Endlosbilder des Unglücks
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Nachdem am 1. Februar die US-Raumfähre "Columbia" auf 60 Kilometer Höhe
auseinandergebrochen war und sieben Astronauten den Tod
fanden, standen wiederum viele TV- Stationen vor einem Dilemma: Wie oft
sollen oder dürfen diese Bilder wiederholt werden? Einige Nachrichtensender
blendeten den gefilmten Ablauf als "Endlosfilm" in einer Ecke des
Bildschirmes ein. Während der ganzen Nacht vom Samstag auf den Sonntag waren
diese Aufnahmen auf allen Kanälen - in allen Variationen - zu sehen.
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Obwohl nach 8 Uhr morgens in den USA ziemlich schnell klar war, dass eine Tragödie
passiert war, war für eine lange Zeit nur von einem "Kommunikationsabbruch
mit Columbia" die Rede. CNN liess diese Version für Stunden, während
andere Medien schon vom Absturz "wussten". Tatsächlich hatten Leute in
Texas schon Trümmer in ihrem Gärten, auf Strassen oder sogar in ihrem
Haus gefunden. Die offizielle Bestätigung vom Unglück kam erst Stunden
später. Vorbildlich war, dass niemand voreilige Schlüsse zog, oder
spekulierte, auch nach wiederholtem Nachhaken der Reporter, die Stunden der Ungewissheit
mit Sprechen und Interviews füllen mussten.
Nach dem 11. September erlebten die Fernsehzuschauer bereits das Phänomen
von endlosen Wiederholungen einer Katastrophe. Die Bilder des
Einschlages der Flugzeuge wurde nicht nur vom Fernsehen gefilmt. Es gab auch
unzählige Amateurfilme. Die Menschheit konnte die Horrorszene der
in sich zusammenstürzenden Hochhäuser in
allen Variationen mit ansehen.
In diesem Fall hatten wir auch das Zusammenspiel von Medien mit Terroristen
beschrieben. Da der Anschlag für
die Terroristen ein "Gelungener Anschlag gegen die westliche kapitalistische
Finanzwelt" war, wurde nach diesem Ereignis
einmal mehr die Grenze zwischen Informationspflicht und dem Vorenthalten von
Informationen bei Katastrophenszenarien diskutiert.
Im Nachhinein hat sich aber gezeigt, dass die Bilder Gegenkräfte mobilisiert
haben, die die Terroristen nicht vorausgesehen hatten. Im Westen wurden fast fanatische
Kräfte zur Eindämmung des Terrorismus frei.
Dass Bilder Menschen
beeinflussen können ist klar:
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Nach der Katastrophe in New York
gab es Menschen, die nach dem wiederholten Sehen der Anschläge nicht mehr
ruhig schlafen konnten.
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Kriegsbilder aus Vietnam bewirkten damals sehr viel. Sie führten
zu einen Stimmungswandel in den Vereinigten Staaten.
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Die Bilder des Columbia-Desasters haben Erinnerungen an das Challengerunglück
wachgeweckt und schon dazu geführt, dass offen
die Einmottung der Spaceshuttles und somit ein vorläuffiges Ende der
bemannten Raumfahrt gefordert wurde.
("Time Magazin" vom 2. Februar). Auch im
Amerikanischen Kongress wird eine Debatte
über die Weiterführung der Weltraumfahrt erwartet. Es wurde auch
gefragt, ob die Kostenbekämpfungen bei der NASA zusehr die Sicherheit
der Astronauten beeinträchtig habe.
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- Medienzensuristen wissen, was Bilder bewirken können.
In Diktaturen wurden und werden die Medien von den Machthabern
als erstes in die Obhut genommen.
- Im Golfkrieg sowie in Afghanistan wurde die Bildberichterstattung
restriktiv geführt. Man sah zwar Bilder von Bombardierungen.
Opfer wurden aber sehr selten gesehen.
- Das kommunistische China kämpft heute vor allem gegen das
Internet als Informationsmedium und unterhält einen Firewall zur
Filterung. Die Harvard Law School
dokumentiert
die Internetfilterung durch diesen Firewall und erlaubt
Benützern auch Tests, welche Webseiten in China betroffen sind.
- Bei einem Unglück einer Chinesischen
Satellitenrakete im Jahre 1996 konnte später
in Erfahrung gebracht werden, dass brennende Teile auf Häuser gefallen sind.
Bei der Liveübertragung kappte jedoch das Fernsehen die Bilder nach der Explosion.
Es kam zu einer Bildstörung. Niemand konnte die Katastrophe am Boden sehen, die
offiziell 6 Tote und 57 Verletze gefordert hatte und 80 Häuser in
Mitleidenschaft gezogen hatte.
Herausgeschmuggelte Amateurvideofilme lassen aber vermuten, dass viel mehr
Menschen getötet worden sind.
Verantwortungsvolle Bildvorenthaltung
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Das Columbiaunglück zeigte auch, dass Medienschaffende mit Bildern
verantwortungsvoll umzugehen gelernt haben.
- Die Angehörigen, die während
der Landung gefilmt wurden, sind nach dem Aufbrechen der Columbia von den
Kameras weggeführt worden. Ilan Ramon's Vater, Eliezer Wolferman, der in
einer Fernsehstation in Jerusalem die Landung kommentieren sollte und live
interviewt wurde, als die Nachricht kam, dass die Raumfähre Probleme hatte,
schaltete das Fernsehen zu einem Reporter am Kennedy Space Center.
- Während Trümmerteile der Columbia am Fernsehen oder in den Zeitungen
gezeigt wurden, sind auf den Boden gefallene menschliche Überreste der
Astronauten nicht gezeigt worden.
Nachtrag vom 4. Februar: Ursachensuche
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Zwei Tage nach dem Unglück wird vermutet, dass vom Tank abgefallenes
Isoliermaterial beim Start den linken Flügel getroffen hat. Fernsehbilder
lassen auch vermuten, dass der Flügel Risse hatte.
Nachtrag vom 4. Februar: Unschöne Geschichten
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- Es habe Leute im Unglücksgebiet gegeben, die sich geweigert hätten,
gefundene Trümmerteile wegzugeben, oder Suchteams auf ihr Grundstück zu lassen.
- Memorabilien des Todes wurden für kurze Zeit auch auf dem online Auktionsplatz
EBey angeboten. Aber schon am Samstagabend hatte Ebey die Angebote zum Verschwinden gebracht.
- Wie immer bei solchen Unglücken waren auf dem Internet auch bald
Verschwörungstheorien im Umlauf. Ein offensichtlicher Aufhänger war,
dass Columbia über dem
texanischen Ort Palestine aufgebrochen war und ein Israelischer Astronaut an Bort war.
- Wie auch beim WTC Anschlag vom 11. September wurden Webseitenaddressen reserviert
und zum Verkauf angeboten. So zum Beispiel www.columbiablast.com.
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