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www.rhetorik.ch aktuell: (ab 31. Januar, 2002)


Name und Image


Swiss Selten wurde um einen Namen so viel gerätselt, wie um den den neuen Namen für das alte Markenzeichen SWISSAIR. Während die Bevölkerung auf die Folter gespannt wurde, brachte es die Presse nicht fertig, den neuen Namen herauszufinden, obschon er seit Wochen bekannt war.

Es verwundert deshalb nicht, wenn es bei vielen Medien zu Mutmassungen kam. Wir sammelten über Wochen die prognostizierten Titel und rätselten mit, welcher Name künftig für die Schweiz und für eine zuverlässige Luftfahrtgesellschaft bürgen wird.

Der Name müsste eindeutig sein und beim Logo dürfte das Schweizerkreuz als Bekenntnis zur Schweiz nicht fehlen. Der Name sollte ferner eingängig und kurz sein und bei allen Adressaten Zuversicht und Cleverness ausstrahlen. Folgende Namen machten während der letzten Wochen in den Medien die Runde:

  • SWISS ( Man müsste nur Air überstreichen)
  • SWISS AIRLINE
  • SWISS AIRLINES (zu lange?)
  • SWISS LINE
  • AIR SWISS (Wort umkehren)
  • FLY AIR SUISS
  • FLY SWISSAIRLINES
  • SWISS AIRWAYS
  • SWITCH AIR
  • AIR SWITZERLAND
  • SWISS AIRLINE INTERNATIONAL
  • SWISSCROSS AIRLINE
  • SWISS IN AIR (IN für International)
  • A S (Buchstaben für AIR SUISSE)

Auch der alte Name Swissair wurde immer wieder als denkbare Variante genannt. Den alten Namen beibehalten wollte jedoch der Crossair Verwaltungswaltspräsident nicht, obschon dies schätzungsweise nur 500 Mio Fr gekostet hätte. Die Etablierung eines neuen Airline-Namens kostet in ihrer ganzen Dimension ungefähr eine Milliarde Franken.

Paul Rys Bereits in der Phase der Namenssuche haben Dritte denkbare Namen privat schützen lassen. So liess sich Chemieprofessor Paul Rys die Namen SWISS AIRLINES, SWISS AIRLINE, SWISS AIRWAYS und AIR SUISS vorsorglich beim Eidg. Institut für geistiges Eigentum sichern. Der pfiffige Professor wollte kein Geld abzocken, falls einer "seiner" Namen gewählt würde. Er sagte lediglich: "Das einzige, was ich abgegolten haben möchte, sind meine Verluste." Rys hatte nämlich mit seinen Obligationen der S Air Groups Geld verloren und fühlte sich über den Tisch gezogen. Auch andere Namen wurden von Privaten gesichert. Heinrich Joss hatte den Namen SWISSCROSS-AIRLINE zum Schutz angemeldet. Der Name SWISS AIRLINES INTERNATIONAL liess sich Christoph Weber überschreiben und die Namen SWISS- IN - AIR sowie AIR SWISS sicherte sich Ernst Mollerus.

Tyler Brûlé, Photo Toini Lindroos Ein Neuling wurde auserkoren, um den offizellen neuen Namen zu suchen. Der Namengeber, (er wurde von der Boulevardzeitung auch mit "Grünschnabel" bezeichnet), ist der Star-Designer Tyler Brûlé. Er entscheidet nicht nur über den Namen, sondern auch über den optischen Aufbau.
Der Designer und Lifestyle-Guru will aus der alten Swissair eine gediegene und anziehende Airline machen. Die Namensänderung allein kostet 80 Mio Franken, sagt Dosé. Bei der Ausmachung hatte der junge Kanadier sogar zwei renommierte Corperate-identity Agenturen (CI) geschlagen. Dem junge Airline-Macher war vor allem der Auftritt des Lifestylemagazin "Wallpaper" gelungen.

Beim gespannten Warten auf den neuen Namen fragten wir uns, ob es dam CI-Mann gelingen würde, den Namen adressatengerecht zu entwickeln. Ein trendiger Name zum Beispiel würde nicht viel bringen, wenn mit dem Namen nur ein junges Publikum angesprochen würde.

Wie bei der Rhetorik gilt auch bei C I:
Der Name muss bei den entsprechenden Adressaten die gewünschten Assoziationen auslösen. Der Name muss zudem mit der Firma und ihrer Philosophie übereinstimmen.


Andre Dose stellt Namen vor Wir wunderten uns, dass der neue Firmenname von keinem Journalisten anfangs Januar aufgedeckt werden konnte. In der Regel gibt es bei allen Institutionen - auch beim Bund- lecke Stellen. War es möglich, den Namen so lange geheim zu behalten indem nur ein ganz kleiner Personenkreis ins Geheimnis eingeweiht wurde?
Am 25. Januar 2002 schien noch der Name "SWISS AIRLINES" der Favorit zu sein. Dies berichtete jedenfalls die Weltwoche unter Berufung auf "gut unterrichtete Quellen". Jedenfalls sicherte sich Crossair die Internet Adresse "flyswissairlines.com".
Nachdem die Juristen für den geheimgehaltenen Namen grünes Licht gegeben haben, wissen wir es nun endgültig: Die nach dem Zusammenbruch der traditionsreichen Swissair neu aufgebaute nationale Schweizer Fluglinie soll unter dem Namen SWISS fliegen. Das teilte der Chef der Crossair, André Dosé in Basel mit. Die neue Gesellschaft wird die meisten Kurz- und Langstreckenflugzeuge der Swissair übernehmen.
Brule und Dose Das Markenüberprüfungsverfahren ist immer noch im Gang. Die Firma soll SWISS AIR LINES heissen, SWISS ist eine Marke, deren Erscheinungsbild markenrechtlich geschützt werden kann, wenn es eine gewisse Originalitaet aufweist. "SWISS" ist als Wort allein nicht schützbar. Die Sache ist vergleichbar mit dem Markenauftritt ZÜRICH, der ZÜRICH FINANCIAL SERVICES GROUP. Die Fluggesellschaft kann mit dem Wort SWISS alleine - im Unterschied zu SWISSAIR- kein Franchising betreiben. Eine weiteres Problem ist die Akzeptanz beim Publikum. Wird man sagen: ich fliege mit SWISS? Oder hört man plötzlich wieder SWISS-AIR?


Nachtrag 5. Februar. Das Kreuz mit dem Kreuz. Neues Schweizerkreuz Der Star-Designer Tyler Brûlé hatte angeblich das Schweizerkreuz an den neuen Swiss-Flugzeugen falsch dargestellt: Das Kreuz hat längere Arme als das offizielle Schweizerkreuz. Nach dem Bundesbeschluss aus dem Jahr 1889 müssten die Arme ein Sechstel länger als breit sein. Der Designer hielt sich absichtlich nicht daran. Er wollte bewusst schlankere Arme.
Kritiker beanstandeten auch das dunklere Rot. "Jetzt haben wir ein magersüchtiges Kreuz auf einem eingedickten Himbeersirup", schreibt Hermann Strittmatter, der 30 Jahre für Swissair gearbeitet hat. Rechtlich lässt sich jedoch am Wappen nichts mehr rütteln. Trotzdem will sich SVP Nationalrat Schluer im Parlament gegen das falsche Kreuz wehren. Ist dies ein moderner Kreuzzug oder nur ein Schildbürgerstreich? Erkenntnis: Kommunikationsprobleme kann es nicht nur durch Worte geben.

Nachtrag 6. Februar Der Pressespiegel macht deutlich, dass sich erwartungsgemäss Kritiker und Skeptiker zum neuen Auftritt der SWISS äusserten. Die Boulevardzeitung Blick veröffentlichte am 6. Februar den Vorwurf, dass der Name und Schriftzug "geklaut" seien: Zwei bekannte Schweizer Logos benützten die selben Elemente, die vom Designer entworfen worden seien. Das Label für Schweizer Qualität mit der Armbrust habe denselben Schriftzug und die CARITAS habe hinter ihrem Namen auch den analogen Wortblock Schweiz Suisse Svizzera Svizra

Hat der Schweiz-Fan Brûlé die alten Traditionslogos abgekuckt? Der Kanadier wies den Vorwurf vehement zurück: Die Schweiz wolle doch keine Wilhelm-Tell-Airline!
Swiss und Crossairsujets Gewiss werden die Schweizer - trotz dieser nachträglichen Wirbels - fleissig mit der neuen SWISS fliegen. Bürgt doch der Name für Zuverlässigkeit und Qualität. Zudem erfüllt SWISS all jene Elemente, die wir oben gefordert hatten. Wie bei Aussagen im rhetorischen Bereich musste der Begriff adressatengerecht gewählt werden: er musste kurz, verständlich sein und die gewünschten Assoziationen bewirken. Bei SWISS ist dies bestimmt der Fall.

Nachtrag 2. März: Disput um Markenrechte
Das Management der SAirGroup hat bei Handelsgericht in Zürich unverhofft eine Klage gegen die Crossair AG eingereicht. Der Name SWISS und auch die Verwendung des Firmennamens Swiss Air Lines Ltd. sollen verboten werden!
Ausgerechnet vor dem Start der SWISS bringt nun dieser Rechtsstreit Unruhe ins Tagesgeschäft. Die Geschichte ist jedenfalls nicht eindeutig. Denn beim Firmennamen Swiss Air Lines Ltd. scheint die SAirGroup am längeren Hebel zu sitzen. Schliesslich transportierte die Swissair schon in den Fünfziger Jahren ihre Kunden unter dem Namen Swiss Air Lines. Und Ende November schätzten Fachleute die Marke Swissair auf knapp 700 Millionen Franken. Der Streit um die Namenrechte ist alles andere als entschieden. Der Name wird zum Juristenfutter.

Swiss kann abheben, Photoquelle: blick.ch Nachtrag 5. März: SWISS kann abheben Das Zürcher Handelsgericht entschliesst, das die Swiss unter dem Namen "Swiss" abfliegen kann. Der "SAirGroup" würde mit diesem Namen kein Schaden zugefügt denn es bestehe kein Freihaltebedürtfnis der klagenden Partei. es bestehe auch keine Verwechslungsgefahr. Ferner sei der Gebrauch des Schweizerkreuzes selbstverständlich für die grösste Fluggesellschaft des Landes.


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