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Zienterra wurde vor dem Interview kurz vorgestellt. Zienterra ist einer der
erfolgreichsten Rhetoriktrainer in Deutschland und hatte gerade sein 30 jähriges
Berufsjubiläum gefeiert. Bei der Einführung in die Thematik war unter anderem zu
erfahren, dass er Managern und Spitzenpolitikern beibringt, wie man auch mit "Ja"
"Nein" sagen kann. In der folgenden Transcript wurde der Stil nicht korrigiert und
Bindestriche symbolisieren Pausen.
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Journalist:
"Wie sagt man denn eigentlich mit Ja - Nein?"
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Zienterra:
"Wenn ein Problem da ist - wie jetzt - (man hat einen Auftritt), - dann
neigt man natürlich dazu - aufgeregt zu sein.
Und man sagt dann viel viel lieber "Nein", damit bin ich nicht richtig
einverstanden, nein das geht nicht. Aber man könnte viel eher sagen: Ja es
ginge. Ja es wäre möglich. Ja - unter den Umständen.
Man kann es also positiver sagen, um die Mitmachbereitschaft - des andern zu erhalten
Dass das Ja und das Nein - ganz wichtig im Leben sind, das wissen wir vom
Entscheidungsprozess. Hätten sie damals Ja gesagt, oder hätten sie damals
Nein gesagt, dann wären wir schon ein Stück weiter. Im Entscheidungsprozess
ist das nicht wegzudiskutieren. Aber in der Kommunikation - ist es - eine Regel,
dass man sagt: Niemals sagen: Nein, das geht nicht, weil ... sondern immer:
Ja, es ginge, oder: Ja es wäre möglich, Punkt, Punkt, Punkt."
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Journalist:
Hochinteressant. Wenn auch etwas kompliziert.
Darüber wollen wir heute reden.
Als Zahnarzt schaut man ja dem Gegenüber zuerst auf die Zähne.
Als Schuhverkäufer vielleicht auf die Schuhe.
Als Rhetoriktrainer- wenn Sie einen Menschen kennenlernen -
worauf achten Sie zuerst?
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Zienterra:
Auf die Nasenwurzel. Sie können nicht verhindern, dass Sie das gesamte Gesicht
mitbekommen. Aber die Kaffer in Afrika sagten: Ich sehe Dich.
Und die Begegnung ist - wenn man auch "Guten Morgen" sagt - oder: "Guten
Tag" sagt, dass man also wirklich den andern wahrnimmt....
Und deshalb: Ich sehe Dich - Ich nehme Dich wahr.
Und das ist also der Du- Standpunkt auch von Martin Buber, der da sagte:
Die Existenz eines Menschen beginnt dann, wenn er wahrhaft Anteil nehmen
kann. Wenn er wirklich reflektieren kann. Wenn er an den Problemen des
Andern auch wirklich Anteil nehmen kann.
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