommt es zu filmreifen Szenen:
Bushs Imageberater zauberte in Krakau amerikanische Verhältnisse heran. In Doha stürzte Bush seinen Soldaten entgegen, als sei die Szene ein Dutzend Mal geübt worden. Die Methode mit den "eingebetteten" Journalisten scheint sich damit nicht nur im Irak Krieg bewährt zu haben.

Nur wenige Fauxpas

Bush vor Boxen Es gibt wenige Momente, bei denen sich der Präsident nicht hinter einer Fassade verstecken kann. Eine Panne gab es einmal im LKW- Werk von St. Louis. Bush wollte auf eine herumstehende Kiste steigen und das Industrieland Amerika loben. Dabei beachtete er den Aufdruck auf der Kiste nicht: "Made in China". Bush vor Boxen


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