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Die griechischen Sprintstars Kostas Kenteris und Ekaterini
Thanou haben
aufgegeben. Aber die Hintergründe des Doping-Märchens lassen
Böses ahnen.
Die beiden Spitzenathlethen hatten sich schon einmal der Dopingkontrolle entzogen
Beim letzten Fall entwischten sie einer Kontrolle, weil sie angeblich einen
Töffunfall erlitten haben. Doch weder das Motorrad, noch Zeugen konnte
gefunden werden. Man vermutete, dass sie sich mit der "Motorradgeschichte"
der Anhörung entziehen wollten. Das Motorrad wurde nämlich völlig
unbeschädigt gefunden.
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Der Sturm um das Doping-Märchen scheint sich zwar etwas gelegt zu
haben. Aber noch gibt der aufgewirbelte Staub nicht den Blick frei auf
die Schäden, die das Spektakel hinterlassen hat.
Rhetorisch interessant ist das Verhalten des vermutlichen Sünders.
Kenteris hatte heroisch nach seiner 50-minütigen Anhörung
durch die Disziplinarkommission des Internationalen Olympischen
Komitees (IOC) gesagt:
"Ich ziehe mich in voller Verantwortung und im Interesse des Landes
von den Olympischen Spielen zurück."
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Dabei ging es ihm aber wahrscheinlich nur darum, besser wegzukommen.
Wäre er verurteilt worden, hätte das langfristigere,
und vor allem finanzielle Konsequenzen gehabt.
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Kenteris gab auch die Trennung von seinem Trainer
Christos Tzekos bekannt, der ebenfalls seine Akkreditierung
zurückgab. Tzekos selbst meinte, dass er nicht verstehe, warum
"So ein kleines prozedurales Problem Geschichten für sechs Tage
liefert".
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(Dies erinnert an Krenns Verhalten).
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Auch Thanou, die wie Kenteris zu mehreren Dopingkontrollen nicht
erschienen war, wird nicht starten und so einem
vermuteten Ausschluss zuvorkommen.
Die griechischen Olympiafunktionäre beschworen die beiden:
endlich die Spiel-Akkreditierungen zurück zu geben. Im
Athener Hilton-Hotel verabschiedete sich IOC-Chef Jacques Rogge
vor einem Nostalgie-Ausflug ins antike Olympiastadion, dem Geburtsort
der Bewegung, mit einem klaren Arbeitsauftrag: Er wünsche, dass
die Sache erledigt ist, bis er nachmittags zurück sei.
Um die Sache zu klären, müssen nun Indizien gefunden werden.
Ein nachträgliche Doping-Test wäre nur noch Materialverschleiss
gewesen. Das Pärchen verliess am Dienstag in gefasster
Stimmung das Krankenhaus. Dieses Gebäude ist nicht nur berühmt,
weil es tagelang auf allen Fernsehkanälen zu sehen war, sondern weil von dort auch
nützliche und anonyme Bulletins kamen und eine gut
funktionierende Dialysestation installiert ist ...
Nachdem tagelang keine Zeugen für den Motorradunfall gefunden werden
konnten und auch unklar war, wer die beiden Gefallenen denn ins Krankenhaus
gebracht hatte, meldeten sich nun plötzlich neun beim griechischen Fernsehen
Menschen, die die beiden gefahren haben wollen.
Vieles bleibt im Dunkeln. Arne Ljungqvist, Chef der Medizinkommission meinte:
"Im Krankenhaus zu testen, ist sinnlos. Es wäre alles nur Trickserei.
Es wäre ganz sicher ein negatives Resultat herausgekommen."
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Vor dem IOC sagten die beiden Sportler nicht viel mehr. Kenteris:
"Mir wird Unrecht getan, ich habe nie Verbotenes genommen",
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Das IOC ist nun fein raus, aber der Weltverband IAAF
wird sich doch noch mit dem Fall befassen müssen.
Trainer Tzekos war sich auch nach dem Abschied von Olympia keiner
Schuld bewusst:
"Ich glaube weiterhin, keine Fehler gemacht zu haben".
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Der Athener Oberstaatsanwalt Papalangelopoulos wird aber
weiter Arbeit haben. Schon
im Frühjahr war Coach Tsekos, der auch Importgeschäfte
mit Medikamenten und Nahrungsergänzungsmitteln betreibt, in das
Fahrwasser des Skandals um den amerikanischen Sportdrogendealer Balco
geraten. Auf den von den US-Behörden dokumentierten E-Mails des Balco-Chefs
Victor Conte befanden sich griechische Adressaten, schreibt die
Süddeutsche Zeitung", griechische Medien berichten, Tsekos sei
namentlich benannt als Empfänger einer Lieferung.
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Inzwischen distanzieren sich alle von ihm. Auch jene, die ihn lange
hofierten und ihn bezahlten. Nach einem Bericht des Radiosenders Sky hatte
der nun offiziell zürnende Sportminister eine Untersuchung beantragt
- schon im Frühjahr. Aber so richtig intensiv hatte man vor Olympia
wohl nicht nachschauen wollen bei Tsekos - was sich nun rächt.
Der Trainer selbst könnte sich noch rächen. Jannis
Stamatopoulos, der Teamleiter der griechischen Leichtathleten, die sich
nun alle unter Generalverdacht sehen, klagte bereits, dass sie
Tsekos seit langem nicht mehr kontrollieren konnten.
Die Athener Tageszeitung "Eleftherotypia" rettet mit schwarzem Humor:
"Griechenland holt Medaille beim Doping-Handel!"
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Im griechischen Fernsehen drohte der erfolgreiche Importeur Tsekos,
"alles zu erzählen, wenn die Jagd nicht beendet werde."
Dies sind Worte, die manchem Verbandsmitglied noch Schweiß auf die
Stirn treiben könnte.
Für die Sportler Kenteris und Thanou ist die Zukunft ungewiss.
In den Arenen der Welt werden sie kaum noch erwartet werden. Die Firma
Adidas, ein Ausrüster von Thanou, will noch abwarten.
Unternehmenssprecher Oliver Brüggen:
"Wir betreiben keine Vorverurteilung. Aber in dem Vertrag mit Thanou gibt
es eine Klausel, das er sofort gekündigt wird, wenn Doping
nachgewiesen wird".
Kenteris hat Sponsorenverträge mit griechischen
Telekommunikationsunternehmen, die sich auf geschätzte eins
bis eineinhalb Millionen Euro belaufen. Thanou erhält ungefähr
die Hälfte.
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Markus Deggerich im "Spiegel":
"Egal, wie das Motorradmärchen des griechischen Sprint- und
Spritzgottes ausgeht. Selbst wenn er unschuldig ist, befindet er
sich im freien und teuren Fall aus dem Olymp. Unklar ist, wen er noch
mitreißt. Den Doping-Geruch wird er nie wieder los - selbst wenn
Kenteris die nächsten 108 Jahre barfuß Gold gewinnt. Sein
Ausrüstungssponsor hat bereits Plakate mit seinem Konterfei
verhängt. Nicht die Götter müssen verrückt sein. Die
Sportwelt ist es."
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