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www.rhetorik.ch aktuell: (2. Feb. 2003)

Medienberichterstattung beim Columbia Unglück




Endlosbilder des Unglücks


BBC Berichterstattung des Columbia Unglücks Nachdem am 1. Februar die US-Raumfähre "Columbia" auf 60 Kilometer Höhe auseinandergebrochen war und sieben Astronauten den Tod fanden, standen wiederum viele TV- Stationen vor einem Dilemma: Wie oft sollen oder dürfen diese Bilder wiederholt werden? Einige Nachrichtensender blendeten den gefilmten Ablauf als "Endlosfilm" in einer Ecke des Bildschirmes ein. Während der ganzen Nacht vom Samstag auf den Sonntag waren diese Aufnahmen auf allen Kanälen - in allen Variationen - zu sehen.


Krisenkommunikation






Obwohl nach 8 Uhr morgens in den USA ziemlich schnell klar war, dass eine Tragödie passiert war, war für eine lange Zeit nur von einem "Kommunikationsabbruch mit Columbia" die Rede. CNN liess diese Version für Stunden, während andere Medien schon vom Absturz "wussten". Tatsächlich hatten Leute in Texas schon Trümmer in ihrem Gärten, auf Strassen oder sogar in ihrem Haus gefunden. Die offizielle Bestätigung vom Unglück kam erst Stunden später. Vorbildlich war, dass niemand voreilige Schlüsse zog, oder spekulierte, auch nach wiederholtem Nachhaken der Reporter, die Stunden der Ungewissheit mit Sprechen und Interviews füllen mussten.





Der 11. September


Nach dem 11. September erlebten die Fernsehzuschauer bereits das Phänomen von endlosen Wiederholungen einer Katastrophe. Die Bilder des Einschlages der Flugzeuge wurde nicht nur vom Fernsehen gefilmt. Es gab auch unzählige Amateurfilme. Die Menschheit konnte die Horrorszene der in sich zusammenstürzenden Hochhäuser in allen Variationen mit ansehen.
In diesem Fall hatten wir auch das Zusammenspiel von Medien mit Terroristen beschrieben. Da der Anschlag für die Terroristen ein "Gelungener Anschlag gegen die westliche kapitalistische Finanzwelt" war, wurde nach diesem Ereignis einmal mehr die Grenze zwischen Informationspflicht und dem Vorenthalten von Informationen bei Katastrophenszenarien diskutiert.
Im Nachhinein hat sich aber gezeigt, dass die Bilder Gegenkräfte mobilisiert haben, die die Terroristen nicht vorausgesehen hatten. Im Westen wurden fast fanatische Kräfte zur Eindämmung des Terrorismus frei.

Bildbeeinflussung


Dass Bilder Menschen beeinflussen können ist klar:
  • Nach der Katastrophe in New York gab es Menschen, die nach dem wiederholten Sehen der Anschläge nicht mehr ruhig schlafen konnten.
  • Kriegsbilder aus Vietnam bewirkten damals sehr viel. Sie führten zu einen Stimmungswandel in den Vereinigten Staaten.
  • Die Bilder des Columbia-Desasters haben Erinnerungen an das Challengerunglück wachgeweckt und schon dazu geführt, dass offen die Einmottung der Spaceshuttles und somit ein vorläuffiges Ende der bemannten Raumfahrt gefordert wurde. ("Time Magazin" vom 2. Februar). Auch im Amerikanischen Kongress wird eine Debatte über die Weiterführung der Weltraumfahrt erwartet. Es wurde auch gefragt, ob die Kostenbekämpfungen bei der NASA zusehr die Sicherheit der Astronauten beeinträchtig habe.


Bildzensur




Verantwortungsvolle Bildvorenthaltung


Das Columbiaunglück zeigte auch, dass Medienschaffende mit Bildern verantwortungsvoll umzugehen gelernt haben.




  • Die Angehörigen, die während der Landung gefilmt wurden, sind nach dem Aufbrechen der Columbia von den Kameras weggeführt worden. Ilan Ramon's Vater, Eliezer Wolferman, der in einer Fernsehstation in Jerusalem die Landung kommentieren sollte und live interviewt wurde, als die Nachricht kam, dass die Raumfähre Probleme hatte, schaltete das Fernsehen zu einem Reporter am Kennedy Space Center.
  • Während Trümmerteile der Columbia am Fernsehen oder in den Zeitungen gezeigt wurden, sind auf den Boden gefallene menschliche Überreste der Astronauten nicht gezeigt worden.


Links zum Thema:




Nachtrag vom 4. Februar: Ursachensuche


Zwei Tage nach dem Unglück wird vermutet, dass vom Tank abgefallenes Isoliermaterial beim Start den linken Flügel getroffen hat. Fernsehbilder lassen auch vermuten, dass der Flügel Risse hatte.



Nachtrag vom 4. Februar: Unschöne Geschichten


  • Es habe Leute im Unglücksgebiet gegeben, die sich geweigert hätten, gefundene Trümmerteile wegzugeben, oder Suchteams auf ihr Grundstück zu lassen.
  • Memorabilien des Todes wurden für kurze Zeit auch auf dem online Auktionsplatz EBey angeboten. Aber schon am Samstagabend hatte Ebey die Angebote zum Verschwinden gebracht.
  • Wie immer bei solchen Unglücken waren auf dem Internet auch bald Verschwörungstheorien im Umlauf. Ein offensichtlicher Aufhänger war, dass Columbia über dem texanischen Ort Palestine aufgebrochen war und ein Israelischer Astronaut an Bort war.
  • Wie auch beim WTC Anschlag vom 11. September wurden Webseitenaddressen reserviert und zum Verkauf angeboten. So zum Beispiel www.columbiablast.com.


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