Nationalrat Blocher hat sich als Rhetoriker in der Schweiz einen Namen
gemacht. Adressatengerechtes bildhaftes Reden ist ihm sicherlich
kein Fremdwort. In der Sonntagszeitung vom 2. Dez 2000 gibt jedoch
ein Zitat Blochers mehr als zu denken:
"Führung", so behauptet Christoph Blocher, "misst sich am Erfolg."
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Nur daran sei die Qualität des Chefs zu messen:
"Kommunikation, Umgangsformen,.... machen nicht das
Wesentliche der Führung aus."
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Damit ist für Blocher der Ton und der Stil nur zweitrangig.
Alles wird damit eindeutig dem Auftrag untergeordnet. Auf dem Weg zur
Erfüllung des Auftrages sind damit die Personen weniger wichtig.
Blocher meint sogar:
"Erfolgreiche Führungespersönlichkeiten haben vor allem
eine gemeinsame Eigenschaft: Sie zeigen eine-manchmal fast
unheimliche- Verpflichtung gegenüber der Sache."
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Klipp und klar findet der bekannte Politiker sogar:
"Von menschenorientierter Führung halte ich nichts."
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Jeder Kommunikationsfachmann weiss, dass im Dreieck
Sender-Empfänger-Sache alles wichtig ist:
Nämlich das ICH das DU und die SACHE. Wenn nun ein
Manager die Sache über den Menschen stellt und explizit die
menschenorientierte Führung ablehnt, so zeigt er, dass er
überhaupt nicht verstanden hat, was Kommunikation ist.
Die Japaner umschreiben Kommunikation mit "Vertrauen vermitteln".
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Wer nun die Menschen der Sache unterordnet, so wie es Blocher meint,
der wird kein Vertrauen vermitteln können.
Blochers sachorientiertes Kommunikationsverständnis wird
früher oder später scheitern.
Gewiss hat auch Christoph Blocher das Buch von Rudolf Steiger
"Menschenorientierte Führung" nicht gelesen,
sonst würde er sich nicht zu den zitierten (mehr als
fragwürdigen) Äusserungen verstiegen haben. Mit Interesse
werden wir nun mitverfolgen, wie sich das angebliche Erfolgsrezept
Blochers im Alltag konkret auswirken wird. Alle, die glauben, der
"Ton und das Wie des Kommunizierens" spiele eine untergeordnete
Rolle, die haben früher oder später ein böses
Erwachen.
1999 glaubte übrigens auch Bundesrat Leuenberger noch, das
"Wie" spiele bei Kommunikationsprozessen keine gosse Rolle.
Es komme lediglich darauf an, dass eine Aussage stimme.
Leuenberger hielt auch von Rednerschulungen nichts. Doch Bundesrat
Leuenberger scheint die Meinung aus dem Jahre 99 revidiert zu haben.
Jedenfalls achtet er heute auch darauf, dass das "Wie" mit dem
"Was" besser übereinstimmt.
Nachtrag vom 19. Januar 2001
An der Albisguetlitagung am 19. Januar 2001 (einer Veranstaltung der SVP) zeigte
Bundespräsident Leuenberger, dass er unter Kommunikation mehr meint, als
nur stilvolle Rhetorik und geistreiches Reden. Mit seiner Grundhaltung:
"Den Dialog mit Andersdenkenden suchen"/"Das Gespräch als Grundlage
der direkten Demokratie sehen." Mit dieser gelebten Einstellung bewies
Leuenberger, dass er das, was wir unter Kommunikation verstehen, vorgelebt
hat. Wir erinnern uns noch an die Gesprächsverweigerungen
der Bundesräte Stich und Dreifuss (betraf auch die Albisguetlitagung).
Die Bereitschaft, das Gespräch auch mit Gegnern zu suchen und damit auch
die Chance des eigenen Auftrittes zu nutzen, sollte viel mehr Schule machen.
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