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www.rhetorik.ch aktuell: (4. Feb. 2003)

Schummelei im Fernsehen lohnt sich nicht


Schoeneberger show Die Talk - Premiere vom 1. Februar im ZDF mit Barbara Schöneberger hätte peinlicher nicht sein können. Nur Stunden nach dem tragischen Columbia- Desaster am Himmel wurde die Show ausgestrahlt. Schoeneberger show


Den Zuschauern wurde vorgegaukelt, es werde live ins Sportstudio geschaltet, um die "Schöneberger-Show" für 23:15 anzukündigen. In Wirklichkeit handelte es sich jedoch um einen vorproduzierten Einzelfilm. Damit war die Ankündigung Schönebergers weniger schön.

Sie versprach kurz nach dem Unfall
Ein kleines Feuerwerk der guten Laune.


Diese Metapher, unmittelbar nach eingeblendeten Bilder über das Feuerwerk der verglühten "Columbia Raumphäre" war natürlich deplaziert. Leider griff auch bei folgendem Gag kein Fernsehverantwortlicher korrigierend ein.

Noch unschöner wirkte die Schönebergersequenz mit dem Comedystar Anke Engelke. Es wurden - sage und schreibe - Raumfahrt-Gags zum Besten gegeben. Auch hier griff kein Sendeverantwortlicher ein. Popsänger Sasha spielte einen alten Sketch nach. Sasha fragte:

"Bin ich durch die Erdatmosphäre eingedrungen?"
Herbig fragte:

"Bist Du nicht verglüht?"
Dann stieg Schöneberger selbst in die Raumfähre.

"Ich kann nicht nur Autofahren. Ich kann sogar Raumschiff fliegen."
Hierauf gipfelte Schönebergers unschöner Gag in einer weiteren Peinlichkeit. Die Moderatorin musste eine Art riesige Tunfischdose zerstören, die auf die Erde zu stürzen drohte. Dann folgte die geplante Pointe:

"Der Aufprall entspricht dem Urknall mal vier."


Da war niemandem mehr zum Lachen. Unglücklicher hätte eine neue Show wohl kaum starten können.


Fazit: Die peinliche Premiere Panne hätte abgefedert werden können:
  • durch eine verantwortliche Person am Anfang der Sendung.
  • indem den Zuschauern offen gesagt worden wäre, was vorher schon aufgezeichnet worden war.
  • indem die eher ich-bezogene Barbara Schöneberger mit einer Entschuldigung über den Schatten gesprungen wäre.
  • der Sender hätte ohne grossen Aufwand - mit einer Untertitelung die Zuschauer informieren können, dass die fragwürdigen Sequenzen vor der Katastrophe aufgezeichnet worden waren.
  • die Moderatorin hatte genügend Zeit gehabt, beim Sender telefonisch zu intervenieren. Die unpassenden Gags waren ihr bekannt. Von Überraschung kann in diesem Fall keine Rede sein.


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